Trichinenuntersuchungen sind eine Routine und Tradition – die gelegentlich nicht ernst genommen wird. Doch sowohl im April in Niedersachsen als auch im Mai in Bayern wurden Trichinellenlarven bei erlegten Wildschweinen nachgewiesen. Und beweisen: Die Zoonose ist längst nicht getilgt.
von Henrik Hofmann
In beiden Fällen hat das Bundesinstitut für Risikobewertung den Trichinen-Befund bestätigt: Sowohl im Schlachthof Bayreuth in Oberfranken als auch im Landkreis Osnabrück war es der erste Fund seit Jahrzehnten.
Trichinellen sind kleine, cirka ein Millimeter lange Fadenwürmer. Sie leben als Parasiten in der Skelettmuskulatur von Säugetieren, Vögeln und Reptilien. Die Übertragung auf einen neuen Wirt – so auch auf den Menschen – erfolgt ausschließlich über den Verzehr von rohem Fleisch.
Menschen infizieren sich über rohes Fleisch
Mit Trichinellen infiziertes Fleisch kann beim Menschen die Infektionskrankheit „Trichinellose“ hervorrufen. Sie ist eine mild bis schwer verlaufende Erkrankung und in Deutschland meldepflichtig. Ihre Symptome sind zu Beginn der Infektion meist unspezifisch wie Schwäche, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Im späteren Verlauf der Erkrankung können auch Fieber, Muskelschmerzen und Ödeme im Augenbereich auftreten (mehr: Faltblatt „Trichinellose erkennen und behandeln“ / BfR).
Trichinen mittlerweile selten
Von 2001 bis 2010 wurden pro Jahr durchschnittlich sechs Trichinellose-Fälle beim Menschen gemeldet. Die Infektion erfolgt meist über trichinenhaltiges, rohes Schweinefleisch, wie Rohwürste, Schinken oder Hackfleisch.
Ein vor allem in Überschwemmungsgebieten wie Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg vorkommender Parasit ist der Duncker’sche Muskelegel ein sich ausbreitender Zoonose-Erreger. Er ist mit Trichinen vergleichbar, das Ausmaß seiner Pathogenität ist allerdings noch nicht vollständig geklärt.
Das Fleisch aller für Trichinellen empfänglichen Tiere (z.B. Haus- und Wildschwein) muss vor dem Verzehr einer Untersuchung unterzogen werden. Zu diesem Zweck werden ausgewählte Muskelproben mit der sogenannten Verdauungsmethode auf die Freiheit von diesem Parasiten untersucht.
Die Funde in Bayern und Niedersachsen belegen, dass die Trichinenuntersuchung vor allem beim Wildschwein längst nicht überholt ist – sondern zum Schutz des Menschen gewissenhaft durchgeführt werden muss.