Milchkühe: Fruchtbarkeit an Lage des Uterus erkennen?

Die Kriterien der drei SPS-Scores: C = Cervix, P = Becken, RT = Uterus, PB = Beckenhöhle. (Grafik: © Young/JoDS)

Die potentielle Fruchtbarkeit von Milchkühen ohne Ultraschall schnell und günstig erkennen? Mit einem von US-Kollegen entwickelten Bewertungsschema ist das anhand der Größe und Lage des Uterus möglich.

(aw) –  Um die potentielle Fruchtbarkeit von Milchkühen einschätzen zu können, entwickelten  Dr. Lannett Edwards (University of Tennessee/USA) und weitere Wissenschaftler ein Bewertungsschema. Sie definierten für Cervix und Uterus  drei verschiedenen Größen/Positionen (SPS = Size and Position Score) mit folgenden Kriterien (veröffentlicht in einem frei verfügbaren Artikel des Journal of Dairy Science vom Juli 2017):

  • SPS1 = Cervix als auch Uterus sind klein und kompakt und liegen in der Beckenhöhle
  • SPS2 = der Durchmesser von Cervix und Uterus ist durchschnittlich, die Uterushörner sind so lang, dass sie sich teilweise außerhalb des Beckens befinden
  • SPS3 = Cervix und Uterus sind groß und liegen größtenteils außerhalb der Beckenhöhle

Die Kriterien der drei SPS-Scores als Grafik: C = Cervix, P = Becken, RT = Uterus, PB = Beckenhöhle. (Grafik: © Young/JoDS)

SPS 1 mit größter „Erfolgschance“

Anhand des SPS lässt sich eine potentielle Fruchtbarkeit recht gut einschätzen. Dabei verändert sich der Anteil der SPS-Tiere in den Gruppen mit der Anzahl der Trächtigkeiten (siehe Balkendiagramm A).

Mit zunehmenden Abkalbungen nimmt die Rate der Kühe zu, bei denen Cervix und Uterus etwas (SPS2) oder zum größten Teil (SPS3) außerhalb der Beckenhöhle liegen. (Diagramm: © Young/JoDS)

Je besser sich die Gebärmutter nach einer Geburt wieder zurückbildet, desto höher ist die Trächtigkeitsrate bei einer anschließenden Besamung. So war die Trächtigkeitsrate nach Besamung für die SPS1-Gruppe mit 43,3 ± 3,7 % deutlich höher als für die SPS2-Gruppe mit 36,9 ± 3,6 %. Und diese Rate war wiederum deutlich besser als die der SPS3-Gruppe mit 27,7± 4,3 %.

Je besser sich die Gebärmutter nach einer Geburt wieder zurückbildet, desto höher ist die Trächtigkeitsrate bei einer anschließenden Besamung. (Grafik: © Young/JoDS)

Die Untersuchung der Uterusgröße fand in allen Gruppen etwa zum gleichen Zeitpunkt statt, wobei die Tiere der SPS3-Gruppe durchschnittlich rund zehn Tage früher (94 Tage post partum) beurteilt wurden als die der SPS1-Gruppe (104 Tage post partum). Dabei handelte es sich um Routineuntersuchungen vor der erneuten Besamung. Viele US-amerikanische Betriebe besamen ihre Kühe erst ab 90 Tagen nach der letzten Geburt, wenn die Kühe die typische negative Energiebilanz der Hochlaktation überstanden haben. Da die Uterusinvolution etwa sechs Wochen nach der Geburt abgeschlossen sein sollte, dürfte der Unterschied des Untersuchungstermin von zehn Tagen nicht von Bedeutung sein.

Problemlos ohne Ultraschall möglich

Die Wissenschaftler untersuchten die Kühe sowohl ohne als auch mit Ultraschall und stellten dabei fest, dass die Unterscheidung der drei Gruppen problemlos ohne ein Ultraschallgerät und somit schnell und preisgünstig gelingt ist.
Es ist daher möglich, bereits zum Zeitpunkt der Besamung eine Prognose zu stellen, wie gut die Fruchtbarkeit der jeweiligen Kuh sein wird und dann eventuell von einer Besamung abzusehen bzw. besonders fruchtbare Bullen oder preisgünstiges Sperma auszuwählen.

Quelle:
Journal of Dairy Science (Web-Seite) oder PDF-Download (Juli 2017)

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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