Deutschland hat jetzt zwei oberste Tierärzte. Neben der bisherigen CVO (Chief Veterinary Officer) Dr. Karin Schwabenbauer, hat Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt die Position eines zweiten CVO neu geschaffen: Dr. Dietrich Rassow soll die Veterinärzusammenarbeit mit Drittstaaten verbessern. Das gilt als politisches Signal des Ministeriums, den Export tierischer Produkte zu stärken.
(jh) – Ist eine weitere Exportorientierung der deutschen Landwirtschaft ein Rettungsweg aus der momentanen Einkommens- und Existenzkrise der Bauern? Das ist politisch umstritten. Zuletzt wurde der Konflikt rund um die Grüne Woche 2016 in Berlin ausgetragen. Sichtbarstes Zeichen war die „wir haben es satt-Demo“.
Export und Qualität – sind das Gegensätze?
Der Deutsche Bauernverband sieht Agrarexporte als einen „wirtschaftlichen Eckpfeiler“ und fordert, diese auch agrarpolitisch zu fördern. Dazu hat er zur Grünen Woche eine Erklärung zur Handelspolitik und Agrarexportförderung veröffentlicht. Veterinärrechtliche und phytosanitäre, aber vor allem handelspolitische Vereinbarungen werden darin als eine Grundvoraussetzung für den Export genannt. Dies ist zentrale Aufgabe des neuen Chief Veterinary Officer.
Der „Kritische Agrarbericht 2016“ dagegen wirft dem Bundeslandwirtschaftsministerium und dem Bauernverband falsche Vorhersagen in Sachen Exportchancen vor: Molkerei- und Schlachtkonzerne steigerten zwar ihre Exporte; aber auf Kosten der Bauern, die für Milch, Ferkel und Schweinefleisch Preise weit unterhalb ihrer Kosten erhielten. Statt einer Exportoffensive bräuchten die Bauern eine„Qualitätsoffensive“: Die Nachfrage nach regional, tierschutz- und umweltgerecht erzeugten Lebensmitteln von bäuerlichen Betrieben wachse.
Landwirtschaftsminister: Export-Schlagkraft stärken“
Das mit der Ernennung von Dr. Dietrich Rassow zum CVO verfolgte Ziel, beschreibt Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt so: „Damit erhöht sich die Schlagkraft und internationale Präsenz des BMEL im Bereich des Exports von tierischen Produkten deutlich.“
Dr. Rassow ist seit über zehn Jahren Referatsleiter im BMEL. In den letzten Jahren war er als nationaler Experte des Bundeslandwirtschaftsministeriums bei der OIE im Einsatz. Künftig soll er die Aktivitäten der für den Export zuständigen Abteilungen im BMEL koordinieren. Dr. Rassow wird das Referat Veterinärangelegenheiten beim Export zugeordnet und damit (laut topagrar-Meldung) die Auslands- und die Marktabteilung sowie der Veterinär- und der phytosanitäre Bereich. Zugleich solle der zweite CVO auch zentrale Anlaufstelle für Interessenten aus der Wirtschaft sein, die ihre tierischen Produkte im Ausland vermarkten wollen.
Dr. Karin Schwabenbauer, vertritt als Leiterin der Veterinärdienste auch weiterhin international die deutschen Interessen gegenüber der EU und der Welt-Tiergesundheitsorganisation OIE.
Das Organigramm des BMEL (Stand 2015/abgerufen 25.1.206) bildet die neue Struktur noch nicht ab.