Jetzt drei ASP-Ausbrüche in China – auch in einem Schlachthof

Inzwischen gibt es drei bestätigte Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest bei Hausschweinen in China. Sie liegen tausende Kilometer auseinander. In einem Fall wurde die Infektion in einem Schlachthof festgestellt. Außerdem verdichten sich Hinweise, dass erste ASP-Infektionen in China bereits im April und nicht erst im August diesen Jahres aufgetreten sind. (Stand: 19.8.2018)

(aw/jh) – Chinas Agrarministerium hat am 19. August einen dritten Ausbruch bestätigt: In einer Schweinehaltung in Lianyungang (Provinz Jiangsu) waren 88 Tiere an der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gestorben. Insgesamt seien dort laut Nachrichtenagentur Reuters seit 15. August mehr als 615 mit ASP infizierte Hausschweine nachgewiesen. Der Ort liegt ist 1.300 km südlich vom ersten Ausbruchsort Shenyang (Provinz Liaoning)
Zuvor hatte die Regierung am 17. August einen Ausbruch in einem Schlachthof in Zhengzhou (Provinz Henan) den zweiten Ausbruch bestätigt: Hier wurden 30 infizierte Schweine entdeckt – die wahrscheinlich zuvor über mehr als 2.000 km transportiert worden waren.
Genetisch ist inzwischen auch eine Übereinstimmung des ASP-Virus mit Ausbrüchen in Russland bestätigt.

Karte mit den Regionen der ASP-Ausbrüche in China und den ermittelten Herkünften. (Stand: 19.8.2018)

ASP im Schlachthof

Brisant ist der zweite ASP-Nachweis auf einem Schlachthof der WH-Group Ltd. in Zhengzhou – dem weltgrößten Schweineproduzenten. Die infizierten Tiere waren zuvor über 2.000 km durch die schweinedichte Region Henan zum Schlachthof transportiert worden; die Route führte auch über Shenyang. Gekauft wurden die Schweine auf einem Markt in Jiamusi in der weit im Norden gelegenen Provinz Heilongjiang.
Am Schlachthof starben beziehungsweise waren rund 30 der 260 angelieferten Tiere tot. Eine sofort eingeleitete Untersuchung bestätigte den ASP-Verdacht. Weitere 1.362 Schweine, die sich ebenfalls auf dem unter Quarantäne gestellten Schlachthof befanden, wurden inzwischen getötet.
Die Behörden ordneten für den Betrieb einen sechswöchigen Standstill. Während dessen dürfen keine Schweine transportiert und geschlachtet werden. Auch der Handel mit Schweinefleisch und anderen Produkten vom Schwein wurde für sechs Wochen untersagt.

ASP-Infektionen schon im April: Todesfälle nicht gemeldet

Mittlerweile scheint sich der Verdacht zu erhärten, dass es bereits einen ersten Ausbruch im April 2018 gegeben hat. Ein Schweinehalter hatte am 24.3.2018 100 Ferkel aus der Provinz Jilin gekauft und in die Provinz Liaoning gebracht – wo man im August dann den ersten offiziellen Ausbruch gemeldet hatte.
Ein Teil der 100 Ferkel erkrankte und starb, doch der Besitzer meldete dies nicht, sondern verkaufte die Ferkel weiter – unter anderem 45 Tiere an den Betrieb, in dem das Virus dann zum ersten Mal nachgewiesen wurde. Der Schweinehalter wurde mittlerweile inhaftiert, weil er die ungewöhnlichen Todesfälle verschwiegen hatte.
Sämtliche von ihm verkauften Schweine konnten laut Behörden ausfindig gemacht werden und wurden vorsorglich samt aller weiteren Kontakttiere getötet. Daher ist die Zahl der gekeulten Schweine in diesem Gebiet auf bis zu 8.000 gestiegen (Zahlen zwischen 300 und 8.000 wurden publiziert).

