Das Elend der Marktwirtschaft
„Schuld ist die Überproduktion“
Billigpreise killen Tierwohl

Dumpingpreise schaffen Tierleid – Kampagnenmotiv des Deutschen Tierschutzbundes.
Dennoch hat auch die Wut auf die Preisdumping-Strategie speziell der Discounter durchaus ihre Berechtigung. Ein Preis für das vergleichsweise aufwändig produzierte tierische Lebensmittel Milch, der auf einem Niveau mit dem für in Plastikflaschen abgefüllte Trendwässerchen liegt, kann nicht den wahren Wert dieses Lebensmittels abbilden – seien die Wasser auch durch noch so tiefen Stein gepresst. Den allerletzten Cent müssten die Handelskonzerne deshalb auch nicht aus den Preisverhandlungen rauspressen. Zumindest dann nicht, wenn sie es ernst meinen mit ihrer Brancheninitiative Tierwohl – die im übrigen auch Aldi mitträgt, klagt Tierschutzbundpräsident Schröder. „Sie dürfen die Verbraucher nicht derart auf Billigpreise trainieren. Das nenne ich zynisch. Das passt nicht zusammen, denn mehr Tierschutz im Stall kostet Geld, das muss auch der Verbraucher lernen.“
Dessen Einkaufsverhalten aber zeigt, dass der wenig lernwillig ist, wenn es an sein Portemonnaie geht. Der Preis für den Liter Milch gehört zu den leicht zu merkenden „Vergleichspreisen“ anhand derer wir Verbraucher definieren, wie preiswert ein Händler ist. Auch deshalb ist es ein umkämpfter Preis.
Kartellrechtlich bedenkliche Marktmacht
Zu dieser „negativen Preisspirale“ findet der Deutsche Bauernverband deutliche Worte. Er wirft dem Handel vor, „in die alten Verhaltensmuster der Billigpreispolitik zurückzufallen.“ Der Lebensmittelhandel trage angesichts (s)einer kartellrechtlich bedenklichen Konzentration von Einkaufsmacht eine besondere Verantwortung gegenüber den Milchbauern und der Milchproduktion in Deutschland.
Im Schraubstock zwischen Preis- und Kostendruck
Die Landwirtschaft sieht das Verbandspräsidium dabei im „Schraubstock zwischen Preis- und Kostendruck“. Deshalb sei es „notwendig … die missbräuchliche Ausnutzung der Einkaufsmacht zu unterbinden“. Verbraucher und Lebensmittelhändler seien dem Grundsatz „Lebensmittel sind mehr wert“ verpflichtet. Der Bauernverband verurteilt deshalb insbesondere „Werbepraktiken, die auf Dumpingpreise von Lebensmitteln setzen“.
Ein paar mahnende Worte an die Milchbauern, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen und nicht unendlich Milch zu produzieren, finden sich aber in keiner Pressmeldung.
Wie zwei Milchbauern die Preiserhöhung sehen, hat topagrar-online hier zusammengefasst