Schleuderpreise für Milch und die kranken Kühe

Melken, ein Bild aus Idyllische Vergangenheit – die moderne Milchkuhhaltung sorgt aktuell für ein Überangebot an, mit bitteren Folgen für Bauern und Tiere. (Foto: © pxHere)

Aldi senkt den Milchpreis auf 69 Cent und erhöht den Butterpreis. Stürzt die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels die Milchbauern in eine neue Krise – und macht Kühe krank? Der Deutsche Tierschutzbund sieht einen Zusammenhang: Kühen und Kälbern würden Behandlungen verwehrt, weil am Tierarzt gespart werden müsse.

Aldi senkt den Milchpreis auf 69 Cent, erhöht aber die Butterpreise (plus 20 Cent für 250g). Die Preispolitik des Discounters steht exemplarisch für die Branche. Sie kritisiert den neuerlichen Preiskampf, räumt aber auch ein: Es ist (derzeit) zu viel auf dem Markt ist. Die Zeche würden die Milchviehhalter zahlen, die für ihre Milch nur das erhalten, was nach Abzug der Margen von Molkereien und Handel übrigbleibe. Das hat bittere Auswirkungen auf Tierhalter und Tiere, kommentiert der Deutsche Tierschutzbund.

Ein Kommentar des Deutschen Tierschutzbundes

Die Billigpreise gehen zu Lasten der Tiere und der Landwirte. Die auch von einer breiten Mehrheit der Gesellschaft geforderten, höheren Tierschutzstandards sind mit Dumpingpreisen nicht möglich und so werden auch die Milchkühe zunehmend zum Opfer dieses gnadenlosen Buhlens um die Schnäppchenjäger.

Preiskampf im Handel senkt das Tierwohl

Die Fortsetzung des Preiskampfes lässt den Landwirten keine Alternative: Sie müssen die Produktionskosten senken, die Anzahl der Kühe in der Herde erhöhen oder die Milchmenge pro Kuh steigern, um noch kostendeckend zu wirtschaften.
Als Nebeneffekt wird auch am Tierarzt gespart. Das geht zu Lasten der Gesundheit der Kühe und ihrer Kälber, ihnen werden Behandlungen verwehrt. Das Einzeltier verliert immer mehr an Wert. So werden Kühe durchschnittlich im Alter von vier bis fünf Jahren auf Grund von Erkrankungen und abnehmender Leistung geschlachtet oder versterben auf dem Betrieb.
Auch werden Kälber, vor allem wenn es sich um den männlichen Nachwuchs von Hochleistungsmilchrassen handelt, mittlerweile wirtschaftlich als wertlos eingestuft und dementsprechend schlechter gehalten oder gar vernachlässigt.

Bessere Preise – bessere Tierhaltung

Bei einem höheren Milchpreis wäre es dagegen möglich, Kühe unter besseren Bedingungen zu halten, ihnen auch eine tierärztliche Behandlung zuzugestehen, sich nicht nur auf eine maximale Milchleistung zu fokussieren und eine höhere Lebenserwartung zu erreichen.
Der Deutsche Tierschutzbund fordert daher den Lebensmittelhandel und die Molkereien auf, eine nachhaltige Preispolitik zu gestalten, die es den Landwirten ermöglicht, mehr Tierschutz in die landwirtschaftliche Nutztierhaltung einzubringen. Von politischer Seite müssen ebenfalls entsprechende Maßnahmen für eine tierfreundlichere Ausrichtung der Landwirtschaft ergriffen werden.

Quellen:
im Artikel verlinkt
Statement des Deutschen Tierschutzbundes
Analyse der Milchprteisentewicklung (spiegel online)

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