Die Tierärzte und Toxikologen der Vergiftungs-Hotline in den USA haben ihre „Top-Ten“ der häufigsten Katzenvergiftungen im Haushalt veröffentlicht. Ein Sprung nach oben machten auf der 2016er-Liste Humanmedikamente, etwa Antidepressiva oder ADD/ADHD-Medikamente für Kinder.
(hh/jh) – Top-Ten-Vergiftungs-Liste 2016
Platz 1 – Lilien
Erneut auf Platz 1 stehen Lilien, insbesondere Oster-, Tiger- und asiatische Lilien. Sie sind für Katzen hochgiftig. Schon ein oder zwei Blätter, Blütenstücke, Blütenstaub oder sogar Wasser aus der Vase können Nierenversagen verursachen. Dessen müssten sich alle Katzenhalter unbedingt bewusst sein, sagen die Experten der US-amerikanischen Pet Poison Helpline. Sie sollten die Blumen unbedingt auch in Sträußen erkennen können. Informationen liefert (auf englisch) diese Webseite.
Platz 2 – Haushaltsreiniger
Zwar gelten Rückstände der meisten Allzweckreiniger nach der (korrekten) Anwendung als ungefährlich. Doch konzentrierte Produkte – insbesondere Toiletten- oder Abflussreiniger – können chemische Verbrennungen verursachen. Deshalb müsse man unbedingt dafür sorgen, dass während der Einwirkzeit keine Katzen in den Raum gelangen können. Haushaltsreiniger generell nicht nur kinder-, sondern auch katzensicher aufbewahren. Auch auf Reiniger, die
Phenol und Kiefernöl enthalten, sollte man verzichten, da Katzen darauf empfindlich reagieren.
Platz 3 – Floh- und Zeckenschutz-Produkte für Hunde
Antiparasitika für Hunde, die auf Pyrethroiden basieren sind für Katzen Gift. Sie verursachen Zittern und Krampfanfälle und können tödlich sein. Mehr dazu in diesem Artikel.
Katzen reagieren wegen ihrer verminderten Glucuronyltransferaseaktivität und ihrem Fellpflegeverhalten empfindlicher gegenüber Pyrethroiden als Hunde. Gefährlich für Katzen sind vor allem die hochkonzentrierten Spot-on Präparate, die für Hunde vorgesehen sind. Vergiftungsfälle sind auch möglich, wenn Katzen am selben Ort wie behandelte Hunde schlafen oder diese ablecken.
Die lethale Dosis dermal für die Katze liegt bei 100 mg/kg Körpergewicht Permethrin, sofern nicht therapiert wird.
Bei der Katze gibt es keine Korrelation zwischen der aufgetragenen Menge und dem Schweregrad der klinischen Symptome.
Quelle: Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie
Platz 4 – Human-Antidepressiva
Prozac, Cymbalta und Effexor – Antidepressiva machten in der 2016er US-Vergiftungsliste einen Sprung nach oben. Warum Katzen die Medikamente so attraktiv finden ist unklar. Sie haben aber schwere neurologische Folgen und auch Auswirkungen auf das Herz. Dringender Rat an die Tierhalter: Antidpressiva verschlossen und für Katzen unzugänglich aufbewahren.
Platz 5 – Schmerzmittel
Wirkstoffe, die für den Menschen relativ gut verträglich sind, können bei Kleintieren zu schweren Vergiftungen führen. Diclofenac und Ibuprofen dürfen bei Hund und Katze nicht angewendet werden. Unnötige Risiken lassen sich vermeiden, indem nur Wirkstoffe verabreicht werden, die für die Tierart zugelassen sind. Aber auch veterinärspezifische NSAIDs wie Carprofen und Meloxicam sollten mit Vorsicht angewendet werden.
Jedes Medikamente dieser Gruppe hätte es auch einzeln in die Top-Ten geschafft; sie wurden aber zu einem Punkt zusammengefasst.
Die antiphlogistische, analgetische und antipyretische Wirkungen beruhen auf der Hemmung der Prostaglandinsynthese durch Blockierung der Cyclooxygenasen (COX-1 und/oder COX-2). Unterschiedliche Mechanismen verursachen die Toxizität der nichtsteroidalen Antiphlogistika. Im Gegensatz zum Menschen werden beim Hund viele Wirkstoffe dieser Gruppe auch über die Galle ausgeschieden und unterliegen deshalb einem enterohepatischen Kreislauf.
