„Auch tote Tiere sind kein Abfall“

Abschied in Würde: Wer sein Tier selbst in die Krematorien vom Cremare bringt, kann sich in Ruhe von ihm verabschieden und es auf Wunsch bis zur Einführung in die Ofenanlage begleiten. (Foto: © cremare)

Mit dem Kauf des Tierbestattungsunternehmens Cremare betreten nun auch Franzosen den umkämpften deutschen Tiermedizin-Markt. Incinéris ist ein von Tierärzten gegründetes und geführtes Unternehmen und Teil einer „Companie des Vétérinaires“ mit vier Geschäftsfeldern. Die Teilhaber: französische Tierärzte mit einer Vision. Wir stellen unseren neuen Sponsorpartner vor.

von Henrik Hofmann

Die Idee wurde vor rund 20 Jahren im Norden Frankreichs geboren: Kollege Henri Chatelain war der Meinung, dass Tiere nach ihrem Tod nicht wie Abfall behandelt werden dürften. Chatelain konnte rund 200 Kollegen von seiner Vision begeistern. Sie schlossen sich zusammen und gründeten eine partnerschaftliche Tierärztegemeinschaft, die „Companie des Vétérinaires“. Sie hat vier Geschäftsfelder, eine davon – „Incinéris“ – beschäftigt sich mit Tierbestattung. Die Aktienanteile werden bis heute ausschließlich an französische Tierärzte ausgegeben. Ob auch deutsche Tierärzte Teilhaber werden können, ist bislang noch nicht entschieden.

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Am „Puls“ der Tierbesitzer

Ausschlaggebend für die Franzosen, gerade den den deutschen Tierbestatter Cremare zu übernehmen, war, dass auch dieses Unternehmen von einem Tierarzt gegründet und geleitet wurde. Kollege Drs. Frans Evers wurde etwa zeitgleich vor 20 Jahren auf das Bedürfnis einer würdevollen Alternative für den Verbleib verstorbener Haustiere aufmerksam. Er gründete damals Cremare und kümmert sich heute um Management und Entwicklung.

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Drs. Frans Evers, Tierarzt und Geschäfts- führer Cremare

Da Tierärzte am „Puls“ der Tierbesitzer leben und arbeiten, kennen sie Ansprüche und Probleme bei diesem speziellen Thema. Sie kennen die Sorgen trauernder Tierhalter, eine Alternative zur „Entsorgung“ zu finden oder auch die Frage, ob die Tiere hinterher „wirklich“ in der Urne sind, all zu gut. „Wichtig ist uns einerseits, volle Transparenz bieten zu können“, sagt Evers. „Und andererseits jeden Tierbesitzer mit seinen Wünschen, Ängsten und Vorstellungen dort abholen zu können, wo er gerade ist.“
Die „Companie des Veterinaires“ hat in Frankreich 14 Standorte, Cremare in Deutschland bislang drei Krematorien: In Wesel am Niederrhein, in Hanstedt bei Hamburg und in Triefenstein bei Würzburg. Zusammen geführt wurden die Unternehmen von Raphael Witte, Berater für veterinärmedizinisches Marketing und -Management, der mit seinem Team das Unternehmen Cremare bei der strategischen Entwicklung betreut.

Transparenz wird groß geschrieben: es ist immer und zu jedem Zeitpunkt nachzuvollziehen, welches Tier, welche Asche, woher kommt es..

Transparenz wird groß geschrieben: von der Anlieferung über die Kremierung bis zum Versand der Urne.

Das Modell „Companie des Vétérinaires“

Das Geschäftsmodell der "Companie des vétérinaires"

Die Geschäftsbereiche der „Companie des Vétérinaires“

Das französische Tierarztunternehmen bearbeitet in Frankreich vier Geschäftsfelder: Incinéris, Horsia, Cyclavet und bulle bleu.

Incinéris/Cremare bietet Tierkremierungen in Frankreich an 14 Standorten, in Deutschland an drei Orten an.

Horsia ist das „Pferde-Pendant“ – unter diesem Namen werden in Frankreich Pferde kremiert. Cremare wird dies auch für Deutschland anbieten – und das zu erstaunlich günstigen Preisen.

Cyclavet bietet frankreichweit Entsorgung von Praxis- und Klinkabfällen an. Da in Frankreich die Gesetzeslage ein wenig anders ist als in Deutschland, dürfen die französischen Kollegen Risikomaterialien nicht über den Hausmüll entsorgen. Angeboten wird es bei uns nicht – wäre aber zumindest in Teilbereichen bei uns interessant.

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Philippe Thomas: „Es macht einen großen Unterschied, wenn eine Tierkranken- versicherung Tierärzten gehört.“

„Bulle bleu“ ist eine Tierkrankenversicherung mit Vorsorgeplan. Dass dies in Händen von Tierärzten ist, sehen Franzosen als unerlässlich. „Bulle bleu wird niemals Investoren oder einer Versicherungsgesellschaft gehören“, sagt Philippe Thomas. Er ist Tierarzt und Geschäftsführer bei der Companie des Veterinaires. „Es macht einen großen Unterschied, wenn eine Tierkrankenversicherung Tierärzten gehört. Es geht um Vertrauen, Praxisnähe und um das Verständnis, was zum Wohl der Tiere nötig und in der Praxis umsetzbar ist.
Auch dieses Geschäftsfeld wird in Deutschland zur Zeit nicht bearbeitet.

Cremare wird in den nächsten Monaten wir-sind-tierarzt.de als Sponsor unterstützen. Wir werden dafür immer wieder die Arbeit der Tierbestatter begleiten und darüber informieren. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Tierarztunternehmen.

Buchtipp zum Thema: „Tieren beim Sterben helfen“ von wir-sind-tierarzt-Redakteuer Henrik Hofmann 

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Über den Autor

Dr. Henrik Hofmann

Dr. Henrik Hofmann (hh) betreibt seit 1995 eine eigene Tierarztpraxis in Butzbach. Er ist Fachtierarzt für Allgemeine Veterinärmedizin und hat die Zusatzbezeichnung Akupunktur. (www.tierundleben.de) Als Autor und Redakteur hat Hofmann in etlichen Zeitschriften und Zeitungen rund ums Tier geschrieben. Bei wir-sind-tierarzt.de betreut er schwerpunktmäßig Medizinthemen, den Bereich Praxismanagement und die Rubrik Mensch-Tierarzt. Außerdem steuert er die SocialMedia-Aktivitäten und leitet die Bildredaktion. Zuletzt ist sein Buch „Tieren beim Sterben helfen – Euthanasie in der Tierarztpraxis“ erschienen. Kontakt: henrik.hofmann(at)wir-sind-tierarzt.de
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