Katerkastrationen mit Anatgonisierung der Narkose halbieren fast die Zeit der Aufwach- und Aufstehphase. Britische Kollegen zeigten das beim Vergleich zweier Vierfach-Narkosekombiationen. Die haben sie nicht nach Köpergewicht, sondern nach Körperoberfläche dosiert.
(aw) – Die Antagonisierung von Narkosen ist in der Tiermedizin nicht neu. Sie hat den Vorteil, dass Patienten nach kleineren chirurgischen Eingriffen die Praxis schnell wieder verlassen können. In einer Studie mit 100 gesunden männlichen Katzen im Alter von zwei bis 66 Monaten die einer Kastration unterzogen wurden, haben drei britische Tierärztinnen die Schnelligkeit und Sicherheit des Aufwachvorgangs untersucht.
Vierfach-Medikamentenkombination
Die Kater stammten aus Tierheimen und wurden unter zwei verschiedenen Narkosen kastriert. Sie erhielten dabei entweder den α2-Adrenorezeptor-Antagonisten Atipamazol oder keine weitere Behandlung. Beides mal setzten die Kollegen eine Kombination aus vier Medikamenten ein:
- Eine Hälfte der Tiere narkotisierten sie mit einer Kombination aus Ketamin, Buprenorphin, Midazolam (= Minor Tranquilizer / in Deutschland derzeit für Tiere nicht verfügbar) und Medetomidin.
- Bei der anderen Hälfte ersetzten sie das Medetomidin durch Dexmedetomidin.
- In beiden Gruppen verabreichten sie jeweils der Hälfte Kater 40 Minuten nach dieser Injektion Atipamazol.
Doppelt so schnelle Aufwachphase
Gemessen wurde die Zeit ab der Injektion der Narkose bis zum Moment, an dem sich die Tiere in Brustlage aufsetzen konnten beziehungsweise wieder aufstanden. Das gelang den Katzen nach der beschriebenen Narkose mit einem Antagonisten signifikant schneller als ohne.
- Die Kater der Medetomidin-Gruppe brauchten ohne Antagonisten 129 (± 32) Minuten, bis sie sich wieder in Brustlage aufrichten konnten und 150 (± 38) Minuten bis zum Aufstehen. Die Tiere, dieser Gruppe, die einen Antagonisten verabreicht bekamen, konnten sich bereits nach 64 (± 34) Minuten aufrichten und nach 79 (± 51) Minuten wieder stehen.
- Die Kater der Dexmedetomidin-Gruppe ohne Antagonisten brauchten 110 (± 27) Minuten bis zum Aufrichten und 126 (± 27) Minuten bis zum Aufstehen. Mit Antagonisierung verkürzten sich diese Intervalle auf 54 (± 6) Minuten und 70 (± 22) Minuten.
Keine Nebenwirkungen
Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppe bewerteten die Kolleginnen als nicht signifikant.
Unerwünschte Nebenwirkungen nach der Gabe von Atipamazol – vor allem Exitationen – traten bei den beschriebenen Wirkstoffkombinatioen so gut wie nie auf. Ein Grund dafür könnte die relativ geringe Menge an Ketamin sein, die die Katzen erhalten (siehe Dosierung).
Die teilweise hohen Zeitschwankungen erklären sich dadurch, dass junge Kater sich generell schneller erholten als ältere Tiere.
Dosierung nach Körperoberfläche
Dosiert wurden die Medikamente abhängig von der Körperoberfläche (KOF), wodurch große Tiere proportional immer weniger Wirkstoff erhalten.
Dosierungsvorschläge:
- Ketamin: 60 mg/m² KOF (Körperoberfläche) = 4,2 mg/kg für ein 3 Kilogramm schweres Tier
6,06 mg/kg für ein 1 Kilogramm schweres Tier - Buprenorphin: 180 μg/m² KOF
- Midazolam: 3 mg/m² KOF (in Deutschland derzeit für Tiere nicht verfügbar)
- Medetomidin: 600 μg/m² KOF
- Dexmedetomidin: 300 μg/m² KOF
Die Dosierung nach KOF wird vor allem bei sehr genauen Dosierungen verwendet, vorwiegend in der Krebstherapie. Sie berechnet sich aus folgender Formel: