Die Kastration des Hengstes ist der häufigste operative Eingriff beim Pferd. Dementsprechend viele Methoden gibt es. Darunter auch ein eher „bizarr“ anmutendes Verfahren mit der Bohrmaschine.
von Henrik Hofmann
Im Alter von etwa einem bis anderthalb Jahren werden Hengste geschlechtsreif. Die wenigsten Hengste werden bei einer Körung vorgestellt und zur Zucht eingesetzt. Die Regel ist, dass sie im Alter zwischen zwei und vier Jahren kastriert werden. Die Kastration verändert ihr Sexual- und Territorialverhalten und beeinflusst so auch ihr biologisches Sozialverhalten im Herdenverband. Durch die Entfernung der Hoden und damit die fehlende Bildung des Geschlechtshormons-Testosteron werden die Pferde werden ruhiger und umgänglicher. Das ermöglicht auch „Hengsten“ ein Leben in der Gruppe ohne sozialen Stress. Das ist beim Pferd als Herdentier besonders wichtig.
Medizinische Indikationen für eine Kastration sind Hodendrehungen und -entzündungen, Darmvorfälle, tumoröse Entartungen oder Leistenbrüche.
„Beste Methode“: liegende Kastration
Grundsätzlich unterscheidet man stehende und liegende, sowie bedeckte und unbedeckte Kastrationen. Die Kastration am stehenden Pferd ist weitaus risikoreicher und wird meistens bei Junghengsten bis zu einem Alter von maximal drei Jahren durchgeführt. Die offene Kastration in Vollnarkose beim liegenden Pferd – egal ob im Stall, auf der Wiese oder in einer Klinik – erlaubt eine gründlichere Reinigung und Desinfektion des OP-Feldes.
Prof. Bodo Gabor von der Pferdeklinik Budapest nannte auf dem bpt-Kongress 2015 in München die liegende Kastration mittels quetschender Sand-Zange und Transfixationsligatur „eine der besten Methoden“. Der Zugang können unter „ruhigen OP-Umständen“ inguinal, in der Praxis aber skrotal sein. Die stehende Kastration berge hingegen höhere Risiken wie Blutungen, Darmvorfall und Schmerzen.
Beliebt in USA: Die Bohrmaschine
Gabor berichtete auch über eine „vor allem unter älteren Kollegen in USA sehr beliebte Methode“, die in Deutschland aber eher unbekannt ist und skurril daher kommt: Die Henderson-Methode. Hier werden die freigelegten Hoden in einer Art Zange eingeklemmt, diese an eine Bohrmaschine angeschlossen. „Wenn eine tolle lokale Anästhesie gelingt“, so Gabor, „kann man in fünf bis sechs Minuten die Hoden absetzen.“
Merkblatt zur Hengstkastration
Die Gesellschaft für Pferdemedizin hat zur „Sorgfalt bei der Kastration des Hengstes“ ein Merkblatt (PDF-Download) herausgegeben: