Journalisten im Selbstversuch: Sieben Tage beim Schlachter

Blut sehen – zwei NDR-Journalisten wagen den Selbstversuch und arbeiten sieben Tage beim Schlachter.Blut sehen – zwei NDR-Journalisten wagen den Selbstversuch und arbeiten sieben Tage beim Schlachter. (© NDR/screenshot)

Steak essen? Klar. Ein Tier töten? Niemals! Wer Fleisch essen will, muss sich nicht die Hände schmutzig machen. Er greift ins Kühlregal. Zwei Journalisten fanden das nicht ehrlich und wollten erleben, wie es wirklich ist. TV-Tipp zu einem Selbstversuch.

So ganz „wirklich“ dürfte allerdings auch der NDR-Film nicht sein, arbeiten die beiden Autoren Fabienne Hurst und Hans Jakob Rausch doch in einem eher als Familienmetzgerei denn als „Schlachthof“ zu bezeichnenden Betrieb – einem wirtschaftlichen Auslaufmodell.

„Manche denken, wir streicheln die Tiere tot“

Einen ersten Eindruck vom Film gibt eine kurze Reportage auf spiegel-online:
„Manche Leute denken echt, wir streicheln die Tiere tot“, zitiert dort Journalistin Hurst Verkäuferin Heike und räumt ein: Irgendwie habe sie sich das bisher auch gewünscht. Doch: „Hier merke ich: Wer das Schlachten eines Tieres ausblendet, verliert leicht den Respekt davor. Für den wird Fleisch so banal wie eine Tüte Kartoffelchips.“

Die Debatte darüber, ob der Schlachter nun „Tiermörder oder doch eher Künstler“ ist, der – Zitat – „aus einem Tier, das eigentlich nur scheißt und frisst, eine Delikatesse macht“, diese Frage „nach Moral und Gewissen kommen mir von Tag zu Tag alberner vor,“ zieht Fabienne Hurst eine Zwischenbilanz ihres Arbeitseinsatzes.

Auslaufmodell Famimilienschlachtbetrieb

Dabei erscheint ihre spiegel-online-Reportage neckischerweise in der Rubrik „Karrierespiegel“ – obwohl der NDR-Programmhinweis den kleinen Schlachtbetrieb eher als „Auslaufmodell“ bezeichnet: „Zu viel Arbeit, zu wenig Profit.“ Der Chef und seine Frau arbeiten demnach 80 Stunden die Woche, unterm Strich für einen Hungerlohn, um ihre Kunden nicht an Billiganbieter zu verlieren.

Sendetermine/weiterführende Links:

Sendetermin war Sonntag, 26. April 2015, 15:30 bis 16:00 Uhr – Link zum Video
Spiegel-Online-Reportage: Ich werde Blut sehen
Vorab-Video auf NDR.de plus weitere Informationen zum Thema

Etwas näher an dem, was heute als Schlachthof gilt, ist eine ältere spiegel-online-Reportage über einen „gläsernen Schlachthof“ in Dänemark (4/2014).
Die Arbeitsrealtität auf deutschen Schlachthöfen zu beschreiben, beansprucht DIE ZEIT in Rahmen einer Artikel-Serie über die Nutztierhaltung (11/2014)

 

 

 

 

 

 

 

 

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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