Der deutsche Hotspot für Tuberkulose sowohl bei Rindern als auch beim Rotwild ist das Oberallgäu. Nachgewiesen wurde stets der Stamm M. caprae, was nahelegt, dass Hausrinder und Rotwild sich gegenseitig anstecken. Deshalb wird auch 2015 weiter getestet.
Seit Beginn der flächendeckenden Untersuchung haben Tierärzte im Landkreis Oberallgäu 72.322 Rinder auf 1.875 Höfen beprobt. In 25 Beständen konnte bei mindestens einem Tier M. caprae nachgewiesen werden. Insgesamt wurden 954 Rinder gekeult.
Rotwild-TBC – Hotspot im Oberallgäu
1.108 Stück Rotwild älter als zwei Jahre wurden parallel in der Jagdsaison 2013/2014 im Landkreis erlegt und untersucht. 18 waren mit Tuberkulose infiziert, 16 davon im Gebiet Stillachtal/Rappenalptal, wodurch sich im Landkreis selbst noch einmal ein Hotspot eingrenzen lässt. Das gilt auch für die österreichischen Seite der Grenze. In den übrigen bayerischen Alpenlandkreisen traten nach Osten abnehmend, nur noch vereinzelt Fälle von Tuberkulose bei Rindern und bei Rotwild auf.
Testverweigerern droht ein Polizeieinsatz
Aufgrund der Zahlen wollen die Behörden im Oberallgäu auch in den nächsten Jahren die Rinderbestände umfangreich auf Tuberkulose testen. Mittlerweile ist es gelungen, bis auf sieben Betriebe, alle Rinderbestände im Landkreis zu untersuchen. Das Landratsamt hat angekündigt, die Tiere auf den Höfen der verbliebenen Testgegner in nächster Zeit, zur Not unter Polizeischutz, tuberkulinisieren zu lassen.
Neue Testreihe beginnt im Januar
Alle im Herbst 2014 von den Alpen zurück gekehrten Tiere wurden bereits im Frühjahr getestet. Die Tiere waren vor dem Auftrieb also frei von Tuberkulose. Die nächste Untersuchung ist daher auch im Januar noch ausreichend, denn die meisten Betriebe haben ohnehin keine Möglichkeit, ihre Almrückkehrer bis zur Testdurchführung in Quaratäne zu halten. Im Januar sollen dann außer den diesjährigen Rückkehrern auch gleich alle für den Almauftrieb 2015 vorgesehenen Rinder untersucht werden. In Österreich beginnen die Tierärzte dagegen schon im November mit der Untersuchung bei den Almrückkehrern (rund 50.000 Tiere), denn dort sind vor dem Auftrieb nur 6.200 Rinder aus Risikogebieten getestet worden. Damit hinkt das Nachbarland , obwohl proportional härter betroffen, bei den flächendeckenden Untersuchungen etwa ein Jahr hinterher.
Nur gesunde Rinder dürfen auf die Alm
Bis April muss die Untersuchung der etwa 30.000 Tiere im Oberallgäu abgeschlossen sein. So können – falls positive Rinder gefunden würden – die möglichen Sperrfristen eingehalten werden und dennoch die für den Auftrieb vorgesehenen Tiere die Betriebe im Mai verlassen. Diese mit dem Bayrischen Landwirtschaftsministerium abgestimmte Vorgehensweise gewährleistet, dass auch im kommenden Jahr nur gesunde Rinder beim Almauftrieb dabei sind. So wird eine Ansteckung von Rotwild durch Hausrinder unterbunden.
Fokus auf milchliefernden Rindern
Anders sieht die Strategie in den drei östlichsten und am weitesten vom Oberallgäu entfernten Landkreisen (Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land) aus. Dort konnte weder bei Hausrindern noch beim Rotwild Tuberkulose nachgewiesen werden. Daher sollen im Frühjahr 2015 voraussichtlich nur noch die Kühe getestet werden, die auf den Almen auch gemolken werden und deren Milch eventuell an Gäste verkauft wird.
Testende ist Falschmeldung
Ein Ende der TBC-Tests im Oberallgäu aus Kostengründen, weil ein Gerichtsurteil für jedes zu testende Tier zwei sterile Kanülen verlangt, sei eine Falschmeldung in diversen Medien gewesen, betonte der Pressesprecher des Landkreises, Andreas Kaenders, auf Nachfrage. Diese Änderung am Verfahren ist zwar nötig geworden, die Tests gehen aber weiter.