Bei Hündinnen bildet die Gebärmutterschleimhaut vor einer möglichen Trächtigkeit Zellen mit Fettdepots. Sie geben ein Hormon ab, das ein Einnisten des Embryos unterstützt. Ausgerechnet dieser Faktor erleichtert auch Bakterien das Anheften an die Schleimhaut. Dies kann zu schwerwiegenden Infektionen führen.
(hh/PM) – Epithelzellen bilden die innere Schutzschicht der Gebärmutterschleimhaut und sind für Aufnahme und Abgabe von Botenstoffen verantwortlich. Diese wichtige Zellschicht verändert sich bei Hündinnen während des Sexualzyklus. Die Epithelzellen beginnen während der fruchtbaren Phase, Depots mit fettartigen Stoffen, Lipiden, anzulegen. Diese Depots geben den Zellen ein schaumartiges Aussehen (Foto), weswegen sie ab diesem Zeitpunkt auch als Schaumzellen bezeichnet werden.
Schaumzellen unterstützen mögliche Trächtigkeit
Bei Menschen und anderen Säugetieren ist diese Veränderung ein Krankheitsmerkmal. Für Hündinnen erfüllt sie dagegen einen positiven Zweck. „Die Schaumzellen produzieren, ähnlich wie andere Fettzellen, ein hormonähnliches Eiweiß, das Leptin“, erklärt Studienleiterin Cordula Gabriel vom Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie der Vetmeduni Vienna. „Leptin unterstützt das Einnisten des Embryos und die Ausbildung einer funktionstüchtigen Plazenta.“ Die Fettdepots könnten zusätzlich der Versorgung des Embryos dienen. Die Bildung von Schaumzellen scheint demnach eine wichtige Rolle für eine erfolgreiche Trächtigkeit bei Hündinnen zu spielen. Die Veränderung dürfte aber auch mit der, bei nicht-trächtigen Hündinnen häufig auftretenden, Scheinschwangerschaft assoziiert sein.
Fett-Rezeptor lockt Bakterien an
Gabriel beschreibt auch, dass Bakterien, einen speziellen Rezeptor in der Gebärmutterschleimhaut nutzen können und dort schwere Entzündungen verursachen. Sie geht sogar davon aus, dass die für Hündinnen oft lebensbedrohliche eitrige Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Pyometra), die durch Bakterien ausgelöst wird, in Zusammenhang mit dem Rezeptor steht. Pyometra ist eine Erkrankung, die in den meisten Fällen in genau jenem Zeitfenster des Sexualzyklus auftritt, in dem auch die Schaumzellen vorhanden sind.
Rezeptor häufiger in Zellen bei Pyometra
Die Schaumzellen sind bis in die späte Phase des Zyklus in der Gebärmutter präsent. Damit entsteht eine lange Zeitspanne (über 60 Tage), innerhalb der Bakterien an den Rezeptor andocken und das Gewebe befallen können. Die Forscherin konnte zeigen, dass der Scavenger-Rezeptor von Zellen eines entzündeten Gewebes viel häufiger produziert wurde als von gesunden Zellen. „Durch die Bildung von Schaumzellen wird zwar eine mögliche Schwangerschaft unterstützt, gleichzeitig wird damit aber auch die Oberfläche der Schleimhaut anfälliger für Krankheitserreger,“ so Gabriel.
Unbekannte Funktion am „falschen“ Pol der Zellen
Epithelzellen haben einen sehr speziellen Aufbau. Sie sind polar, haben also zwei Pole und verfügen damit sozusagen über eine Ober- und eine Unterseite. Die nach außen gerichtete Seite nennt man apikal, die nach innen gerichtete Seite bezeichnet man als basal. Für das Ansammeln von Lipiden wäre der Rezeptor eigentlich nur auf der basalen Seite der Zelle notwendig. Er ist aber genauso an der Oberseite nachweisbar. Würden die Epithelzellen den Rezeptor nur an der basalen Seite in die Membran einbauen, hätten Bakterien eine geringe Chance sich anzuheften.
Welche Funktion die apikalen Signalgeber erfüllen, ist noch unklar. Möglich wäre eine Beteiligung an der Ausschüttung der angesammelten Lipide, um den Embryo bei einer Schwangerschaft zu ernähren. Sie könnten auch als Signalempfänger der Gebärmutterschleimhaut für den sich einnistenden Embryo dienen.