BHV1: Schweiz sperrt dreißig Betriebe

Ende Januar wurde im Bestand eines Tiroler Rinderexporteurs die in Österreich längst ausgerottet geglaubte BHV1-Erkrankung (IBR/IPV)  nachgewiesen. Die Rinder waren routinemäßig vor dem Export überprüft worden und hatten im Bluttest nicht negativ reagiert. 63 Tiere des Händlers gingen auch in die (BHV1-freie) Schweiz, die deshalb jetzt 30 Betriebe gesperrt hat. Deutschland kann frühestens 2017 BHV1-frei sein.
(erstellt 23.2. / aktualisiert 2.3.2015)

Noch sind nicht alle österreichischen Herkunftsbetriebe untersucht worden, aus denen die Tiere stammten, daher dürfen bis Ende Februar im ganzen Alpenstaat keine Viehauktionen abgehalten werden. Man befürchtet, dass sich die Krankheit weiter ausbreiten könnte. Vom 1. bis 31. März dürfen nur die Tiere auf die Almen getrieben werden, die für die zuvor nachweislich eine Einzeltieruntersuchung mit negativem Ergebnis auf IBR/IPV vorliegt. Das Herpesvirus wird durch direkten Kontakt zwischen Rindern oder auch über kontaminierte Gegenstände oder Transportfahrzeuge weitergegeben.

Blutprobenentnahme beim Rind

Blutprobenentnahme beim Rind (Foto: ©WiSiTiA/aw)

Österreich seit 1999 anerkannt BHV1-frei

Österreich gilt seit 1999 amtlich anerkannt frei von BHV1. Deshalb wurden in den letzten Jahren nur noch stichprobenartige Kontrollen vorgenommen. In 2013 untersuchten die österreichischen Labore insgesamt 10.296 Blutproben und 1.266 Sammelmilchproben – alle mit negativem Ergebnis

Schweiz sperrt 30 Betriebe

Die Schweiz gilt bereits seit 1993 als IBR/BHV1-frei. Im Januar/Dezember aber wurden insgesamt 63 Tiere von dem österreichischen Viehändler importiert. Bei der Erstuntersuchung der noch lebenden Tiere reagierten zwei positiv, eines fraglich positiv. Zusätzlich suchen die Schweizer jetzt in 12 Kantonen nach Kontakttieren, was auch die hohe Zahl der gesperrten Betriebe erklärt.

Deutschland: Bayern und Thüringen bereits BHV1-frei

  • In Deutschland gelten bisher die Bundesländer Bayern, Thüringen und seit 1. März 2015 auch Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern als BHV1-frei. Sämtliche Reagenten sind aus den Rinderherden entfernt und es herrscht Impfverbot.
  • Baden-Württemberg zählt noch 34 Betriebe mit BHV1-Rindern, die aber alle bis zum 31.3.2015 abgeschafft werden müssen.
  • In Hessen ist die Impfung seit dem 1.1.2015 verboten und auch hier müssen bis zum 30.6.2015 alle Reagenten aus den Betrieben entfernt werden.
  • In Schleswig-Holstein haben die Landwirte einen Tag länger Zeit, die entsprechenden Tiere abzugeben (1.7.2015).
  • Im Saarland dürfen ab dem 31.12.2015 keine Reagenten mehr gehalten werden.
  • In Rheinland-Pfalz gilt ab dem 1.1.2015 eine Weideverbot für BHV1-positive Tiere und ab dem 1.7.2015 darf nicht mehr geimpft werden.
  • Lediglich Nordrhein-Westfalen hat keine Fristen festgelegt sondern bevorzugt betriebsangepasste Maßnahmen.

Der Plan: BHV1-Sanierung bis 2017 abgeschlossen

Wenn alles nach Plan läuft, dürften bis 2017 die meisten Bundesländer ihre BHV1-Sanierung abgeschlossen haben und ebenfalls als frei anerkannt werden. Dieser Status erleichtert den internationalen Handel, denn immer noch herrscht reges Interesse an europäischen Milchrindern, vor allem in Afrika und dem Nahen Osten – dazu müssen sie aber BHV1-frei sein.

Weitere Informationen im FLI Tiergesundheitsbericht 2013 / S. 51ff

Siehe auch: BHV1 erreicht Bayern – zehn Betriebe infiziert

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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