Eiseninjektion für Ferkel: Schwermetalle ein Problem?

Die Präparate für die obligatrischen Eiseninjektionen bei Ferkeln überschreiten bei Schwermetallen die US-Humangrenzwerte. Die Folgen für Schweine sind unklar. (Foto: © WiSiTiA/Henrik Hofmann)

Ferkel erhalten routinemäßig kurz nach der Geburt einen Eiseninjektion. Doch viele dieser Präparate sind in gewissem Rahmen mit Schwermetallen belastet. Das sagt zumindest eine Studie der Iowa State Universität. Welche Konsequenzen hat das?

(aw) – Eisengaben für neugeborene Ferkel sind weltweit üblich. Sie beugen Anämien vor. Natürlicherweise würden Ferkel in der Erde wühlen, dabei Erde fressen und so auch Eisen aufnehmen. Doch da Ferkel in der Regel keinen Auslauf mit naturbelassenem Boden haben, erhalten sie die nötige Eisenration in den ersten Lebenstagen als Eisenpräparat per Injektion oder oral.

16 Präparate mit Schwermetallbelastung über Humangrenzwert

Insgesamt untersuchte das Team um Dr. Scott Radtke im Labor der Iowa State University 16 Eisenpräparate. Acht enthielten den Wirkstoff Eisendextran und acht Gleptoferron. 15 Produkte ließen sie außerdem unabhängig davon noch in einem zweiten Labor analysieren. Das Ergebnis:

  • Nur bei einem einzigen Eisendextran-Präparat und keinem Gleptoferron-Produkt lagen die Gehalte an Arsen, Chrom und Blei unter den für Menschen erlaubten täglichen Aufnahmemengen.
    Da es aber für Tiere im Bezug auf Schwermetallverunreinigungen in medizinischen Präparaten noch keine Standards gibt, haben die Autoren die humanmedizinischen Grenzwerte der US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA zugrunde gelegt.
  • Welche Konsequenzen aus den Daten zu ziehen seien, sagen die Forscher nicht.

Tabelle (Klick öffnet die Studie mit Tabelle als PDF):

Zwei deutsche Produkte betroffen

Betroffen sind auch zwei Produkte, die in Deutschland vertrieben werden. Beide enthalten den Wirkstoff Gleptoferran.

  • Beim „Gleptosil“der Firma Ceva wurden in den US-Messungen die Grenzwerte bei Arsen und Chrom überschritten
  • Beim „Ursoferran“ des Serumwerk Bernburg sind es die US-Grenzwerte für Blei und Chrom.

wir-sind-tierarzt hat beide Hersteller kontaktiert:

  • Ceva bereitet als Reaktion auf die Studie eine Stellungnahme vor, die wir-sind-tierarzt.de aber noch nicht vorliegt.
  • Ein Sprecher des Serumwerk Bernburg weist darauf hin, dass die Ergebnisse zunächst in den USA diskutiert werden müssen, da dort die Untersuchungen durchgeführt wurden und die Grenzwerte der FDA als Grundlage genommen wurden.
    Es gäbe aber einige Zweifel an den Ergebnissen, da das einzige, laut Analyse unbedenkliche Präparat – Uniferon 200 – von der Firma Pharmacosmos hergestellt werde. Bei dieser ist der Co-Author Chris Olsen angestellt. Pharmacosmos hat außerdem die Kosten für die Analysen übernommen (siehe „Conflicts of interests“ am Ende des Originaltextes).

Welche Bedeutung diese Grenzwertüberschreitungen haben können, steht also noch nicht fest.
Es ist bekannt, dass Schweine höhere Mengen an Arsen und Blei tolerieren als Menschen, Mit Blick auf die Verbrauchersicherheit gilt in Deutschland aber: Arsen und Blei fallen in die höchsten Gefahrenkategorie für Menschen – Blei darf in Fleisch, das zum menschlichen Verzehr bestimmt ist, generell nicht nachweisbar sein.

Die US-Wissenschaftler halten weitergehende Untersuchungen zu dem Thema für notwendig.

  • Bis zu einer Klärung appellieren sie an die Tierärzte, Produkte zu verwenden, die einen möglichst geringe Verunreinigungen mit Schwermetallen aufweisen, um die Ferkel nicht unnötig zu belasten.
  • Von den Herstellern fordern sie ein höheres Maß an Sorgfalt, damit Verunreinigungen gar nicht erst vorkommen.

Quelle:
American Association of Svine Veterinarians (AASV) – Untersuchung auch als PDF-Download hier

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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