„Praxisperlen“ sind nicht selbstverständlich

Katrin RahnPraxisperlen wollen gepflegt werden: Unsere Gastautorin Katrin Rahn plädiert für mehr "Anerkennung" für ihre Kolleginnen. (Bild: privat)

Viele Praxen haben sie. In den meisten laufen sie nebenbei und „gehören zum Inventar“. Sie sind immer da, machen häufig viel mehr als ihr Aufgabenbereich eigentlich verlangt. Sie bekommen aber oft weder die Anerkennung, noch das Geld, noch das positive Feedback, das ihnen gebührt. Den „altgedienten“ Tiermedizinischen Fachangestellten (TFA) widmet sich unser aktueller Gastbeitrag.

Gastbeitrag von Katrin Rahn aus Bremen

Liebe Chefs,

habt Ihr sie auch? Die Mitarbeiterin, die seit Jahren – vielleicht auch seit Jahrzehnten – in Eurer Praxis arbeitet? Ohne die nichts läuft? Die irgendwie „immer da ist“, die Patientenbesitzer kennt, die Hintergründe und Geschichten, die die Krankheiten von Mensch und Tier durch den allgemeinen Smalltalk im Wartezimmer einzuordnen weiss?
Die, die anderen Mitarbeiter motiviert; die Azubis an die Hand nimmt und durch die Ausbildung begleitet. Die, die Notdienste mit schmeißt und bei schwierigen Operationen die Anästhesie übernimmt und das gute Gefühl gibt, dass der man sich voll auf die Operation konzentrieren kann? Die, die im Wartezimmer für neue Infos sorgt, die Praxis sauber hält, den Kunden die ein oder andere Information noch Mal erklärt, selbst geschriebene Handouts mitgibt, die Sprechstunde so organisiert, dass es kein Chaos gibt?
Eben die Mitarbeiterin, bei der man schlucken muss, wenn sie Urlaub beantragt?

„Das Gefühl, die Praxis mit aufgebaut zu haben“

Katrin Rahn

Kathrin Rahn arbeitet seit 22 Jahren in einer Kleintierarztpraxis in Bremen und gehört wohl zu den „Praxisperlen“. „Nach Gesprächen mit anderen TFAs, wo es immer wieder um dieses Thema ging“, sagt sie, „habe ich mir jetzt ein Herz gefasst und meine Gedanken dazu einfach mal aufgeschrieben.“ (Bilder: privat)

Liebe Chefs, wenn die Antwort „ja“ ist, dann habe ich eine Bitte. Zeigt dieser Mitarbeiterin doch mal, dass sie wichtig ist und Ihr froh seid, dass sie da ist. Nehmt das alles nicht für selbstverständlich. Sicherlich, sie ist angestellt bei Euch, aber ich bin mir sicher, dass sie viel mehr, mal eben nebenbei, für die Praxis macht, als sie müsste, beziehungsweise in ihrem Arbeitsvetrag steht.
Zeigt ihr ab und an, dass Ihr merkt, was sie tut. Nichts ist schlimmer, als negatives Feedback, wenn mal eine Sache nicht funktioniert. Klar, die Dinge, die rund laufen, fallen im Alltag nicht auf, deshalb: Nutzt die Zeit bei einer Tasse Kaffee und denkt mal nach, was alles gut und rund läuft und vor allem – warum das so ist!

Ich arbeite nun seit 22 Jahren in einer Praxis. Habe meine Ausbildung zur Tierarzthelferin dort gemacht und bin übernommen worden. Ich habe schon das Gefühl, die Praxis mit aufgebaut zu haben. Die anfänglich schwierigen Zeiten, die Notdienste, die kleinen und großen Dramen und die schönen Zeiten. Die eigene Energie und Ideen in eine Sache zu stecken, die nicht „die eigene“ ist, ohne ab und an mal Anerkennung dafür zu erhalten, demotiviert ungemein und hilft nicht, ein entspanntes Arbeitsklima im Team zu haben.

Liebe Chefs, nehmt „die Alten“ nicht als selbstverständlich hin! Echte „Perlen“ müssen gepflegt werden. Denn nur so behalten sie ihren Glanz!

Sie haben was „auf dem Herzen“, von dem Sie glauben, es wär auch einen Gastbeitrag wert? Schreiben sie uns: zentrale(at)wir-sind-tierarzt.de

 

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Über den Autor

Gastautor

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