Erstmals für Europa hat das FLI in Deutschland einen neuen hochpathogenen Geflügelpest-Subtyp H5N5 in einer Putenhaltung nachgewiesen. Betroffen sind fast 32.000 Tiere in Schleswig Holstein.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor einem Pandemierisiko: Seit November haben fast 40 Länder Geflügelpestausbrüche mit verschiedensten hochpathogenen Virusvarianten gemeldet. (aktualisiert: 26.1.2016)
(jh) – Bisher war der Virustyp H5N8 seit November 2016 für 36 Ausbrüche in deutschen Nutzgeflügelhaltungen verantwortlich (Stand 24.1.2017). Bei dem neuen H5N5-Virus, dass in drei Beständen im Kreis Steinburg (Schleswig-Holstein) ausgebrochen ist, handele es sich möglicherweise um ein „Mischvirus“, eine Reassortante auf Basis des ursprünglichen H5N8-Virus, meldet das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). Diese entstehen, wenn in einem infizierten Tier mehrere Virussubtypen zeitgleich auftreten und bei ihrer Vermehrung Erbmaterial austauschen.
(Noch) kein Risiko für Menschen
Bisher wurden weltweit keine Infektionen mit HPAIV H5N5 beim Menschen beobachtet. Das Auftreten reassortierter H5N5 Influenzaviren, sei laut FLI nicht überraschend. Diese Möglichkeit des Genaustausches ist der Hauptgrund, warum die Behörden auch bei niedrigpathogenen Vogelgrippeausbrüchen die Geflügelbestände radikal töten lassen. Die aktualisierte FLI-Risikoeinschätzung zur Geflügelpest (Stand 24.1.2017 – nachzulesen hier) greift den aktuellen Fall auf, bleibt aber in der grundsätzlichen Bewertung unverändert: Das Eintragsrisiko der Geflügelpest in Geflügelbestände ist sehr hoch.
Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht Pandemie-Risiko
Weltweit haben aktuell fast 40 Länder Geflügelpestausbrüche mit verschiedensten hochpathogenen Virusvarianten (HPAIV) gemeldet. In Asien ist durch Genaustausch von vier verschiedenen Virustypen dabei ein neuer H5N6-Strang entstanden. Allein in Südkorea wurden deshalb über 20 Millionen Stück Geflügel getötet.
Für Menschen ist vor allem das H7N9-Virus gefährlich: Seit 2013 hat China mehr als 1.000 Infektionen gemeldet von denen fast 400 tödlich endeten.
Die WHO ermahnt ihre Mitglieder deshalb, alle Geflügelpestausbrüche sorgfältig zu bekämpfen und insbesondere Infektionen bei Menschen unverzüglich zu melden, um eine mögliche Pandemie frühzeitig zu erkennen. Die schnelle geographische Ausbreitung der Geflügelpest und die Zahl der Virustypen versetze die WHO in höchste Alarmbereitschaft, sagte Generaldirektorin Margaret Chan in Genf.
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Schleswig-Holstein: H5N5 in Betrieb mit vier Standorten
Der H5N5-Ausbruch in Schleswig-Holstein betrifft einen Betrieb mit insgesamt 33.000 Puten an vier Standorten.
- Im ersten Stall waren am Samstag (21.1.2017) binnen 48 Stunden von rund 3.400 Tieren mehr als die Hälfte verendet, alle anderen Puten wiesen dieselben typischen klinischen Symptome auf.
- In einem nahegelegenen Stall desselben Betreibers mit rund 15.000 Tiere wurden am Montagmorgen die ersten Puten verendet aufgefunden.
- An einem dritten, etwas entfernten Standort mit 13.500 Puten wurde am 26.1.2017 ebenfalls das H5N5-Virus bestätigt.
- Die Tier in allen Beständen wurden getötet.
„Dieser Befund zeigt, wie dynamisch das Geflügelpestgeschehen ist. Das Virus ist weiterhin vorhanden und verändert sich. Auch dieser Subtyp scheint hochaggressiv“, sagte Landwirtschaftsminister Robert Habeck.
Ein Team des Friedrich-Loeffler-Institutes werde alle möglichen Eintrags- und Verbreitungswege – unter anderem Einstreu, Futter, Handels- und Transportwege sowie Betriebsmanagement und auch Wildvögel – untersuchen.
Virus H5N5 erstmals in einer Geflügelhaltung in Europa
Der Erreger des Subtyps H5N5 ist damit erstmals in Europa in einem Hausgeflügelbestand nachgewiesen. Zuvor wurde er nur bei wenigen Wildvögeln festgestellt: in den Niederlanden, Montenegro, Italien, Kroatien aber auch in Schleswig-Holstein bei einer Nonnengans (Brunsbüttel).
In Deutschland und anderen Ländern Europas grassiert weiter überwiegend der Erreger H5N8. Zahlreiche Hausgeflügelhaltungen sind bisher auch in Polen, Ungarn und den Niederlanden betroffen, aktuell erstmals auch in der Slowakei.
Frankreich ließ 920.000 Gänse und Enten vorsorglich töten
Frankreich verzeichnet besonders viele Ausbrüche in Nutzgeflügelbeständen – 166 (Stand 23.1.2017) – insbesondere in der Hochburg der Gänseleberproduktion im Südwesten. Dort wurden über eine Million Gänse und Enten in infizierten Beständen getötet. Zusätzlich hat die Regierung zwischen 800.000 und 920.000 Tiere vorsorglich töten lassen (abweichende Agenturzahlen siehe verlinkte Quellen). Damit habe man die Lage „stabilisieren“ können, teilte das Agrarministerium mit.
Quellen:
im Artikel verlinkt sowie
Übersichtsseite „Geflügelpest“ des Landwirtschaftsministerium
FLI-Risikobewertung (Stand 24.1.2017 – PDF-Download)
WHO-Warnung vor Pandemie (Reuters Meldung 23.1.2017)