PETA-Tierheim: 1.800 Hunde und Katzen euthanasiert

Jedes Jahr kritisiert eine US-NGO die Zahl der in einem PETA-Tierheim getöteten Tiere: In der Spitze waren es über 95 Prozent; zuletzt 74 Prozent der aufgenommenen Tiere. (Grafik: ©CCF)

„PETA betreibt kein Tierheim, sondern ein Schlachthaus für Heimtiere“. Eine US-Verbraucherschutzorganisation führt einen zugespitzten Kampf gegen die Tierrechtler, die eben keine Tierschützer seien – mit Zahlen aus einem PETA-Tierheim in Virginia: Seit Jahren werden dort zwischen 73 und über 90 Prozent der aufgenommenen Haustiere euthanasiert. 

(aw/jh) – PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) ist mit über fünf Millionen Mitgliedern vermutlich die größte Tierrechtsorganisation weltweit. Auch in Deutschland ist PETA aktiv – mit einem besonderen Fokus auf die landwirtschaftliche Nutztierhaltung. So liegen PETA-„Enthüllungen“ etwa der auf einem Greenpeace-Gutachten basierenden Normenkontrollklage des Landes Berlin gegen die Tierschutznutztierhaltungsverordnung zugrunde. Des weiteren zeigen die PETA-Aktivisten nach Stallbränden regelmäßig die betroffenen Landwirte wegen Tierschutzvergehen an, wenn nicht alle Tiere gerettet werden konnten.
So werden die Tierrechtler oft als Tierschützer wahrgenommen. Doch PETA selbst hat einen eigenwilligen Umgang mit Tieren. Mit einer Euthanasierate von deutlich über 70 Prozent der aufgenommenen Haustiere sorgt ein PETA-Tierheim jedes Jahr neu für Aufmerksamkeit.

2017: PETA schläfert 1.800 Hunde und Katzen ein

Die Tierrechtler betreiben an ihrem Stammsitz in Norfolk, Virginia (USA) ein Tierheim, aus dem vergleichsweise wenig Tiere vermittelt, in dem dafür aber fast drei Viertel der Fundtiere relativ zügig nach der Aufnahme euthanasiert werden. Das zeigen aktuelle Zahlen der Aufsichtsbehörde für das Jahr 2017:

  • Insgesamt nahmen die Tierrechtler im vergangenen Jahr 2.489 „Companion Animals“ als Fundtiere auf,
  • doch nur 27 Hunde und 17 Katzen konnten sie vermitteln; fünf ihren Besitzern zurückgeben.
  • 330 Hunde und 255 Katzen gab PETA an andere Tierheime ab
  • 1.838 Haustiere wurden eingeschläfert, darunter 596 Hunde, 1.213 Katzen und weitere 33 andere Tiere. 700 dieser Tiere sollen laut PETA-Angabe von „mittellosen Besitzern“ extra zur Einschläferung abgegeben worden sein.*

Auch im Vorjahr waren die PETA-Vermittlungserfolge eher dürftig: Von 1.958 Haustieren konnten 10 Hunde und Katzen an ihre Besitzer zurückgegeben und 57 an andere Tierhalter vermittelt werden. Schon 2016 wurden bereits 1.426 Tierheimtiere euthanasiert – insgesamt seit 1998 rund 38.000 Tiere.

Krieg der Zahlen

Diese Zahlen meldet PETA – wie in jedem Jahr – selbst an die Aufsichtsbehörden in Virgina. Die – umstrittene** – US-Verbraucherschutzorganisation Center for Consumer Freedom (CCF) wiederum führt mit den Zahlen seit Jahren in den USA – und auch in Deutschland – einen Kampf gegen die Tierrechtler (Webseite: peta-kills-animals). Sie will damit sichtbar machen, dass es PETA gar nicht um den Tierschutz gehe, sondern die Tierrechtler letztlich jede Art von Tierhaltung – auch der Haustiere – abschaffen wollten. „PETA betreibt ein Schlachthaus unter dem Deckmantel eines Tierheimes,“ spitzt es Will Coggin, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim CCF, zu. Die Aufnahme in ein PETA-Tierheim sei fast ein Todesurteil.

