Salmonellose beim Rind: Ausscheider ohne Symptome

Wassertrog im LaufstallKann Salmonellen verbreiten: Wassertrog im Laufstall – tägliche Reinigung ist Pflicht (Foto: ©WiSiTiA/aw)

Bei Eiern sind Salmonellen gerade wieder Topthema: Ein bayerischer Eierproduzent soll 2014 belastete Eier europaweit ausgeliefert und so eine Krankheitswelle ausgelöst haben – was letztlich auch den Bundestag beschäftigteDoch die Tierseuchenberichte zeigen, dass auch die Salmonellose des Rindes als anzeigepflichtige, auf Menschen übertragbare Tierseuche in Deutschland durchaus eine Rolle spielt. Ein kurzes Update:

Salmonellen verursachen bei den erkrankten Rindern in erster Linie Durchfälle, doch auch Fieber, respiratorische Symptome, Aborte oder Sepsis können durch Salmonellen hervorgerufen werden. Salmonellen werden über den Kot ausgeschieden und oral aufgenommen, gelegentlich finden sich Salmonellen aber auch in der Milch. Solche Nachweise sind in der Regel aber Zufallsbefunde, da Milch nicht routinemäßig auf Salmonellen überprüft wird. Problematisch wird es dann, wenn Milch vor dem Verzehr nicht abgekocht wird.

Stress fördert Infektion

Salmonellen kommen vor allem bei Milchkälbern unter dem dreißigsten Lebenstag und bei Kühen im geburtsnahen Zeitraum vor. Gelegentlich sind auch ältere Kälber bis zum Alter von sechs Monaten betroffen. Alles deutet darauf hin, dass sich vor allem solche Tiere infizieren, die Stress ausgesetzt sind und deren Immunsystem dadurch beeinträchtigt ist. Stress kann durch viele Faktoren entstehen, beispielsweise Umstallung, Umgruppierung, Futterveränderungen oder suboptimale Haltungsbedingungen. Darüber hinaus ist die Geburt eines Kalbes für eine Kuh mit erheblichem Stress verbunden, da viele Faktoren zusammentreffen: Futterumstellung, Umgruppierung und hormonelle Veränderungen. Diese können das Immunsystem empfindlich schwächen und eine Infektion begünstigen.

Infektionsquelle: Wassertrog

Wassertrog im Laufstall

Kann Salmonellen verbreiten: Wassertrog im Laufstall – tägliche Reinigung ist Pflicht (Foto: ©WiSiTiA/aw)

Auf der Liste der möglichen Infektionsquellen stehen Wassertröge an erster Stelle, wie Dr. Patricia Blanchard vom California Animal Health and Food Safety Laboratory berichtet. Doch auch Gebrauchsgegenstände, Kleidung, Schuhe und Futter können Salmonellen übertragen. Futterpflanzen die mit Oberflächenwasser beregnet oder mit Gülle gedüngt wurden, sind hier eine besondere Gefahr. Gesunde Kühe mit einem guten Immunstatus erkranken in der Regel nicht, scheiden aber teilweise massenhaft Salmonellen aus. Daher ist gute Hygiene die beste Maßnahme zur Vermeidung einer Infektion, denn klinisch gesund erscheinende Tiere können Salmonellenträger sein und diese weiterverbreiten.

Allgemeine Hygienemaßnahmen wie die tägliche Reinigung der Tränken, Bereitstellung von sauberem, möglichst keimfreiem Wasser, die Reinigung der Futtertische vor der Fütterung, gute Futterqualität und die Vermeidung von umweltbedingtem und sozialem Stress sind wesentliche Faktoren, um Salmonellosen und andere bakterielle Infektionen bei Milchkühen und Kälbern wirksam zu unterbinden. Bei Kälbern ist zusätzlich darauf zu achten, dass die Boxen, Iglus oder sonstigen Stallsysteme vor einer Neubelegung sorgfältig gereinigt und desinfiziert werden, da die jungen Tiere ihre Umgebung besonders intensiv belecken und dadurch leicht Keime aufnehmen.
Salmonellen können auch von Schadnagern und Vögel übertragen werden, daher sollten diese Kontaktmöglichkeiten so gut wie möglich unterbunden werden.

Krankheitsausbruch: Wie vorgehen?

Wie im Falle eines Krankheitsausbruchs vorgegangen wird, entscheidet das zuständige Veterinäramt. Die Amtstierärzte können die Tötung der infizierten Tiere anordnen, für die dann eine Entschädigung gezahlt wird. Impfungen und antibiotische Behandlungen nach Abklärung der Wirksamkeit sind ebenfalls denkbar.
Für Betriebe, die mehr als 100 Kälber im Alter von weniger als sechs Monaten halten, gelten darüber hinaus spezielle hygienische Anforderungen, die in der Salmonellen-Verordnung festgelegt sind.

Solange ein Krankheitsverdacht besteht, dürfen Tiere den Betrieb nur nach amtstierärztlicher Anordnung beziehungsweise Genehmigung verlassen. Ein Bestand gilt als unverdächtig, wenn im Anschluss an ein Infektionsgeschehen oder einen -verdacht zwei Kotproben aller Einzeltiere im Abstand von fünfzehn Tagen frei von Salmonellen sind.

Am Beispiel der Salmonellose zeigt sich einmal mehr, wie wichtig Hygiene in der Rinderhaltung und – fütterung ist. Zumal in diesem Fall die Gefahr besteht, dass sich Landwirte und ihre Familien anstecken und an unangenehmen Brech-Durchfall erkranken.

Teilen
Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)