Standardisierte Richtlinien für Forschung, Diagnose und Behandlung von Epilepsie bei Hunden und Katzen will die International Veterinary Epilepsy Task Force (IVETF) entwickeln. Online können Praktiker schon jetzt Empfehlungen zum korrekten diagnostischen Vorgehen oder der Medikation abrufen und sich über rassespezifische Besonderheiten informieren (siehe Linkliste im Text – Inhalte auf Englisch).
(jh) – Etwa 50.000 Hunde leiden in Deutschland an Epilepsie. Das sind etwa 05, bis 1 Prozent der Population und auch bei Katzen komme die Erkrankung relativ häufig vor. Deshalb habe Epilepsie in der Forschung einen großen Stellenwert, teilt die Tierärztliche Hochschule Hannover mit: „Die zahlreichen wissenschaftlichen Studien unterscheiden sich allerdings oft in Definitionen, Einteilungen der Krankheitsgrade, Messungen des Behandlungserfolgs und neuropathologischen Untersuchungen“ stellt Professor Dr. Wolfgang Löscher fest. Weltweit werde deshalb ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einheitliche Standards für zukünftige Studien entwickeln. Dadurch sollen Forschungsergebnisse besser miteinander verglichen werden können. Aus Deutschland sind die TiHo und die LMU München beteiligt.
Epilepsie: Empfehlungen zu Diagnose und Medikation
Außerdem sollen Richtlinien, die die Betreuung der Epilepsiepatienten verbessern und für eine gemeinsame Sprache innerhalb der Betreuungskette sorgen – vom Züchter zum Tierbesitzer über den behandelnden Tierarzt bis hin zum Veterinärneurologen und Neurowissenschaftler.
Auf der Open-Access-Plattform Biomedcentral im Bereich Veterinary Research hat die IVTEF bereits sieben freizugängliche Publikationen veröffentlicht, die als Grundlage für das Projekt dienen:
- Standards zu Definitionen und Terminologie
- Empfehlungen zu diagnostischem Vorgehen
- eine Übersicht über rassespezifische Epilepsiesyndrome und deren genetischen Hintergrund
- Medikation von Epilepsie bei Hunden in Europa
- Empfehlungen für Studiendesigns (Ergebnisanalyse) bei Hunden und Katzen
- Empfehlungen zu einem epilepsiespezifischen Magnetresonanztherapieprotokoll
- sowie Empfehlungen zur Hirnprobenentnahme und weiterem Vorgehen mit diesen Proben
Kriterien für die Zwei-Schritt-Diagnostik
Bei der Publikation zum diagnostischen Vorgehen ist das Ziel der Wissenschaftler, eine Kontinuität bei der Epilepsiediagnosestellung zu gewinnen. Die Diagnosestellung bei Patienten mit möglichen epileptischen Anfällen beinhaltet zwei grundlegende Schritte:
- Erstens herauszufinden, ob es sich tatsächlich um epileptische Anfälle handelt und falls dem so ist,
- zweitens ihre zugrundeliegende Ursache zu klären.
Epileptische Anfälle von anderen, nicht-epileptischen krampfartigen Ereignissen zu unterscheiden, kann eine Herausforderung darstellen. In ihren Empfehlungen stellen die Wissenschaftler Kriterien vor, die bei dieser Unterscheidung helfen.
Deutsche Mitglieder der International Veterinary Epilepsy Task Force
Die International Veterinary Epilepsy Task Force (IVETF) wurde 2014 von Tierärzten und veterinärmedizinischen Neurologen gegründet. Das vordergründige Ziel der Organisation ist es, Tierärzten, Züchtern und Tierhaltern gemeingültige Informationen zur Erkrankung Epilepsie bereitzustellen.
Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) unterstützt das internationale Team aus Veterinärmedizinern mit drei Experten auf dem Gebiet der Epilepsie: Professor Dr. Wolfgang Löscher, Leiter des Instituts für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie, Professorin Dr. Andrea Tipold und PD Dr. Veronika Stein, beide aus der Klinik für Kleintiere.
Eine enge Zusammenarbeit besteht auch mit folgenden Experten der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München: Professorin Dr. Heidrun Potschka, Lehrstuhl für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie, Professorin Dr. Andrea Fischer, Dr. Velia Hülsmeyer, beide aus der Medizinischen Kleintierklinik am Zentrum für Klinische Tiermedizin, sowie Professor Dr. Kaspar Matiasek, aus der Abteilung Klinische und Vergleichende Neuropathologie am Institut für Neuropathologie.
Quelle:
Pressemeldung der Tierärztlichen Hochschule Hannover
Bild: (c)2014 Henrik Hofmann