Die schnelle Möglichkeit der Verbreitung macht das Colistin Resistenzgen mcr-1 potentiell gefährlich. Belgier haben nun in Colistin-resistenten Rückstellproben bei Rindern und Schweinen ein eng verwandtes Gen entdeckt, dem sie eine noch schneller Verbreitungsmöglichkeit zuordnen: mcr-2 stammt wahrscheinlich vom Menschen.
(jh) – Das Resistenzgen mcr-1 (Hintergründe hier) ist erst seit November 2015 bekannt, inzwischen aber schon in 32 Staaten nachgewiesen – zum Teil rückwirkend in Proben bis 2009.
Die neue Variante mcr-2 ist ebenso wie mcr-1 plasmidgebunden (IncX4 plasmid). Dies ermöglicht den schnellen Austausch der Resistenz zwischen Bakterien. Auch könnten so weitere Co-Resistenzen gegen andere Antibiotika mit „transportiert“ werden, was zu den gefürchteten resistenten „Superbugs“ führt: In den USA ist ein Keim mit 15 Resistenzen aufgetaucht.
mcr-2 Ursprung im Menschen?
mcr-2 scheint – so berichten Surbhi Malhotra-Kumar und Kollegen von der Universität Antwerpen – dabei noch mobiler zu sein als mcr-1. Es habe das Potential sich mit einer höheren Transferrate schneller als mcr-1 zwischen Mensch und Tier zu verbreiten, interpretiert auch PhD Lance Price, Direktor des Antibiotic Resistance Action Center der George Washington University, die belgischen Ergebnisse. Die belgischen Forscher sehen starke Hinweise, dass mcr-2 von einem reinen Humanpathogen abstammt: Moraxella catarrhalis ist ein Verursacher von Ohrinfektionen bei Kindern.
mcr-2 wurde entdeckt, als die Belgier 105 Colistin-resistente E. coli-Stämme aus den Jahren 2011 und 2012 auf mcr-1 untersuchten. 52 der Isolate stammten von Kälbern und 53 von Ferkeln. Das mcr-1-Gen konnten sie in 13 Isolaten nachweisen. Aber: Sie fanden auch Isolate, die gegen Colistin resistent waren, ohne das mcr-1-Gen zu tragen. Nach weiteren Untersuchungen ermittelten sie hier ein Resistenzgen, das zu 77 Prozent mit mcr-1 übereinstimmte. Beide verbreiten ihre Resistenz über Plasmide: Die Belgier nannten die Variante aufgrund der Abweichung mcr-2.
Weitere Varianten möglich
Nachdem mcr-1 in China entdeckt wurde, untersuchten Wissenschaftler weltweit vorhandene resistente Rückstellproben auf die neue Genvariante. Der Fund einer weiteren mcr-Version kam für sie nicht überraschend. Er wurde sogar erwartet, da es auch von anderen Resistenzgenen unterschiedlichste Varianten mit leicht veränderten Eigenschaften gibt.
Forschungsbedarf besteht noch über die tatsächliche Verbreitung Colistin-resistenter Bakterien. Während die als sehr mobil geltenden mcr-Gene in Rückstellproben bis 2009 gefunden wurden, also seit langem kursieren, konnte etwa das BfR in den Zeiträumen bis heute keinen ungewöhnlichen Anstieg der Resistenzen feststellen (BfR: Fragen und Antworten zu Colistin-Resistenzen / PDF-Download).
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Quellen:
Eurosurveillance Ausgabe 21 – 7.7.2016
Scientists discover new threat to antibiotic of last resort (statnews.com/Promed)