Biss- und Kratzverletzungen sind die häufigsten gemeldeten Arbeitsunfälle in der Tiermedizin. 76 Prozent aller Verletzungen entfallen auf Verletzungen durch Tiere. Fast die Hälfte davon, werden von Katzen verursacht. Von Humanmediznern werden sie meist als Bagatellverletzung abgetan.
von Henrik Hofmann
In Deutschland kommt es jedes Jahr zu 30- bis 50 000 Bissverletzungen. Am häufigsten sind Hunde- und Katzen-, seltener Menschenbisse. 25 Prozent der Bisse erleiden Kinder unter sechs Jahren und 34 Prozent Kinder im Alter von sechs bis 17 Jahren. Menschenbisse können in Städten bis zu 20 Prozent der Bissverletzungen ausmachen. Die epidemiologischen Daten für Deutschland sind ungenau, da keine Meldepflicht besteht und keine Beißstatistik für das gesamte Bundesgebiet geführt wird.
Betroffen sind besonders häufig Frauen mittleren Alters. Einer US-Studie zufolge stellen sie mehr als zwei Drittel der Patienten, die wegen Bissverletzungen der Hand zum Teil sogar stationär versorgt werden müssen.
Fast jedes dritte Bissopfer muss ins Krankenhaus
Die Hälfte aller Katzenbisse hinterlässt schwere Folgen. Der Grund ist, dass Katzenzähe und Krallen sehr tief ins Gewebe eindringen und dort Keime deponieren. Es drohen Infektionen bis hin zur Sepsis. Fast immer ist der Einsatz von Antibiotika – prophylaktisch bzw. flankierend – unvermeidlich. Fast jeder dritte Patient mit einem Katzenbiss in die Hand muss einer retrospektiven US-Studie zufolge stationär mit einer operativen Wundtherapie und systematischen Antibiose versorgt werden. „Besonders komplikationsträchtig waren Bisse im Bereich von Sehnenscheiden oder Gelenken“, berichtet die Aerztezeitung. Auch Schwellungen, Erytheme oder starke Schmerzen gingen häufig mit einer Klinikeinweisung einher. Die Ursache ist, dass Katzen schon im Wartezimmer einer Tierarztpraxis enorm unter Stress stehen. Die Autoren der Studie warnen vor dem Verschließen der Bisswunde. Ausnahme sei „die Situation nach Inzision und Drainage mit Debridement, wenn Sehnen, Knochen, Gelenke oder neurovaskuläre Strukturen freiliegen“.
Mit welchen Mitteln man sich vor Katzenbissen schützen kann, zeigt folgendes Video der Berufsgenossenschaft.
Tierhalter sollten demnach geeignete Transportboxen haben, die ganz geöffnet werden können. Um zum Beispiel auch in Rundkörbe greifen zu können, sollten unbedingt bissfeste Handschuhe vorrätig halten. Weitere Vorkehrungen sind beispielsweise, die Katzen in ein Handtuch oder eine Katzentasche zu wickeln. Der berühmte Zwangskorb sollte nur als aller Letztes in Betracht gezogen werden verwendet werden. Vor allem angstaggressive Katzen können in vielen Fällen erst nach Sedierung behandelt werden.
Auch wenn es hier um Katzen geht, sollten Tierärzte gebissene Patientenbesitzer und Mitarbeiter immer zum Hausarzt bzw. in die Notaufnahme einer Klinik schicken.