EIA-Ausbruch 2017: Verbreitung per Infusion durch Laien

Wahrscheinlich per Infusion wurde das EIA-Virus zwischen Polopferden verbreitet (iatrogen) – gegeben nicht von Tierärzten, sondern von Tierpflegern oder den Besitzern. (Foto: © hh/Archiv)

Hygienemängel bei Infusionen sind mit großer Wahrscheinlichkeit für die Verbreitung der Equinen Infektiösen Anämie (EIA) bei Polopferden im Sommer 2017 verantwortlich. 14 Polopferde in neun Ställen mussten deshalb deutschlandweit getötet werden.

(jh) – Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterscheidet bei den aktuellen EIA-Nachweisen zwischen zwei Ausbruchsgeschehen:

  • zum einen die EIA-Nachweise bei 14 Polopferden in neun deutschen Ställen (und damit zusammenhängende Fälle im Ausland)Bericht hier
  • zum anderen ein Ausbruch bei drei Freizeitpferden im Landkreis Konstanz (Baden-Württemberg). Dies sei ein eigenes Geschehen ohne Bezug zum Polosport gewesen – Bericht hier

Hygienemängel: Virustransfer über Infusionen

Bei den Polopferden wurde das Virus mit großer Wahrscheinlichkeit durch unsachgemäß verabreichte Infusionen zwischen den Tieren weitergegeben (iatrogen), berichtete Ministerialdirigentin Dr. Karin Schwabenbauer (BMEL) auf der Herbstdelegiertenversammlung der Bundestierärztekammer (BTK) in Berlin. Diese Infusionen wurden nicht von Tierärzten, sondern von Tierpflegern oder den Besitzern selbst gegeben.
Warum es angesichts solcher Risiken überhaupt erlaubt sei, dass Laien Infusionen geben, fragte der ehemalige BTK-Präsident Prof. Dr. Theo Mantel? Die in Deutschland geltende „Kurierfreiheit“ mache es schwer, dagegen vorzugehen, erwiderte Schwabenbauer.

Schwierige Suche nach Kontakttieren

Auch die Nachverfolgung der Tierbewegungen und Tierkontakte war bei den Polopferden schwierig. Behörden versuchen bei einem Infektionsnachweis die Kontakttiere der infizierten Pferde zu ermitteln, um eine Ausbreitung der Tierseuche zu begrenzen. Doch Polopferde seien schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe, lautet ein Resümee in diesem Fall. Auch erfahrene Tierseuchenbekämpfer hätten wieder Neues gelernt.

Der Grund: Bei Poloturnieren wird häufig nur der Reiter registriert und nicht das oder die Pferde, die er dort geritten hat. Bei anderen Turnieren sei in der Regel eine Beziehung Reiter/Pferd dokumentiert/herzustellen. Rückwirkend sei es deshalb oft schwer zu ermitteln (gewesen), welche Pferde auf welchem Turnier überhaupt geritten wurden – was auch die Seuchenbekämpfung erheblich erschwert (habe).

Alle Artikel über die Entwicklung der aktuellen EIA-Ausbrüche in Deutschland finden Sie hier

Teilen
Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)