Pathogene Darmkeime steigen stetig an

Sind Chorhühnchen die besseren Menschen?

Wie der Spiegel berichtet, stiegen die Campylobacter-Infektionen bei Menschen in zehn Jahren von 55.000 auf 71.000. Verantwortlich sei – so Wissenschaft und Regierungsparteien – vor allem Geflügelfleisch. Brauchen wir jetzt das Chlor-Hühnchen?

(hh) – Chlordioxid wird als antimikrobieller Stoff bei der Verarbeitung von Lebensmitteln gegen Erreger wie Salmonellen, E.coli, Listerien oder Campylobacter eingesetzt. Es bietet ein breites Wirkspektrum und zerfällt bei Kontakt mit Lebensmitteln zu harmlosen Chlorid-Ionen. In deutschsprachigen Medienberichten über Beziehungen zwischen EU und USA werden mit Chordioxid behandelte Hühnerteile als „Chlor-Hühnchen“ bezeichnet. Es wird zwar als harmlos eingestuft – das Chlor-Huhn wurde aber systematisch zum Symbol für TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) aufgebaut.
Das Chlor-Hühnchen versinnbildlichte die Gefahr, die dem Verbraucher einfach zu vermitteln war – Tenor: Demnächst haben wir alle nur noch genverseuchte Lebensmittel und Chlor-Hühnchen auf dem Teller – denn TTIP senkt die Ansprüche an die Lebensmittelhygiene!

Deutlicher Campylobacter-Anstieg

„Im vergangenen Jahr infizierten sich 71.000 Personen mit dem Campylobacter-Keim, der häufig durch den Verzehr von Geflügelfleisch übertragen wird“, berichtet spiegel-online. „2004 waren es nur 55.803.“ Das gehe aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die dem SPIEGEL vorliege. Im Gesundheitsministerium halte man mangelnde Hygiene in den Schlachthöfen für den Grund der gestiegenen Infektionen. So habe sich die Zahl des verunreinigten Hähnchenfleischs „deutlich erhöht“. Von rund 41 Prozent in 2011 auf 52 Prozent in 2013 seien die Campylobacterfunde gestiegen. Die Schlachthöfe müssten nach Möglichkeiten suchen, „die Kontaminationsrisiken weiter zu verringern“, verlangt das Gesundheitsministerium.

Während es am Freihandelsabkommen sicherlich zahlreiche kritikwürdige Aspekte gibt, drängt sich die Frage auf: Wollen wir nun doch alle das Chorhühnchen? Weil’s gesünder ist?

Quelle: spiegel-online
Beitragsbild: © 2014 Dr. Henrik Hofmann / WiSiTiA

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Über den Autor

Dr. Henrik Hofmann

Dr. Henrik Hofmann (hh) betreibt seit 1995 eine eigene Tierarztpraxis in Butzbach. Er ist Fachtierarzt für Allgemeine Veterinärmedizin und hat die Zusatzbezeichnung Akupunktur. (www.tierundleben.de) Als Autor und Redakteur hat Hofmann in etlichen Zeitschriften und Zeitungen rund ums Tier geschrieben. Bei wir-sind-tierarzt.de betreut er schwerpunktmäßig Medizinthemen, den Bereich Praxismanagement und die Rubrik Mensch-Tierarzt. Außerdem steuert er die SocialMedia-Aktivitäten und leitet die Bildredaktion. Zuletzt ist sein Buch „Tieren beim Sterben helfen – Euthanasie in der Tierarztpraxis“ erschienen. Kontakt: henrik.hofmann(at)wir-sind-tierarzt.de
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