Der Verbraucher fordert es, der Handel liefert: In den USA werben Unternehmen mit „antibiotic free“ aufgezogenen Schweinen. Das kann dazu führen, dass Tierhalter kranke Tiere nicht mehr behandeln lassen, kritisieren Tierärzte – auch in Deutschland.
(aw/jh) – Vermarktungsprogramme, mit denen Unternehmen den Landwirten den Einsatz von Antibiotika untersagen, halten US-Schweinepraktiker für bedenklich. Den Zwang zur Antibiotika-freien Schweineproduktion kritisieren sowohl der Vorstand der AASV (American Association of Swine Veterinarians), als auch der Tierschutzausschusses und der Ausschusses für Pharmakologie des Verbandes. Fachtierärzte in den USA – aber auch in Deutschland – befürchten: Kranke Tiere könnten zu spät oder gar nicht behandelt werden (siehe auch Fotos von Vortragsfolien).
Fehlende Vermarktungsmöglichkeit
Die zügige Behandlung kranker Schweine sei nicht nur aus Tierarztsicht notwendig, sondern fester Bestandteil einer verantwortungsvollen Tierhaltung. Handelsketten, die mit Antibiotika-freier Produktion werben, müssten den Tierhaltern unbedingt ein alternatives Vermarktungs-Angebot machen. Um Tierleid zu vermeiden, müssten die Schweine schnell behandelt – oder euthanasiert werden. Sonst seien solche Vorgaben aus Sicht einer guten Tierhaltung und des Tierwohls inakzeptabel, betont der US-Tierärzteverband, denn:
- Wenn Tiere mit Antibiotika behandelt wurden und die erforderlichen Wartezeiten eingehalten werden, ist das Fleisch bedenkenlos verzehrbar.
- Marketing-Programme dürfen nicht dazu führen, dass Landwirte ihre Tiere im Krankheitsfalle nicht behandeln
Auch in Deutschland stellen Tierärzte fest, dass durch Antibiotikareduzierungsprogramme Behandlungen zurückgestellt werden. Sie fordern von der Politik, dies bei den gesetzlichen Vorgaben zu berücksichtigen.