„So großzügig wie … ein Hund?“

Komplexer Versuchsaufbau: "Spenderhunde" mussten die passende "Spielmarke" anstaksen, um ein Leckerli zu spendieren. (Foto: © Rachel Dale/Vetmeduni Wien)

Nicht nur Menschen können großzügig sein. Auch Hunde spendieren anderen Futter. Am liebsten allerdings Artgenossen, die sie kennen. Und am allerliebsten, wenn jemand zuschaut. 

(PM/hh) – Lange Zeit galt Freigebigkeit als eindeutig menschliche Eigenschaft. Doch auch Ratten, Schimpansen und andere Tiere zeigen ähnliches Verhalten. Tierärzte von der Vetmeduni Wien haben schon früher nachgewiesen, dass auch Hunde Artgenossen „beschenken“. Jetzt testeten sie in einem komplexen Versuch, wie stark Spendierfreude von sozialer Nähe abhängt – das sogenannte „prosoziale Verhalten“.

„Spielmarke“ notwendig für Leckerli-Spende

Die Symbole der "Spielmarken", mit denen die Hunde eine Futterspende auslösen konnten. (Foto: © Vetmeduni Wien)

Die Symbole der „Spielmarken“, mit denen die Hunde eine Futterspende auslösen konnten. (Foto: © Vetmeduni Wien)

Anstatt, wie im vorherigen Test, an einem Seil zu ziehen, mussten die Hunde in der aktuellen Studie sogenannte „Spielmarken“ erkennen. Mit der passenden Marke konnten sie eine Futtergabe auslösen. Dazu haben die Wissenschaftler die Hunde auf drei „Spielmarken“ trainiert:

  • Eine, die Futter für sie selbst zur Verfügung stellt,
  • eine weitere, die eine Belohnung für einen Partner auslöste
  • und eine, die das nicht tat

Drei Testabläufe sollten zeigen, ob sich die Hunde auch in dieser komplexeren Situation prosozial verhalten und einem Artgenossen im Testverlauf Futter zur Verfügung stellen. Dabei wurde weiter untersucht, ob die Testtiere Unterschiede machen, zwischen bekannten oder unbekannten anderen Hunden. Eine dritte Frage war: Reicht allein die Anwesenheit des Partnerhundes aus, dass der Testhund spendabel ist – selbst wenn der Partner keinen Zugang zu dem Futter hat?

Müssen Hunde den Empfänger sehen, damit sie ihn belohnen?

Die Testeinrichtung bestand aus zwei Testabteilen.

  • In einer Kammer wartete der Testhund auf einer genau festgelegten Position, bis die Tierärzte ihm ein Brett mit den Spielmarken zeigten. Dann konnten sich das Tier entscheiden, ein Leckerli zu geben oder nicht.
  • In der ersten Testreihe war das zweite ‚Partner’-Abteil mit einem bekannten oder fremden Hund besetzt. Die Hunde konnten sich während des Tests sehen.
  • Beim zweiten Test blieb das Partnerabteil leer, aber der andere Hund war im Versuchsraum anwesend.
  • Im dritten Test waren die Testhunde schließlich alleine im Testaufbau.

Hunde auch in kniffligen Situationen spendabel

War ein bekannter Hund im Raum, bekam er öfter ein Leckerli spendiert. (Foto: © Mylene Quervel-Chaumette/Vetmeduni Wien)

War ein bekannter Hund im Raum, bekam er öfter ein Leckerli spendiert. (Foto: © Mylene Quervel-Chaumette/Vetmeduni Wien)

Trotz der schwierigeren Vorgaben verhielten sich die Hunde prosozial: Sie liessen das Leckerli weit häufiger einem bekannten Hund zukommen. Fremde Hunde belohnten sie beinahe dreimal weniger oft. Der höhere Schwierigkeitsgrad bedeutete aber auch , dass die Hunde insgesamt etwas weniger oft Futter spendierten.

Artgenosse bestärkt Spendierlaune

Einen wichtiger Faktor für die Motivation war die Anwesenheit eines Artgenossen. Selbst wenn ein zweiter Hund einfach nur im Raum und nicht direkt in dem Partnerabteil war, erhöhte das die Motivation ein Leckerli zu geben. Waren die getesteten Hunde alleine, sank die Zahl der Futtergaben.
Dieser Aspekt wird als Social Facilitation-Theorie bezeichnet. Auch bei einem schwierigen Versuchsaufbau bevorzugten die Testhunde dabei ihnen bekannte Tiere. „Der Unterschied war aber geringer als bei direktem Sichtverhältnis. Die Social Facilitation-Theorie sollte deshalb bei zukünftigen Studien und auch einfachen Tests noch mehr einbezogen und hinterfragt werden“, sagt Koautorin  Friederike Range.

Quellen:
Originalveröffentlichung auf PLOS ONE
Pressemeldung der Vetmeduni Wien

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