Ketamin bleibt für die tierärztliche Praxis erhalten

Petition: Ketamin darf nicht als Droge verboten werden. (© WSAVA/Kampagnenmotiv)

Wie darf Ketamin künftig weltweit genutzt werden? Darüber haben die Vereinten Nationen auf der 59th UN Convention on Narcotic Drugs (CDN) in Wien diskutiert. Ketamin sollte als „Droge“ streng reguliert werden – damit wäre der Einsatz in der Tiermedizin fast unmöglich geworden. Doch es wurde nichts entschieden: Ketamin bleibt vorerst weiter als Medikament erhalten. (aktualisiert: 29.3.2016 – 9:40 Uhr)

(jh/hh) – Über die Ketamin-Neueinstufung als Droge und damit ein mögliches Verbot für die Tiermedizin, hat die CDN-UN-Konferenz vom 14. bis 22. März in Wien NICHT entschieden („without a vote“). Damit gilt Ketamin zunächst unverändert als Medikament und nicht als Droge – kann also weiter wie bisher in der Tiermedizin eingesetzt werden. Allerdings hat sich China über diese „Nichtentscheidung“ enttäuscht gezeigt und betont, man wolle erneut eine Neueinstufung fordern. Damit gilt es als wahrscheinlich, dass die „Ketamin-Frage“ demnächst wieder auf die Tagesordnung kommt.

Die Petition der Weltvereinigung der Kleintierärzte zum Erhalt von Ketamin für die Tiermedizin ist deshalb weiter aktuell – sie strebt mindestens 10.000 Unterschriften möglichst von Tierärzten weltweit, um die Bedeutugn von Ketamin für die Veterinärmedizin zu unterstreichen.

Hintergrund der Diskussion

Auf der UN-Tagung sollte Ketamin als Droge unter „internationale Koordination“ gestellt werden. Mit dieser Einstufung könne Ketamin in der Tiermedizin nicht mehr zur Narkose eingesetzt werden, befürchtet die Weltvereinigung der Kleintierärzte (World Small Animal Veterinary Association/WSAVA). Das hätte erhebliche Tierschutzrelevanz, da eine gute und wirksame Narkosemöglichkeit für Tiere entfallen würde. Deshalb hatte der Praktikerverband eine weltweite Kampagne für den Erhalt von Ketaminen in der Tiermedizin gestartet: Ketamin soll weiterhin als Medikament und nicht als Droge gelten. Dies wird auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt.

Medizin statt Droge – die WSAVA-Kampagne (©WSAVA/Kampagnenmotiv)

Medizin statt Droge – die WSAVA-Kampagne (©WSAVA/Kampagnenmotiv)

Ausnahmestellung unter den Narkotika

Ketamin wird in der Human- und Tiermedizin, insbesondere in der Anästhesie und zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt. Es nimmt durch die Auslösung einer dissoziativen Anästhesie eine Ausnahmestellung gegenüber anderen Analgetika und Narkotika. Gemeint ist die Erzeugung von Schlaf und Schmerzfreiheit unter weitgehender Erhaltung der Schutzreflexe. Es wird in der Regel in Kombination mit anderen Präparaten wie Xylazin verwendet.

Petition pro Ketamin

Die WSAVA hatte deshalb auch eine Online-Petition gestartet mit dem Ziel 10.000 Unterschriften für den Erhalt von Ketamin in der Veterinärmedizin zu sammeln. Bisher sind 5.000 Stimmen zusammengekommen (Stand 29.3.2016). Die WSAVA bitte daher um weitere Beteiligung von Tierärzten und Tierhaltern.

WSAVA-Kampagnenseite mit einer Reihe von „Fact-Sheets“ zum Thema
Die Petition finden Sie bei Change.org
Unterstützerliste Tierärzteverbände weltweit (PDF)

 

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Über den Autor

Dr. Henrik Hofmann

Dr. Henrik Hofmann (hh) betreibt seit 1995 eine eigene Tierarztpraxis in Butzbach. Er ist Fachtierarzt für Allgemeine Veterinärmedizin und hat die Zusatzbezeichnung Akupunktur. (www.tierundleben.de) Als Autor und Redakteur hat Hofmann in etlichen Zeitschriften und Zeitungen rund ums Tier geschrieben. Bei wir-sind-tierarzt.de betreut er schwerpunktmäßig Medizinthemen, den Bereich Praxismanagement und die Rubrik Mensch-Tierarzt. Außerdem steuert er die SocialMedia-Aktivitäten und leitet die Bildredaktion. Zuletzt ist sein Buch „Tieren beim Sterben helfen – Euthanasie in der Tierarztpraxis“ erschienen. Kontakt: henrik.hofmann(at)wir-sind-tierarzt.de
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