(Baden-Baden/hh) – Bis vor einigen Jahren ließ man Katzen nach schweren Operationen zum Teil hungern – um den Erfolg nicht zu gefährden. Heute gilt: „Wenn es nicht hält, dann war es kein Ernährungsproblem, sondern ein chirurgisches,“ sagt der Schweizer Kleintierchirurg Daniel Koch.
Vor allem bei Katzen kann Hungern zu ernsthaften Stoffwechselentgleisungen führen. Der Grund ist, dass der Körper im Mangel seine Energie aus der eigenen Körpermasse mobilisiert. Doch dieser sogenannte Katabolismus bringt etliche Nachteile mit sich: Es kann zu Gerinnungsstörungen, Herabsetzung der Infektabwehr, Wundheilungsstörungen, Durchblutungsstörungen und vieles mehr unter anderem durch Beeinträchtigung von Leber und Niere kommen. Dabei ist nach Verletzungen und Erkrankungen der Energiebedarf besonders hoch. Nach Verbrennungen etwa muss das Doppelte des normalen Grundumsatzes an Energie zugeführt werden, bei Sepsis das 1,75-fache, nach Operationen und bei Leber- oder Nierenerkrankungen das 1,25-fache.
Katzen nach OP so früh wie möglich ernähren
Dr. Daniel Koch, Kleintierchirurg aus Diessenhofen in der Schweiz, rät daher, „alle nach der Operation so früh wie möglich enteral zu ernähren“. Möglich sei dies grundsätzlich durch Nasenschlundsonde, oral, durch Oesophagussonde, Pharyngoosteomiesonde, Darmsonde oder Magensonde.
Am besten sei die Oesophagussonde, da man sie jederzeit entfernen kann. Einziger Nachteil: Man muss langsam füttern. Sie wird am Hals „weit genug vom Larynx entfernt“ eingesetzt. Die Länge misst am durch Anhalten ab. Die Sonde sollte etwa vom Mund bis zum 8. Intercostalraum reichen. Die Futteraufnahme sei auch an der Sonde vorbei möglich.
Strenges Fütterungsregime
Insgesamt muss ein strenges Fütterungsregime eingehalten werden:
- Zuerst 5-15 ml während 5 Minuten alle 2 Stunden (mit Wasser anfangen)
- dann bis zu 60 ml (über 15 Minuten) alle 6 Stunden
- Wasser 60 ml / kg / 24 Stunden
- physiologisches Volumen des Katzenmagens: 30-45 ml / kg KGW
Als besonderen Tipp gab Koch Tierärzten während der 27. Baden-Badener Fortbildungstage auf den Weg: „Am Ende der Narkose vor dem Extubieren die Sonde in den Magen verlagern und Energie in den Magen zuführen!“ Er selbst mache das bislang nicht, in den USA sei das aber sehr verbreitet.