Gesündere Putenküken durch sofortige Fütterung

US-Studien sagen: Putenküken besser schon vor dem Transport füttern und nicht erst nach dem Einstallen. (Foto: © geflügel-charta.de)

Wie gesund Masttiere später sind, entscheidet sich oft schon in der Brüterei. Verschiedene Fütterungsversuche mit Putenküken habe klar gezeigt: Wenn sie bereits unmittelbar nach dem Schlüpfen Futterzugang haben, sind sie später deutlich „fitter“. Bisher erhalten sie ihr erstes Futter oft erst nach Ankunft im Maststall. Sogenannte Hatch-Care-Programme wollen das ändern.

(aw) – Schon länger ist bekannt, dass die Tiergesundheit im Geflügelbereich sehr stark vom Hygienestatus der Brüterei abhängt, denn dort kommen die neugeborenen Tiere zum ersten Mal mit Bakterien in Berührung. Doch nicht nur Sauberkeit oder Impfungist ein Faktor, wie Mitarbeiter der University of Alberta in Edmonton (Kanada) heraus gefunden haben. Doug Korver erklärt auf thepoultrysite, dass die sofortige Bereitstellung von Futter und Wasser die Darmgesundheit der Neugeborenen wesentlich beeinflusst und sie weniger anfällig für Krankheiten macht. Üblicher Weise erhalten frisch geschlüpfte Küken in der Brüterei kein Futter und Wasser, sondern erst 24 bis 72 Stunden nach der Geburt, wenn sie beim Mäster oder Aufzüchter angekommen sind.

Frühe Fütterung reduziert Transportstress

Verschiedene Fütterungsversuche mit Putenküken habe klar gezeigt, dass die Entwicklung der Darmzotten durch eine möglichst frühe Fütterung deutlich schneller verläuft und so die Gewichtszunahme begünstigt und den Stress durch den Transport abmildert. Auch Eljah Kiarie von der University of Guelph (Kanada) betont, dass die frühe Futteraufnahme und die damit verbundene morphologische Darmentwicklung extrem wichtig für die spätere Futterverwertung und allgemeine Darmgesundheit ist.

HatchCare-System verbessert Tierwohl

Bisher haben Küken erst Zugang zu Futter und Wasser, wenn sie im Maststall ankommen. (Foto: © Initiative massentierhaltung-aufgedeckt.de)

Bisher haben Küken erst Zugang zu Futter und Wasser, wenn sie im Maststall ankommen. (Foto: © Initiative massentierhaltung-aufgedeckt.de)

Mittlerweile gibt es zahlreiche Brütereien die mit diesem sogenannten HatchCare-System – also der Fütterung sofort nach dem Schlüpfen – arbeiten, allerdings vorwiegend in Australien, China und Süd-Amerika. Die Erfahrungen sind durchwegs gut, denn neben der Darmentwicklung steht für viele Betreiber auch das verbesserte Tierwohl der Küken im Vordergrund, wie Edwin Paardeklooper aus den Niederlanden betont. Die Küken können essen und trinken und sind anschließend müde und schlafen. Sie machen auf ihn einen deutlich zufriedeneren und entspannteren Eindruck als fastende Küken. Auch Eljah Kiarie betont, dass die Tiere normalerweise sofort nach der Geburt Futter aufnehmen, wenn sie in der freien Natur leben. Die Bereitstellung von Futter und Wasser befriedigt ihre natürlichen Instinkte.

Weniger (Antibiotika)Behandlungen

Doug Korver ergänzt, dass das HatchCare Programm den Vorteil hat, dass die Küken satt und ohne Durst den Transport zum Mäster wesentlich besser überstehen und gesünder und kräftiger sind. Die bessere Gesundheit könnte – je nach Betrieb – dazu führen, Behandlungen aufgrund von Transportstress oder schlechter Darmgesundheit zu minimeren.

Quelle:
thepoultrysite.com

Beitragsbilder:
geflügel-charta.de – Informationsseite der Geflügelwirtschaft
massentierhaltung-aufgedeckt.de – Initiative von Landwirten zur Aufklärung über Nutztierhaltung

Teilen
Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)