Abspritzen: Regelmäßige Klauenreinigung hilft gegen Mortellaro

Gute Vorbeugung gegen Mortellaro: Klauen reinigen auch nur mit Wasser – aber nicht erst im Melkstand. (Foto: © Vink Klauenwaschanlage)

Es müssen nicht immer Antibiotika sein – bei der Behandlung der Mortellaro’schen Krankheit gibt es Alternativen sagt eine kanadische Studie. Schon eine regelmäßige Reinigung der Klauen mit Wasser hilft bei der Vorbeugung.

(aw) – Die Mortellaro’sche Krankheit ist eine bakterielle Infektion des Klauenbereichs von Kühen. Sie ist schmerzhaft und beeinträchtigt deshalb das Wohlbefinden der Tiere. In der Folge hat sie Auswirkungen sowohl auf die Milchleistung als auch die Fruchtbarkeit. Die gängige Therapie besteht in einer sorgfältigen Klauenpflege in Kombination mit lokaler Antibiose (Tetrazyklin-Spray) oder anderen Desinfektionsmitteln.

Vergleich: Kochsalzlösung vs Desinfektionsmittel

Für vier verschiedene Behandlungsmethoden hat eine Gruppe von Tierärzten der University of Calgary (Kanada) unter der Leitung von Dr. Karin Orsel die Heilungsrate und Rezidivquote verglichen. Sie verwendeten in ihren Versuchen eine Tetrazyklin-Lösung, normale Kochsalzlösung und zwei kommerzielle Desinfektionsmittel: HoofSol (Intracare BV, Niederlande) und HealMax (AgroChem Inc, USA). Alle Präparate wurden mittels Sprühflasche auf die betroffenen Hautbezirke appliziert.

Kochsalz „heilt“ langsamer

Geht es um die schnelle Abheilung frischer Hautveränderungen, dann ist die Kochsalzlösung den anderen Präparaten deutlich unterlegen. Nach einer Woche lag die kurzfristige Heilungsrate hier bei 34 Prozent. Mit den drei anderen Präparaten konnten zwischen 52 und 79 Prozent der klinischen Veränderungen geheilt werden.
Auch in Woche sieben nach Beginn der Behandlung war die Wahrscheinlichkeit für eine Ausheilung in der Kochsalzgruppe mit zehn Prozent am geringsten. Allerdings sank auch der Prozentsatz der dauerhaft geheilten Kühe in den anderen Gruppen, nämlich auf 31 bis 45 Prozent.
Die Werte der drei Gruppen mit den unterschiedlichen Wirkstoffen waren nie signifikant verschieden.

Rezidivrate in allen Gruppen vergleichbar

Die Rezidivrate im Anschluss an eine Behandlung war allerdings in allen Gruppen (inklusive Kochsalz) etwa gleich hoch. Sie betrug eine Woche nach der Behandlung acht bis elf Prozent und sechs Wochen später zwischen fünf und sieben Prozent.

Gute Klauenreinigung beugt vor

Die Autoren sind der Ansicht, dass es bei der Behandlung der Mortellaro’schen Krankheit wirksame alternative Methoden zur Anwendung von lokalen Antibiotika gibt.
Wichtig sei Vorbeugung: Eine wichtige Möglichkeit sei dabei eine Reinigung der Klauen im Melkstand mittels Wasserschlauch. Schon das könne der Erkrankung mit anschließender Lahmheit vorbeugen.

wir-sind-tierarzt ergänzt:

(aw) – Mastitisexperten raten allerdings immer wieder davon ab, Klauen im Melkstand zu reinigen. Sie befürchten, dass dabei Schmutz und Erreger an die Zitzen gespritzt werden könnten und dann zu Mastitiden führen. Bei der Reinigung der Klauen im Melkstand ist es daher notwendig darauf zu achten, dass die Zitzen nicht durch Spritzwasser kontaminiert werden.

Quelle: Journal of Dairy Science
Beitragsbild: Klauenwaschanlage.de

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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