Quelle: Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie
Platz 6 – Rattengift/Schädlingsvernichtungsmittel
Unter dem Kühlschrank, hinter Regalen – Katzen seien extrem geschickt, Schädlingsvernichtungsmittel zu finden, sagen die Amerikaner. Insbesondere Rodenticide, die Bromethalin enthalten, sind für Katzen sehr giftig und können Hirnschwellungen und tödliche Lähmungen verursachen – selbst wenn nur geringe Mengen aufgenommen wurden.
Platz 7 – ADD/ADHD Medikamente
Ebenfalls recht neu auf der Top-Ten-Liste der Katzenvergiftungen sind ADD/ADHD Medikamente. Für hyperaktive Kinder hilfreich, verursachen diese Medikamente bei Katzen Zittern, Hyperthermie, Herzprobleme, Krampfanfälle und können tödlich sein. Mit der teilweise unkritischen Verbreitung bei Menschen, steigt parallel das Vergiftungsrisiko für Katzen.
Platz 8 – Schokolade
Schokolade ist nicht nur für Hunde – Bericht und Behandlungstips siehe hier –, sondern auch für Katzen zunehmend ein Vergiftungsproblem und kann schon in kleinen Mengen (dunkle Schokolade) gefährlich sein und Symptome wie Erbrechen, Unruhe, Zittern, Krampfanfälle und Herzanomalien verursachen. Das gibt such für Milchschokolade in größeren Mengen.
Platz 9 – Paracetamol/Acetaminophen
Acetaminophen (APAP), in den USA am besten bekannt als Tylenol, in Deutschland als Paracetamol, ist für Katzen gefährlicher als für Hunde. Fast jede aufgenommene Menge gilt als giftig. Die minimal toxische Dosis beträgt 10 mg/kg Körpergewicht p.o.
Häufige Vergiftungssymptome sind Anorexie, Erbrechen, bräunliche Verfärbung von Zahnfleisch und anderen Schleimhäuten. Auch gibt es Schwellungen im Gesichts und an den Pfoten. Weitere Symptome sind Atemnot und Schock.
Normalerweis wird Paracetamol direkt über Konjugationsreaktionen der Ausscheidung aus dem Körper zugeführt. Durch Erschöpfung dieser Mechanismen (bei Katzen, bei Jungtieren, bei hohen Dosen von Paracetamol oder bei Verbrauch der Konjugationspartner) wird ein zusätzlicher Weg eingeschlagen, nämlich die P450-abhängige N-Hydroxylierung. Dabei entsteht ein reaktiver Metabolit, welcher durch die Glutathion-S-Transferase mit Glutathion konjugiert wird. Sobald das zelluläre Glutathion aufgebraucht ist, kann dieser reaktive Metabolit seine zytotoxische Wirkung durch Proteinbindung entfalten. Versuche an Ratten haben gezeigt, dass der Ernährungsstatus die Empfindlichkeit für Paracetamolvergiftungen drastisch beeinflussen kann: Tiere, die fasten, sterben an einer Dosis von Paracetamol, welche ad libitum gefütterte Tiere unbeschädigt überstehen können. Das primäre Zielorgan der Paracetamol-Toxizität ist die Leber. Bei Katzen kommt es zuvor zur Oxidation des Hämoglobins in den Erythrozyten (Methämoglobinbildung).
Säfte, die Pseudoephedrin oder Phenylephrin, enthalten, sind teilweise giftig. Sie wirken u.a. blutdrucksteigernd.
Quelle: Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie
Platz 10 – Zwiebeln und Lauch
Zwiebeln, Schnittlauch, Lauch oder Schalotten – fressen Katzen Pflanzen oder Pflanzenstücke der Allium-Spezies führt das zu oxidativen Schäden an den roten Blutkörperchen, sie können keinen Sauerstoff mehr transportieren. Auch Magen-Darm-Effekte wie Anorexie, Sabbern und Erbrechen können auftreten.
Außer der Reihe: Giftpflanzen
In den letzten Jahren nehmen Pflanzenvergiftungen zu. Die Ursache: In Häusern und Gärten halten immer mehr exotische Gewächse Einzug . Dadurch werden Haustiere mit ungewohnten Gefahrenquellen konfrontiert. Pflanzen haben eine grosse Vielfalt an verschiedenen toxischen Inhaltsstoffen.
Eine umfassende Übersicht an Pflanzen und deren potentiellen Gefahren bietet die Webseite des Institutes für Veterinärpharmakologie und -toxikologie der Universität Zürich hier und hier.