Jedes Jahr kritisiert eine US-NGO die Zahl der in einem PETA-Tierheim getöteten Tiere: In der Spitze waren es über 95 Prozent; zuletzt 74 Prozent der aufgenommenen Tiere. (Grafik: ©CCF)

Gesunde Tierheimtiere einschläfern – in den USA erlaubt

Das PETA-Tierheim liegt mit 74 Prozent getöteter Tiere tatsächlich sehr deutlich über dem Durchschnitt der anderen Tierheime in Virginia (Zahlen hier abzurufen). Der liegt nach Medienberichten bei 17,3 Prozent. Die privat geführten Tierheime – zu denen eigentlich auch PETA gehört – töten Fundtiere sogar noch deutlich seltener – und zwar zu unter zehn Prozent (ohne PETA).
Im Gegensatz zu Deutschland ist es in den USA aber grundsätzlich erlaubt, gesunde Fundtiere nach einer gewissen Zeit zu töten, wenn sich kein Besitzer oder Interessent findet.
PETA rechtfertigt sich damit, dass in ihrem Tierheim überwiegend Tiere abgegeben würden, die sehr alt seien und eingeschläfert werden müssten, oder die schwer krank oder wegen Verhaltensauffälligkeiten nicht mehr vermittelbar seien. Ihnen müsse man ein Dahinvegetieren im Tierheim ersparen. In Deutschland haben die Tierrechtler eine eigene Webseite eingerichtet, um sich gegen die Vorwürfe des CCF zu wehren. Zu Beginn der CCF-Kampagne haben sie außerdem auf ihre Rolle als „Tierretter in den USA“ hingewiesen.

Strafe: PETA hat zu schnell eingeschläfert

Doch PETA schläfert im Tierheimvergleich nicht nur sehr oft, sondern häufig auch besonders schnell ein. Die überwiegende Mehrheit der Tiere werde bereits innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einlieferung euthanasiert, will das CCF aus den Meldezahlen herausgerechnet haben.
Das steht im Widerspruch zu geltendem Recht in Virginia: Fundtiere müssen dort mindestens fünf Tage in einem Heim gehalten werden, bevor sie euthanasiert werden dürfen. Nur so sei es möglich, dass Besitzer ihre Tiere eventuell doch noch wiederfinden und zurück holen können.

In einem Fall musste PETA deshalb 500 US-Dollar Strafe und 49.000 USD Schadensersatz/Schmerzensgeld zahlen. PETA-Aktivisten hatten – so berichten Medien hier oder hier– einen Chihuahua gestohlen und noch am gleichen Tag im Tierheim getötet. Ein Überwachungsvideo zeigte, wie die Tierrechtler den Hund offenbar mit Leckerlis von der Schwelle zum Wohnwagen der Besitzer weglockten und dann zu ihrem Transporter trugen.
Die Familie erstattete Anzeige. Die Strafe von 500 USD für die vorschnelle Tötung reichte ihr nicht. In einem Schadenersatzprozess einigte man sich mit PETA dann aber auf einen Vergleich: 49.000 USD Schmerzensgeld und eine 2.000 Dollar-Spende an den örtlichen Tierschutzverein. PETA bezeichnete den Vorfall als „schrecklichen Fehler“.

Quellen:
im Artikel verlinkt

Zahlen: von PETA für das Jahr 2017 an die Behörden in Virgina gemeldet und  Vergleichszahlen für das Jahr 2016
Eingabemaske für die Datenbankabfrage der Zahlen aller Tierheime in Virgina (Auswahlmöglichkeiten)

aktualisiert 20.2.2018:
*Ergänzung der Zahl „auf Wunsch“ euthansierter Tiere (Absatz 2)
**Präzisierung/Verlinkung der Angaben zum CCF

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