Der „chronische viszerale Botulismus als Tierseuche in Milchviehbtrieben“ sorgte vor allem in den Medien für Aufsehen. Doch ein wissenschaftlicher Beleg für eine solche Seuche lässt sich nicht finden: Eine 2,2 Millionen Euro teure Studie, fand in Kotproben von rund 1.400 Tieren aus den „Problemgebieten“ keinen Nachweis von Botulinum Neurotoxinen (BoNT).
1.400 Tiere auf 150 Betrieben untersuchte die von Professorin Martina Hoedemaker (Rinderklinik der Tierärztliche Hochschule Hannover) geleitete und vom Bundeslandwirtschafsministerium geförderte Studie in den Verdachtsgebieten. Die Betriebe wurde in 100 Fallbetriebe, die ein chronisches Krankheitsgeschehen zeigten und 50 unauffällige Kontrollbetriebe unterteilt. Letztlich auswerten konnten die Wissenschaftler 139 Betriebe. In keinem ließ sich freies Toxin nachweisen, berichtete Hoedemaker auf dem bpt-Kongress in Hannover.
Auch aus Futter-, Wasser-, Pansensaft- und Kotproben gelang es nur in einem Fall Chlostridium-Botulinum kulturell anzuzüchten – allerdings bei einem unverdächtigen Kontrolltier. ToxinGen-Nachweise und auch die Auswertung von 8.728 Chlostridien-Isolaten zeigten eine sowohl auf Tier- als auch auf Betriebsebene praktisch gleichmässige Verteilung zwischen den Fall- und Kontrollbetrieben.
Hauptproblem: Schlechte Futterqualität
Doch was ist dann die Ursache für die bestehenden Erkrankungen auf den Fallbetrieben: Infektionen und Parasitosen konnte die Studie ebenfalls ausschliessen. Auch hier unterschieden sich Fall- und Kontrollbetriebe nicht. Dafür gab es in allen Betrieben zu viele lahme und unterkonditionierte Kühe (auf den Fallbetrieben geringfügig mehr). Auffallend waren die deutlich schlechteren Futterqualitäten in den Fallbetrieben. Alles deutet auf ein grundsätzliches Managementproblem und das Zusammentreffen verschiedener Risikofaktoren auf den Fallbetrieben hin – weitere Auswertungen laufen noch.
Einen Zusammenhang zwischen C. perfringens und chronischen Erkrankungen lieferte die Studie nicht.