Können in Deutschland heimische Mücken das Zikavirus übertragen? Jein – es hängt von der Mückenart und den Temperaturen ab. Die regional vereinzelt vorkommende asiatische Tigermücke kann es – ab 27 °C. Die „klassischen“ deutschen Mücken der Gattung Culex sind dazu generell nicht in der Lage.
(aw/PM) – In der Humanmedizin sorgt das Zikavirus vor allem in Zusammenhang mit Missbildungen bei Kindern in letzter Zeit häufig für Schlagzeilen. Das Virus wird von Stechmücken der Gattung Aedes übertragen und zwar hauptsächlich von Aedes aegypti. Diese Art kommt in Deutschland nicht vor. Aber eine verwandte Art, die asiatische Tigermücke Aedes albopictes. Das Robert-Koch-Institut sieht ein Risiko, dass Reiserückkehrer ihrerseits Mücken mit Virus infizieren könnten.
Zika-Kompetenz: Mückenarten im Vergleich
Deshalb haben das Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) und die Gesellschaft zur Förderung der Stechmückenbekämpfung (GFS) untersucht, ob in Deutschland vorkommende Mücken die Krankheit übertragen können. Sie verglichen dabei heimische Mücken der Gattung Culex (Culex pipiens pipiens, Culex pipiens molestus, Culex torrentium) und Aedes albopictus aus Deutschland und Italien mit dem eigentlichen Hauptüberträger Aedes aegypti.
- Die gute Nachricht: Bei 18°C war keine Gattung in der Lage, im Anschluss an eine Blutmahlzeit (nach 14 und 21 Tage) das Virus weiterzugeben.
- Das Risiko: Bei Temperaturen von 27 °C gelang aber den Aedes-Arten eine Weitergabe der Infektion. Dabei waren die „Tigermücken“ (Aedes albopictus) sogar ähnlich effektiv, wie die eigentlich als Zikavirusträger geltende Aedes aegypti-Mücken.
- Die hierzulande weit verbreiteten Culex Arten schafften es auch bei den höheren Temperaturen nicht, eine Infektion auszulösen.
Kein flächendeckendes Risiko
Die asiatische Tigermücke ist allerdings (noch) nicht flächendeckend in Deutschland verbreitet. Bisher wurde sie erst in Freiburg, Heidelberg, Sinsheim und Jena gefunden. Es sei aber durchaus denkbar, dass eine Ausbreitung von Aedes in Kombination mit warmen Umgebungstemperaturen und Zika-infizierten Personen auch in Deutschland zu einer potentiellen Gesundheitsgefahr führen könnte. Noch ist dieses Risiko aber eher theoretischer Natur.
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RKI: Reiserückkehrer könnten Mücken infizieren
Trotzdem rät das Robert-Koch-Institut (RKI) Reisenden zu Vorsichtsmaßnahmen – damit die Mücken nicht zu Virusträgern werden (können). Reiserückkehrer aus Zika-Risikogebieten sollten – unabhängig davon, ob sie sich krank fühlen – möglichst verhindern, dass sie von Mücken gestochen werden, um diese nicht zu infizieren. Konkret empfiehlt das RKI für drei Wochen: helle, lange Kleidung zu tragen sowie Insektenschutzmittel und Insektengitter an den Fenstern verwenden.
Deutschland: Seit 2015 über 200 Zika-Fälle
Das Zikavirus verursacht immer wieder größere Infektionswellen, so etwa 2007 in Mikronesien und seit 2013 auch in anderen pazifischen Inselstaaten. Die Häufung von Infektionen in Süd- und Mittelamerika im Jahr 2015 hat dazu geführt, dass einige Sportler nicht bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien) angetreten sind. Die Infektion verursacht Hautausschläge, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Bindehautentzündungen und unter Umständen auch Fieber. Besonders problematisch ist die Infektion für ungeborene Kinder im Mutterleib. Bei ihnen kann das Virus Hirnfehlbildungen verursachen.