Polen, Estland, Lettland, Russland und die Ukraine – zuletzt wurden wieder zahlreiche Ausbrüche von Afrikanischer Schweinepest (ASP) aus Osteuropa gemeldet. Betroffen ist auch eine Großanlage mit 60.000 Tieren in der Ukraine. Die EFSA rät, Wildschweine doch stärker zu bejagen, weil sie potentielle Virusträger sind.
(aw/jh) – Wie thepigsite.com in verschiedenen Beiträgen berichtet, gab es zuletzt in der EU eine Reihe von ASP-Neuausbrüchen bei Hausschweinen: in Estland drei, in Polen zwei und in Litauen acht. Auch in der nicht zur EU gehörenden Ukraine (3) und Russland (3) gab es neue Ausbrüche in Schweinehaltungen. Dabei sagt die Zahl der Ausbrüche nichts über die Zahl der jeweils betroffenen Tiere. Üblicherweise sind es vor allem Hinterhofhaltungen.
Doch in der Ukraine war erstmals eine Großanlage mit über 60.000 Tieren betroffen – das in der Nähe von Kiew gelegene Agrokombinat Kalita. Es ist die neuntgrößte Schweineanlage in der Ukraine. Der nationale Veterinärdienst war auf den Betrieb aufmerksam geworden, als etliche Ferkel plötzlich verstarben. Alle 60.000 Tiere wurden getötet.
Wildschweine als Virusträger
Außerdem wurde die Virusinfektion in Estland bei 27 verendeten Wildschweinen nachgewiesen. In Lettland fanden Jäger 26 Wildschweine mit ASP und in Russland konnte sie bei 15 Wildschweinen nachgewiesen werden.
Schon im Juni waren 89 neue Ausbrüche gemeldet worden. Doch noch immer liegen Ausbrüche an der EU-Ostgrenze. Die Tierseuche hat sich noch nicht weiter nach Westen ausbreiten können (siehe Karte des FLI – die jeweils aktuellsten offiziellen Zahlen zur ASP finden Sie auf dieser Webseite der Internationalen Tiergesundheitsorganisation /OIE)
Polen dämmt Ausbreitung ein
Aus Polen kommen sogar eher gute Nachrichten. Auch die neuen Ausbrüche liegen in dem bereits eingerichteten Sperrgebiet an der Grenze zu Weißrussland, also ganz im Osten des Landes. Von den 1.800 Schweinehaltungen in der Sicherheitszone haben mittlerweile 255 Betriebe aufgegeben und eine Entschädigung erhalten. In dieser Zone konnte durch gezielte Bejagung außerdem die Zahl der Wildschweine von rund 12.000 auf 9.000 gesenkt werden.
Prof. Krzystof Niemcuk, Direktor des Nationalen Forschungsinstituts, erklärt, dass als nächster Schritt die Entwicklung eines Schnelltest voran getrieben werden soll, mit dem der Krankheitsnachweis direkt im Stall erfolgen kann. Damit entfällt der Proben-Transport zum Labor und die damit verbundene Zeitverzögerung.
EFSA empfiehlt gezielte Wildschweinjagd
Die europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stellt in einer aktuellen Stellungnahme (Kurzfassung) fest, dass die voneinander getrennte Anwendung verschiedener Einzelmaßnahmen zur Seuchenbekämpfung erst nach mehreren Jahren greift. Die Mehrzahl der Ausbrüche bei Hausschweinen in landwirtschaftlichen Betrieben trat in Hinterhofhaltungen auf und konnte relativ schnell eingedämmt werden. Vermutet wird eine Eintrag über die Wildschweinpopulationen. In ihnen breitet sich die ASP lokal nach wie vor aus. Das macht die Eindämmung schwieriger.
Die EFSA empfiehlt daher mehrere Maßnahmen zu kombinieren, einschließlich gezielter Jagd, der Entfernung von Fallwild und eines strikten Fütterungsverbots. Das würde – in Kombination – zu einer verminderten Reproduktion der Wildschweine und damit einer Eindämmung der Krankheit führen.
Kritiker fürchten dagegen, dass durch stärkeren Jagddruck die Wildschweine in andere Gebiete ausweichen und so die Krankheit sogar schneller weiter verbreiten könnten.
Die Afrikanische Schweinepest sorgt inzwischen auch wieder in Afrika für Tierverluste, aktuell ist die Seuche in Uganda und Simbabwe aufgeflammt.
ASP-Video der TiHo
Die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) erklärt hier in einem 3-Minuten-Video die Gefährdung durch die Afrikanische Schweinepest.