Weihnachtsstern, Schokolade, Gänseknochen – es gibt viele Gefahren für Hund und Katze an den Weihnachtsfeiertagen. Eines wird es aber nicht mehr lange geben: Engelshaar alias Lametta.
von Henrik Hofmann
„Früher war mehr Lametta“ ist einer der klassischen Loriot-Sätze. Doch seit Jahren ist der mittlerweile rund hundert Jahre alte Brauch überholt, glänzende „Fäden“ in den Christbaum zu hängen. Junge Deutsche mögen kein Lametta mehr, nur ältere Jahrgänge kaufen es noch. Wissenschaftler sagen auch warum: Der Niedergang des Lametta ist demnach Ausdruck für die Entwurzelung des Menschen im Zeitalter der Globalisierung. „Die regionalen Verbindlichkeiten lassen nach“, erläutert der Psychologe Prof. Peter Walschburger von der Freien Universität Berlin in der Welt. „Im Zeitalter der Globalisierung schmückt man den Baum eben nicht mehr so, wie es dereinst Oma tat. Wir leben in einer sehr variablen Welt. Heute experimentieren die Menschen viel mehr als früher, weil sie nicht mehr so verwurzelt sind.“
„Katzen stehen drauf“
Dr. Michael Kühn von der Tierklinik Panitzsch in Borsdorf hat spezielle Erfahrungen mit Lametta. Er warnt alle Katzenfreunde in der Weihnachtszeit: „Bitte versteckt Engelshaar und Lametta sehr gut vor euren Stubentigern! Wir wissen nicht warum, aber sie stehen absolut darauf.“ Er und seine Kollegen hatten schon mehrfach Darmverschlüsse durch „Engelshaar“. „Es kann zu schweren Verletzungen des Darms führen.“
Doch für Tiere gibt es zwei gute Nachrichten. Erstens: Den Patienten der Tierklinik geht es nach der operativen Entfernung wieder gut. Und zweitens: Der vermutlich letzte Hersteller in Deutschland hört mit der Produktion der weihnachtlichen Glitzerfäden auf. „Wir haben heuer das letzte Lametta produziert“, sagte Walter Enzenhöfer, Verkaufsleiter beim Unternehmen Riffelmacher & Weinberger im fränkischen Roth gegenüber der HNA kurz vor Weihnachten 2015. Derzeit seien noch Restbestände im Handel, aber dann „wird es nicht mehr in Deutschland produziert“.
Einst aus Stanniol und Blei zum „Aufbügeln“
Lametta (Verkleinerungsform von italienisch lama „Metallblatt“) bestand ursprünglich aus Stanniol, das geschmolzen, gegossen, gewalzt und in sehr schmale Streifen geschnitten wurde und auch Blei enthielt. Es sollte am Weihnachtsbaum Eiszapfen symbolisiert. Zuletzt bestand es als Engelshaar meist aus metallisiertem Kunststoff oder feinen Drähten. Umstritten ist Lametta seit vielen Jahren. Früher war es „kostbar“ und wurde wieder verwendet und sogar „aufgebügelt“. Wird es nicht nach Weihnachten aus den Bäumen genommen, ist die Entsorgung der Weihnachtsbäume problematisch.