Rindertuberkulose ist in Großbritannien ein Problem: Über 32.500 Tiere wurden allein in 2016 bis Oktober schon getötet. Jetzt haben die Behörden 25 infizierte Jagdhunde einschläfern lassen. An den Hunden entzündet sich die Debatte, wie die Krankheit verbreitet wird: Über Dachse oder über infiziertes Fleisch im Hundefutter.
(aw) – Die mit boviner Tuberkulose infizierten und deshalb getöteten 25 Jagdhunde wurden in Aylesbury, etwa 70 Kilometer nordwestlich von London, gehalten. Infektionen mit Rindertuberkulose sind beim Hund sehr selten. Der letzte Fall in England liegt vier Jahre zurück. Damals war auch nur ein einzelnes Tier betroffen. Jetzt stehen allerdings 120 weitere Hunde der Meute unter Quarantäne. Sie werden seit Dezember nicht mehr zur Jagd eingesetzt.
Über 30.000 Rinder-TBC-Fälle pro Jahr
Bei Rindern in Großbritannien ist Tuberkulose nach wie vor weit verbreitet. Seit 2008 wurden hier (ohne Nordirland) jährlich zwischen 32.000 und 40.000 Rinder im Zusammenhang mit Tuberkulose getötet (tatsächlich infizierte Tiere, Kontakttiere und falsch-positive Reagenten). In 2016 waren es von Januar bis Ende Oktober bereits 32.598 Tiere. Ebenfalls häufig betroffen sind Alpakas.
Dachse als Infektionsquelle?
Die Schuld für die immer wieder auftretenden Infektionen geben viele Tierhalter den Dachsen, deren Population stark TBC-durchseucht ist. Dachse werden – zum Leidwesen von Tierschützern – deshalb inzwischen intensiv bejagt, ohne dass sich die TBC-Infektionslage deshalb aber deutlich gebessert hätte.
Tierschützer wie Eduardo B, Geschäftsführer von The League (League Against Cruel Sports), stellen jetzt eine Beziehung zwischen Hundejagd und TBC-Verbreitung her. In England dauert die Jagdsaison sechs Monate mit täglich etwa zwei Veranstaltungen: „Sehen wir hier vielleicht den wahren Grund, warum wir die Krankheit nicht unter Kontrolle bekommen?“ fragen die Tierschützer mit Blick auf den Jagddruck.
TBC-Verbreitung durch „infiziertes“ Hundefutter?
Die Behörden dagegen vermuten, dass sich die Hunde nicht über Kontakt mit Dachsen infiziert haben, sondern über Futter mit Fleisch erkrankter Rinder. Das aber wäre ein noch gravierenderes Problem. Allerdings ist die genaue Untersuchung über den Eintrag der Krankheit in die Hundemeute noch nicht abgeschlossen. Das Landwirtschaftsamt (DEFRA) und das Gesundheitsamt (Public Health England) suchen auch mit Genanalysen weiter intensiv nach der Infektionsquelle.
Jagd mit Hundemeuten ist verboten
Jagden auf Tiere mit Hunden sind in Großbritannien seit 2005 verboten. Trotzdem sind Meuten weiterhin Bestandteil der traditionellen Fuchsjagden in England und Schottland: 186 Foxhound-Meuten werden bei „Jagden“ eingesetzt. Allerdings folgen sie in der Regel künstlichen Fährten, die vorher vom Veranstalter gelegt wurden.
Kritiker bemängeln unter anderem, dass die Hunde im Verlauf der Jagden gelegentlich auf echte Tierfährten stoßen und so – wenn auch vom Veranstalter nicht geplant – doch wieder lebende Tiere jagen. So könnten die Hunde über den Jagddruck dazu beitragen, die Krankheit schneller zu verbreiten.
TBC bei Menschen – Schwerpunkt London
Tuberkulose ist nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen in Großbritannien ein Problem. Hier liegt der Schwerpunkt in London, wo durchschnittlich 40 Infektionen pro 100.000 Einwohner gezählt werden. Im Stadtteil Newham liegt die Infektionsquote mit 108 Fällen pro 100.000 Einwohner am höchsten. Vor allem Gefangene, Obdachlose, Drogensüchtige und Einwanderer leiden an der Erkrankung. Mittlerweile wird in London sogar die Impfung von Kleinkindern gegen die bakterielle Infektionskrankheit empfohlen.
Quellen:
Medienberichte (etwa hier) und Information des Fuchsjagdhundeverbandes
Übersichtsseite Rinder-TBC in Großbritannien
weitere Quellen im Text verlinkt