Neues Bornavirus in Bunthörnchen unter Zoonoseverdacht

Bunthörnchen stehen im Verdacht, Träger eines neuartigen Bornavirus zu sein, das Gehirnentzündungen beim Menschen auslösen kann.Bunthörnchen stehen im Verdacht, Träger eines neuartigen Bornavirus zu sein, das Gehirnentzündungen beim Menschen auslösen kann. (Foto: © GNU-Lizenz/Patrick Gijsbers).

(jh) – Drei Züchter von Bunthörnchen sind zwischen 2011 und 2013 in Sachsen-Anhalt an Gehirnentzündungen gestorben. Das Friedrich-Loeffler-Institut konnte in Tieren und auch bei den Verstorbenen ein neuartiges Bornavirus nachweisen. Sachsen-Anhalt lässt deshalb jetzt (26.3.2015) 60 der Bunthörnchen vorsorglich einschläfern.

Bis jetzt lassen die Behörden nur Tiere im Bestand von Züchtern einschläfern: 33 am vergangenen Wochenende im Salzlandkreis, heute sollten rund 30 weitere Tiere getötet werden, meldet die Mitteldeutsche Zeitung – darunter zwölf der auch als Costa-Rica-Hörnchen bekannten Tiere sowie 15 bis 20 weiterer Hörnchen anderer Arten im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Das sagte der Referatsleiter Veterinärwesen im Umweltministerium von Sachsen-Anhalt, Andreas Tyrpe. Aufgrund der Ansteckungsgefahr habe man sich entschlossen, auch bislang nicht infizierte Hörnchen töten zu lassen. Das Friedrich-Löffler-Institut habe unterdessen erklärt, dass sich der Verdacht auf eine Übertragung des Borna-Virus von den Hörnchen auf den Menschen erhärtet habe.

Übertragungswege unklar

Es ist auch noch nicht klar, wie viele Bunthörnchen überhaupt bundesweit gehalten werden. Tierärzte, die von kranken oder aus unklarer Ursache verstrobenen Bunthörnchen Kenntnis haben, sollten das FLI informieren. Das Institut will auch klären, ob sich die Hörnchen hierzulande bei anderen Nagerarten infizierten oder das Virus aus Mittelamerika einschleppten. Dazu würden unter anderem auch Mäuse untersucht.

Im Februar hatten das FLI und das Robert-Koch-Institut (RKI) in gleichlautenden Meldungen über ihre Untersuchungsergebnisse berichtet: Erst die genetische Analyse von Organproben eines Hörnchens lieferte Sequenzinformationen, die auf das Vorkommen eines neuartigen Bornavirus hindeuteten. In weiteren Untersuchungen konnte dieser Nachweis auch in Gehirnproben der verstorbenen Patienten durch molekularbiologische und immunhistologische Untersuchungen erbracht werden. Nach den bisherigen Erkenntnissen unterscheidet sich das neue Virus deutlich von bisher bekannten Bornaviren.
Biss- oder Kratzverletzungen seien eine wahrscheinliche Möglichkeit, mit der die Tiere das Virus auf die Züchter übertragen haben könnten.

Beitragsbild: Bunthörnchen stehen im Verdacht, Träger eines neuartigen Bornavirus zu sein, das Gehirnentzündungen beim Menschen auslösen kann. (Foto: © GNU-Lizenz/Patrick Gijsbers).

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