Insektenmehl kann das als Proteinquelle umstrittene Soja ersetzen. Bei Legehennen nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis ohne Negativeinflüsse auf Futteraufnahme und Eierproduktion. Bis zur Marktreife ist es allerdings noch ein weiter Weg.
von Henrik Hofmann
Soja ist eine wichtige Proteinquelle für Schweine und Geflügel in Europa. Die Verwendung als Tierfutter ist wegen seiner möglichen negativen ökologischen Auswirkungen jedoch umstritten. Untersuchungen zeigen, dass Insektenmehl ein vielversprechender Protein-Ersatz für Soja sein kann. Eine Fütterungs-Studie der Schweizer FiBL zeigte keinen signifikanten Unterschied in der Futteraufnahme oder Eierproduktion.
Kein Einfluss auf Eierproduktion
Ein Schweizer Forscherteam verfütterten in einer Versuchsreihe Insekten-Mehl aus getrockneten Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Black Soldier Fly/Hermetia illucens), während eine Vergleichsgruppe konventionelle Sojakuchen erhielt. Nach drei Wochen der experimentellen Fütterung, gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Fütterungsgruppen bei der Leistung (Eierproduktion, Futteraufnahme). Eigelb und Schalengewicht unterschieden sich nicht. Weiterhin seien keine Todesfälle und keine Anzeichen von Gesundheitsstörungen aufgetreten.
Was Anstieg ist die Trockenmasse von Fäzes. Die Hühner setzten bei höheren Insektenmehl-Anteilen in der Mahlzeit signifikant mehr Kot ab.
Die Schwarze Soldatenfliege ist als Proteinlieferant interessant, weil sie etwa verfaulende Gastronomieabfälle in Protein, Fett und Kompost umwandeln kann. Aus einem Gramm Fliegeneier entstehen dabei Larven, die schließlich 2,4 Kilogramm Protein liefern.
„Sojaproduktion zerstört einmalige Lebensräume“
Die Sojafütterung steht dagegen vor allem aus ökologischer Sicht in der Kritik. Durch steigenden Proteinbedarf in der Tierfütterung aber auch durch zunehmenden menschliche Nachfrage nach Soja ist die Poduktion allein zwischen 1960 und 2009 um nahezu das zehnfache angestiegen, berichtet der WWF: von rund 24 Mio. Tonnen auf über 230 Mio. Tonnen. Dies spiegele sich auch in der Ausdehnung der Anbaufläche wieder: Sie wuchs von etwa 24 Mio. Hektar 1960 auf fast 100 Mio. Hektar 2009. Der größte Flächenverbrauch erfolgt in Südamerika. Dort hätten die Plantagen inzwischen einen Ausdehnung von „mehr als der gesamten Fläche von Portugal und Ungarn zusammen. Wertvolle und oftmals einmalige Lebensräume wurden hierdurch zerstört,“ klagt der WWF.
Insgesamt sehen die Autoren Insekten-Protein als wertvolle Alternative oder zumindest Ergänzung zu Soja. Allerdings müsse die Insektenmehlproduktion wirtschaftlicher werden und vor allem müsse man Fragen der Gesetzgebung lösen.