Video-Diagnose: Trefferquote abhängig von Ursache und Spezialisierung

Die richtige Diagnose aus einem Handy-Video abzuleiten ist für Tierärzte nicht einfach. (Foto: ©tierundleben2014)

(hh) – Gerade von Symptomen, die nicht permanent auftreten, drehen Tierbesitzer gerne kleine Handy-Videos. Besonders „beliebt“ sind dabei Anfallsleiden. Mit diesen Videos kommen sie dann in die Praxis und erwarten von ihrem Tierarzt eine Diagnose. Doch die kann sehr unterschiedlich ausfallen.

Wie gut können Tierärzte Handy-Vidoes interpretieren, die Besitzer von Hunden und Katzen aufgenommen haben, die Krampfanfälle oder Bewegungsstörungen hatten? Um dies zu beurteilen, haben Experten vom Royal Veterinary College und der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) den Tierärzte lediglich ein Video vorgespielt, ohne ihnen weitere Informationen zu dem Fall zu geben. Die Ärzte sollten entscheiden, welche Art von Anfall zu sehen ist und welche Merkmale er zeigt. 15 Tierärzte – zehn Neurologen und fünf nicht spezialisierte Tierärzte – beurteilten in der Studie 100 Videos von Hunden und Katzen mit Anfällen.

Trefferquote abhängig von Ursache

„Zwischen den Tierärzten herrschte, eine große Unstimmigkeit ob es sich bei dem Gezeigten um einen epileptischen Anfall handelt oder nicht“, fasst Professorin Dr. Andrea Tipold aus der Klinik für Kleintiere der TiHo die Ergebnisse zusammen. Die neurologischen Spezialisten haben  auf Basis der Videos seltener einen Anfall diagnostiziert als die nicht spezialisierten Tierärzte. Umgekehrt erkannten die Spezialisten weniger übliche Erkrankungen wie beispielsweise den idiopathischen Kopftremor.
Auch beim Anfallstyp waren sich die Ärzte häufig über uneinig: Die größte Übereinstimmung bestand bei der Diagnose von generalisierten Anfällen, bei denen beide Gehirnhälften betroffen sind und Hunde häufig das Bewusstsein verlieren. Bei fokalen Anfällen dagegen, bei denen nur ein Teil des Gehirns betroffen ist, gab es die größte Unstimmigkeit.

„Reine Videobeurteilung nicht geeignet“

„Um eine sichere Diagnose zu erzielen, ist die reine Videobeurteilung nicht geeignet. Die Studie zeigt, dass zusätzliche klinische Informationen für eine zuverlässige Diagnose unerlässlich sind und dass wir ein belastbares System zur Einteilung von Anfällen benötigen, um zwischen den verschiedenen Anfallstypen sicher unterscheiden zu können“, betont Privatdozentin Dr. Veronika Stein, Klinik für Kleintiere der TiHo.

Ob sich die Studienergebnisse auch auf  Tierhalter-Videos von anderen Krankheiten übertragen lassen, sagen die Wissenschaftler nicht.

Originalquelle: www.biomedcentral.com
Bild: (©)2014 tierundleben.de/hh

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