Millionen Flüchtlinge, Hungersnot durch Monokultur und Pilzbefall – ein Denkmal erinnert an Irlands Exodus und bringt am Rande des Weltrinderkongress auch unsere Autorin zum Nachdenken.
von Annegret Wagner
Wenige Meter vom Convention Centre Dublin, dem diesjährigen Veranstaltungsort des World Buiatrics Congress entfernt, steht ein ganz besonderes Denkmal: Das Famine Monument. Es erinnert an die große Hungersnot (Great Famine), der zwischen 1845 und 1852 rund eine Millionen Iren (zwölf Prozent der Bevölkerung) zum Opfer fielen. Weitere zwei Millionen Iren verließen ihre Heimat, um sich in England, den USA oder Australien eine neue Existenz aufzubauen. In sieben Jahren dezimierte sich so die Bevölkerung um mehr als ein Drittel.
Monokultur und fehlende Biosicherheit
Hungersnöte hatte es in Irland auch zuvor immer wieder gegeben, aber die Ausmaße der Great Famine waren bis dato nie erreicht worden. Einige ungünstige Faktoren führten zu einer Folge von Missernten, allen voran der Import von Phytophtora infestans, einem Pilz, der Kartoffelknollen verfaulen lässt. Dieser Pilz war zuerst in den USA aufgetreten und wurde (aus heutiger Sicht aufgrund mangelnder Biosicherheitsmaßnahmen) nach Europa eingeschleppt.
In Irland bauten die Landwirte zu dieser Zeit lediglich zwei verschiedene Kartoffelsorten an und ausgerechnet diese Sorten erwiesen sich als besonders empfänglich für die Pilzinfektion. Zudem hat der Pilz eine Vorliebe für kaltes, feuchtes Wetter und seine Sporen werden vom Wind weitergetragen – alles in allem bot Irland also beste Bedingungen.
Das Beispiel zeigt außerdem, wie gefährlich Monokulturen sind. Neben den Kartoffelverlusten kam es aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse auch zu Ernteausfällen beim Getreide. Die politischen Verhältnisse in Irland hatten dazu geführt, dass es sehr viele kleine Höfe mit wenig Nutzfläche gab, Kartoffeln waren daher aufgrund der hohen Erträge besonders beliebt, um die Familien zu ernähren.
Flüchtlingszahlen heute – eine Lappalie
Diese Geschichte zeigt einmal mehr, dass unsere moderne Landwirtschaft nicht so geworden ist, weil Monsanto und die Bauern aus Geldgier die Welt vergiften wollen, sondern weil solche Katastrophen nie wieder vorkommen dürfen. Würde man die Zahlen auf heutige Verhältnisse in Deutschland hochrechnen, dann würden in sieben Jahren knapp zehn Millionen Menschen verhungern und etwa zwanzig Millionen wären gezwungen, Deutschland zu verlassen. Dagegen wäre die derzeitige Flüchtlingssituation eine Lappalie.
Spritzmittel: Segen oder Fluch?
Wer gegen Fungizide und Herbizide wettert, sollte sich der Risiken bewusst sein, die ihre Abschaffung mit sich bringen würden. Früher war nicht automatisch alles besser (regelmäßige Hungernöte).
„Bio“ profitiert heute zum einen davon, dass vom größten Teil der Anbauflächen keine Krankheitsgefahr ausgeht (so wie Impfverweigerer von der Impfbereitschaft der anderen profitieren) und zum anderen davon, dass im Falle einer Missernte auf konventionelle Ware ausgewichen werden kann.