USA verbieten leistungsfördernde Antibiotika erst ab 2017

Seit 2006 dürfen Landwirte in Europa keine Antibiotika in subtherapeutischen Konzentrationen als sogenannte „Leistungsförderer“ an Nutztiere verfüttern. Ab 2017 wollen die USA endlich nachziehen. Verboten werden allerdings nur solche Antibiotika, die für die Behandlung von Menschen relevant sind. Dabei gelten in den USA auch in der Humanmedizin 50 Prozent der Anibiotiokabehandlungen als unnötig.

Noch füttern die Amerikaner vor allem in der Hähnchenmast fast über die gesamte Mastperiode verschiedenste Antibiotika – und zwar unabhängig davon, ob die Tiere krank sind. Meist erfolgt die Gabe in subtherapeutischen Dosen, das heißt die Wirkstoffe werden als sogenannte Leistungsförderer eingesetzt. Im Gegensatz zur EU ist diese Indikation in den USA nicht verboten. Doch der Trend, Tierärzten und Landwirten strenger auf die Finger zu schauen, wenn es um den Einsatz von Antibiotika geht, kommt mit einiger Verzögerung auch in den USA an.

Deutliche Einschränkungen erst ab 2017

Die USA versuchen sich dem Problem stufenweise anzunähern: Vom freiwilligen Verzicht über eine Art Rezeptpflicht (2016) bis zu einem teilweisen Verbot ab 2017. So hat die zuständige US-Behörde FDA (Food and Drug Administration) vorgreifend  im Dezember 2013 die Pharmafirmen aufgefordert, auf freiwilliger Basis die entsprechenden Produkte schneller vom Markt zu nehmen. Zumindest sollten die Firmen die Anwendung als Leistungsförderer als legale Indikation aus den Deklarationen streichen.

Ab April 2016 müssen Tierärzte dann Rezepte für Medizinalfutter ausstellen, was bislang nicht notwendig ist. Aktuell ist es den Mästern selbst überlassen, womit sie ihre Tiere füttern, solange die Medikamente für diese Indikation zugelassen sind.

Ab Januar 2017 soll es dann verboten sein, für die Humanmediziner wichtige Antibiotika an Tiere als „Leistungsförderer“ zu verabreichen. Dazu gehören dann – neben den Cephalosporinen und Fluorchinolonen als sogenannte Reserveantibiotika – auch Tetrazykline und Penicilline.

USA: 50 Prozent der Humanbehandlungen mit Antibiotika unnötig

Obwohl Antibiotika in den USA in der Tiermedizin deutlich unkritischer eingesetzt werden als in Europa, konzentrieren sich die amerikanischen Behörden auf die Humanmediziner und Krankenhäuser. Die US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) schätzen, dass in de USA jährlich 23.000 Menschen aufgrund von Antibiotika-Resistenzen sterben. Gleichzeitig betonen sie, dass bis zu 50 Prozent der Behandlungen mit Antibiotika in Krankenhäusern unnötig sind. In Deutschland wird die Verantwortung für zunehmende Resistenzen in der Humanmedizin dagegen in Öffentlichkeit und Medien vielfach zuerst der Tiermedizin zugeschrieben.

Quellenreuters , nature

 

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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