Debatte über Ethik der Tierärzte

Skepsis auf dem Podium der Ethik-Diskussion: Dr. Inge Böhne (bpt), Prof. Peter Kunzmann (Tiho) und Prof. Thomas Blaha (TVT/BTK).Skepsis auf dem Podium der Ethik-Diskussion: Dr. Inge Böhne (bpt), Prof. Peter Kunzmann (Tiho) und Prof. Thomas Blaha (TVT/BTK). (Foto: @WiSiTiA/jh)

Es bleibt ein ungeheuer emotionales Thema: Der Ethik-Kodex der Bundestierärztekammer (BTK), der auf dem 27. Deutschen Tierärztetag im Oktober 2015 vorgestellt wird. Was ein solcher Ethik-Kodex für Tierärzte leisten soll und kann, wollte das Berufspolitische Symposium auf dem bpt-Kongress in Hannover klären.

bpt-Kongress LogoFür die einen ist es ein „Ethik-Kodex für alle Belange der Tierärzteschaft“ und eben „kein Tierschutz-Kodex“. Für die anderen ist Tierschutz und insbesondere das Verhalten der Tierärzte in Nutztierhaltungen das zentrale Thema – und entsprechend prominent wollen sie es berücksichtigt sehen. Die Fronten haben sich inzwischen auch innerhalb der Ethik-Arbeitsgruppen von BTK und TVT verhärtet.

Keine Abrechnung mit Fehlverhalten

Was der Kodex nicht sein soll, definierte Professor Thomas Blaha, Vorsitzender der BTK-Ethik-Kommission:

  • Er ist kein Instrument für die Beseitigung von bestehenden Missständen.
  • Er ist keine Abrechnung mit tatsächlichem und/oder vermutetem Fehlverhalten Einzelner.
  • Er ist keine ethische Notenverteilung für einzelne tierärztliche Arbeitsfelder etwa die Nutztierpraxis oder Forschung mit Versuchstieren.

Rechtlich nicht verbindlich

Mussten sich in der Ethik-Debatte zum Teil heftiger Kritik stellen: Prof. Peter Kunzmann (TiHo) und Prof. Thomas Blaha (TVT).

Mussten sich in der Ethik-Debatte zum Teil heftiger Kritik stellen: Prof. Peter Kunzmann (TiHo) und Prof. Thomas Blaha (TVT). (Foto: © WiSiTiA/jh)

Was stattdessen einen „guten Kodex“ ausmacht, beschrieb Professor Peter Kunzmann, Ethiker an der TiHo Hannover: „Ein Berufsethos formuliert moralische Ansprüche. Es ist keine rechtliche Vorschrift und damit auch keine Berufsordnung light.“ Ein Ethikkodex soll helfen, eigene Ansprüche und solche von aussen innerhalb eines Berufsstandes zu verinnerlichen. Er dürfe verschiedene Normen enthalten, müsse aber immer klar machen, was er mit welcher Norm erreichen wolle: Idealnormen und Leitbilder seien erstrebenswert, aber nicht (juristisch) einzufordern. Verbote oder Vorschriften sind dagegen Mindestnormen. „Ein Kodex muss Formulierung enthalten, auf die man sich im Alltag konkret stützen kann“, betont Kunzmann und Blaha ergänzt: „Er beschreibt nicht was das richtige ist. Er beschreibt, wie man zu den besten Entscheidungen kommt.“

Kritiker fordern: Mehr Mut

Die Kritikern aber wollen mehr: „Wenn wir denn unterscheiden zwischen Recht, Berufsordnung und Kodex, dann müsse man doch gerade im Kodex ideale Normen fordern,“ entgegnete etwa Diana Plange, Amtliche Tierärztin: „Ich wünschte mir, die Kommission hätte da mehr Mut.“ Die Tierärzteschaft müsse sich einen hohen moralischen Standard setzen, der vielleicht juristisch nicht einklagbar sei, durch den es für den Einzelnen aber sozial verwerflich werde, dahinter zurückzubleiben.

Insgesamt war das Interesse am kurzfristig angesetzten Berufspolitischen-Symposium zu diesem Thema eher gering. Von den rund 60 Zuhörern verließen viele nach und nach den Saal, als die Diskussion zum Schlagabtausch der Interessenvertreter wurde.

Einblick in den Entwurf des Allgemeinen Teil des Ethik-Kodex kann nehmen, wer sich auf www.bundestieraerztekammer.de mit Vorlage der Approbationsurkunde registriert. Ein tierarten- und fachspezifischer Teil folgt noch.

Fotohinweis Beitragsbild: Skepsis auf dem Podium der Ethik-Diskussion: Dr. Inge Böhne (bpt), Prof. Peter Kunzmann (Tiho) und Prof. Thomas Blaha (TVT/BTK). (Foto: @WiSiTiA/jh)

Offenlegung: Der Autor hat über dieses Thema auch für den bpt berichtet (bpt-Info 1/2015)

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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