Böse Milch, gute Milch und Milch ganz ohne Milch

US-Veganer designen "Kunst-Milch" aus Hefe und Rindergenen
Die Milch macht’s – nur was? Gesund? Krank? Die Umwelt kaputt? Für jede dieser Wirkungen gibt es einen Studienbeleg oder zumindest eine Behauptung. Ein kleiner Parforceritt durch Medien- und Pressemeldungen zu Wirkungen und Nebenwirkungen der Milch – veröffentlicht binnen vier Tagen.

„Viel Milch kann das Leben verkürzen“ – diese Hiobsbotschaft verbreitete ein Forschungsteam der Universität Uppsala. Ihre im British Medical Journal (BMJ)  veröffentlichte Studie bewertet die gesundheitlichen Effekte regelmäßigen Milchtrinkens nämlich negativ: Es zeige sich ein Zusammenhang zwischen hohem Milchkonsum und einer Neigung zu Herz- und Kreislauferkrankungen. Und auch das Risiko von Knochenbrüchen sei höher. Frauen, die mehr als drei Gläser Milch pro Tag tranken, waren laut Studie eher betroffen  als jene, die weniger zu sich nahmen.
Gefunden bei: Radio Schweden via twitter-Nachricht von @lambrechtO

Früher Tod für Milchtrinker

Mit dem früheren Tod der Milchtrinker sind die Bauern natürlich gar nicht einverstanden und kritisieren – allen voran die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) – diese „auf einer sehr unsicheren Datenbasis“ aufbauenden Aussagen. Die Beobachtungsstudie lege die Betonung auf die Formulierung „womöglich“ und basiere auf zahlreichen Konjunktiven, sagt der Verband. Das Forscherteam habe ja selbst darauf hingewiesen, dass Vorerkrankungen und andere Einflussfaktoren (etwa Gewicht) ein Grund für ihre Beobachtungen sein könnten und gebe keine weiteren Handlungsempfehlungen.
Die LVN verweist im Gegenzug auf eine japanische Studie, laut der es umgekehrt einen Zusammenhang mit Milchkonsum und eben niedrigerer Sterblichkeit gebe. Die schwedische Studie solle im übrigen vom Max Rubner Institut, das dem Bundeslandwirtschaftsministerium unterstellt ist, näher überprüft werden.

Ist Milch ein Calciumräuber?

Mit dem Knochenbruchproblem – oder konkreter, der Frage, ob Milch nun als Claciumlieferant der Osteoporose vorbeugt oder womöglich genau das Gegenteil sei, nämlich ein Calciumräuber – hat sich auch der vom Bundeslandwirtschafsministerium geförderte Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. (aid) beschäftigt: „Calcium, Milch und Knochengesundheit – Behauptungen und Fakten“, heißt ein Übersichtsartikel, der eine Vielzahl von Quellen ausgewertet hat.

Ein Glas Milch macht schlank

Eine dänische Untersuchung der Aarhus-Universität wiederum postuliert: Trink Milch, bleib schlank – was dann wieder in Konflikt mit dem Gewichtsthema der schwedischen Studie geraten könnte. Die Dänen fanden Substanzen in der Milch, die einen sogenannten „Fasting Induced Adipose Factor (FIAF)“ aktivieren, der den Fettstoffwechsel beschleunigt. Das klingt doch wieder recht gesund.

Milch ohne Milch – aus Hefe mit Rindergen

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US-Veganer designen „Kunst-Milch“ aus Hefe und Rindergenen

Wenn denn keiner so genau weiß, was die Milch denn wirklich alles so macht, sagen sich zwei amerikanische Veganer: Machen wir’s doch ganz ohne Milch – aber mit Milchgeschmack. Ihr Startup Muufri will tierfreie Milch herstellen, indem sie in Hefen ein paar Schnipsel Rinder-DNA-einbaut. Diese „Milch“ ist dann natürlich lactosefrei, schmeckt aber wie Milch und kann – ganz anders als die natürliche Kuhmilch – eben keine „Pestizide, Antibiotika und Hormone“ enthalten. Das sei dann ethisch auch eher vertretbar als die Massentierhaltung.
Gefunden bei: topagrar
(Zeitraum dieser „Medienbeobachtung“: 29.10. bis 1.11.2014)
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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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