Bezug zu ASP-Ausbruch in Russland

Die Provinz Jilin liegt nordöstlich von Liaonin, dem ersten offiziellen Ausbruchsort. Noch nördlicher und mit einer sehr langen Grenze zu Russland im Norden und Osten schließt sich die Provinz Heilongjiang an. Dort wird ASP ebenfalls vermutet, denn aus dem Ort Jiamusi stammen die Schweine, die im Schlachthof Zhengzhou positiv getestet wurden.
Die Behörden gehen daher davon aus, dass das Virus tatsächlich von Russland aus nach China gelangt ist.
Dies bestätigen auch genetische Untersuchungen des Ausbruchs in Shenyang (Liaoning). Sie ergaben eine Übereinstimmung mit Isolaten aus Georgia 2007, Krasnodar 2012, Irkutsk 2017 und Estland 2014. Allerdings basiert die Veröffentlichung auf Untersuchungen aus mindestens Juni 2018. Das deutet daraufhin, dass bereits im Juni – und nicht erst wie gemeldet Anfang August – in dieser Region ein ASP-Ausbruch erfolgt sein muss, meldet proMED Mail.

Frühwarnsystem versagt bei kleinen Betrieben?

Einen Eintrag aus Russland, befürchten die chinesischen Behörden schon länger und haben deshalb ein Frühwarnsystem aufgebaut: Ähnlich wie in Deutschland sollen gehäufte Todesfälle in einem Betrieb registriert und gemeldet werden. Dieses System greift aber nicht bei kleinen Betrieben; 100 Ferkel gelten in China nicht als großer Tierbestand.

Schlachtschweinetransporte über Strecken von mehr als 2.000 km

Da die offiziellen Ausbruchsorte (Liaoning/1, Schlachthof Zhengzhou/2, Lianyungang/3) sowie die Herkunftsorte einiger Schweine (Provinzen Jilin und Heilongjian) tausende Kilometer auseinander liegen, wächst nun die Sorge, dass ASP womöglich bereits weiter verbreitet ist und auch auf benachbarte Länder (etwa Nordkorea) übergreifen könnte.
China ist der weltgrößte Schweineproduzent, dort werden etwa die Hälfte der weltweiten Schweinebestände gehalten und die Tierzahlen sind in den letzten Jahren rasant gestiegen. Gemästet werden die Schweine in den „Kornkammern“ des Nordens und dann über weite Strecken (zum Teil mehr als 2.000 km) in die Landesmitte transportiert und dort geschlachtet.
Die langen Wege führen dazu, dass das Virus in infizierten Schweinen weite Entfernungen überbrücken könnte und auch die an den Transportrouten gelegenen Tierbestände gefährdet.

Nur Biosicherheit schützt

Die Krankheit kann durch direkten Kontakt von einem Schwein auf das nächste übertragen werden, doch auch Wildschweine und Zecken, kontaminiertes Futter oder Speiseabfälle sowie von Touristen mitgebrachte Schweinefleischprodukte kommen als Überträger in Frage. Der einzige Weg, seinen Tierbestand zu schützen, ist die konsequente Einhaltung aller denkbaren Biosicherheitsmaßnahmen.
Am Beispiel Osteuropa – aktuell Rumänien, wo zuletzt 45.000 Tiere getötet werden mussten – zeigt sich, wie schnell ein eher langsames Infektionsgeschehen plötzlich Geschwindigkeit aufnimmt. Die Zahlen des Jahres 2017 sind bereits überschritten (siehe auch Tabellen unten).

Obwohl ASP für Menschen ungefährlich ist, sind die Kunden in China bereits zurückhaltender beim Verzehr von Schweinefleisch, was sich direkt in gesunkenen Preisen für Schlachtschweine widerspiegelt.

Aktuelle Quellen direkt im Artikel verlinkt
*Stand: 19.8.2018

Zum Vergleich: Stand der ASP-Entwicklung in Europa 2017/2018 (Tabellen/Karte: ©FLI)

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