EFSA-Antibiotikareport: Vereinzelt hohe MRSA-Resistenzraten bei Hund und Katze

Enger Kontakt: Hund und Mensch können dabei auch MRSA-Bakterien austauschen. (Foto: © pixaby.com / common licence)

Es sind nur Einzeldaten. Doch in den Ländern, die für den aktuellen EU-Anibiotikaresistenzreport 2015 Daten zu MRSA bei Haustieren gemeldet haben, sind die Prozentzahlen sehr hoch. Insgesamt aber geht der Nachweis von MRSA insbesondere in der Humanmedizin deutlich zurück.

von Jörg Held und Annegret Wagner

Die Daten des europäischen Antibiotikaresistenzmonitorings 2015 liegen vor. Sieben EU-Staaten haben hier auch Daten über Methicillin-resistente Staphylococcus aureus-Bakterien (MRSA) bei Nutztieren gemeldet (Details siehe siehe unten). Aber nur aus zwei Ländern gibt es Berichte zu MRSA bei Haustieren oder Pferden – mit zum Teil sehr hohen Prozentzahlen. Die Niederlande und die Slowakei werteten die klinischen Befunde von Hunden, Katzen und Pferden auf Einzeltierbasis aus:

  • In den Niederlanden konnte man bei allen (100%) erkrankten Hunden (50), Katzen (53) und Pferden (56), bei denen entsprechende Daten erhoben wurden, MRSA nachweisen. Der EFSA*/ECDC*-Bericht sagt allerdings nicht, ob hier womöglich gezielt Verdachtstiere in Kliniken überprüft wurden, was die hohen Prozentwerte nahelegen.
  • In der Slowakei waren 64 von 308 Hunden (20,8 %) und 18 von 108 Katzen (16,7 %) MRSA-Träger.

Eine Bewertung der MRSA-Daten bei Haustieren haben die EU-Behörden in ihrem Bericht nicht vorgenommen.

Nachweise von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Bakterien (MRSA) bei Haustieren. (Tabelle: © EFSA/ECDC-Resistenzreport 2015)

Haustiere tragen überwiegend Human-MRSA

Für Deutschland verweist das Rober-Koch-Institut auf Daten des Verbundprojektes MedVet-Staph 1 (siehe Grafik). MRSA wurde demnach bei 2,5 Prozent der Hunde, fünf Prozent der Katzen und 12,5 Prozent der Pferde nachgewiesen (MRSA-Anteil von 50 % der S. aureus Isolate). Dabei tragen Hunde und Katzen vor allem humanassoziierte MRSA-Stämme. Der Anteil von Nutztier-MRSA ist gering. Umgekehrt bei Pferden: Dort überwiegt mit 88 Prozent der Nutztier-MRSA-Stamm CC398.

MRSA-Nachweise bei Hunden, Katzen und Pferden. (Grafik: © RKI/Cluny 4/2016)

Große MRSA-Spannen bei Nutztieren

Bei den Daten, die Rahmen der EU-Monitoring-Programme zu MRSA bei Nutztieren (Sammelproben) erhoben wurden, variierten die Nachweisraten stark:

  • In Belgien fand man MRSA in 78,9 % der Kälberaufzuchtbetriebe sowie in 15,4 % der Rindermastbetriebe und 10,4 % der Milchviehhaltungen.
  • In Norwegen dagegen fanden Tierärzte im Rahmen von Kontrollprogrammen nur in einem von 179 Rinderbetrieben (0,6 %) MRSA.
  • In Deutschland erfolgte ein Monitoring sowohl für Schweinezucht- als auch für Schweinemastbetriebe. Dabei konnten laut EFSA/ECDC-Bericht in 26,3 % der Zucht- und 41,3 % der Mastbetriebe MRSA nachgewiesen werden.

Unterschiede zwischen Nutztier-und Human-MRSA

MRSA-Anteil bei Mensch und Tier. (Folie: © BfR/Tenhagen 11/2016)

Der EU-Bericht sagt, dass es sich bei den MRSA-Nachweisen in Nutztieren und auf Fleisch überwiegend um den (la)-MRSA-Stamm CC398 (la = livestock-associated) handelt. Umgekehrt kämpfen die Humanmediziner überwiegend gegen hospital-associated (ha)-MRSA und community-associated (ca)-MRSA. EU-weit liegt in der Humanmedizin der Anteil S. aureus Isolate mit einer Meticillinresistenz bei 16,8 Prozent – in Nordeuropa sind die Zahlen niedriger als in Südeuropa.
An allen MRSA-Nachweisen im Humanbereich in Deutschland ordnet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) den la-MRSA landesweit einen Anteil von unter fünf Prozent zu. In einzelnen Kliniken mit einem hohen Patientenanteil mit Kontakt zur Landwirtschaft liegt der Anteil bei bis zu 30 Prozent.

Übertragung zwischen Mensch und Tier möglich

In Dänemark haben Wissenschaftler in 2016 aber erneut belegt, dass Human-MRSA-Resistenzgene (hier: mecC-MRSA) von Menschen in Schweinebstände eingetragen wurden. Umgekehrt gilt das aber auch für nutztierassoziierte Resistenzgene (hier: mecA-MRSA), die bei Menschen auftraten. Dieser wechselseitige Resistenzaustausch belegt einmal mehr die Notwendigkeit des One-Health-Ansatzes bei der Resistenzminimierung.

Positiver Trend: MRSA insgesamt rückläufig

Zwischen 2012 und 2015 gab es EU-weit aber insgesamt bei den MRSA einen deutlich rückläufigen Trend, meldete die ECDC in einer anderen Pressemeldung Ende 2016. In der Humanmedizin hätten die Hygieneprogramme Wirkung gezeigt. Für Deutschland bedeutet dies laut Deutschem Ärzteblatt unter Berufung auf das deutsche Antibiotika-Resistenz-Surveillance-System (ARS): Lag 2010 der Anteil der MRSA unter den S.-aureus-Isolaten an deutschen Kliniken noch bei 26 Prozent, so waren es 2014 unter 18 Prozent (ambulanter Bereich: 10,8 Prozent, periphere Krankenhausstationen: 17,3 Prozent, Intensivstationen: 18,3 Prozent); Tendenz weiter fallend.

Trotz dieser positiven Entwicklung bleibe MRSA aber eine Priorität für das öffentliche Gesundheitssystem, sagt der aktuelle EFSA/ECDC-Resistenzreport, da acht von dreißig Ländern weiter Anteile von über 25 Prozent MRSA (in der Humanmedizin) gemeldet haben. 

Mehr Informationen aus dem EFSA/ECDC-Report: Warum die EU vor Carpabenemresistenzen warnt und was das mit Nutztieren zu tun hat

*EFSA = Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit / European Food Safety Authority
*ECDC = Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten / European Centre for Disease Prevention and Control

Quelle der MRSA-Daten:
EFSA/ECDC-Antibiotikaresistenzbericht 2015 (PDF-Download / MRSA ab S. 145 / Haustiere S. 150)
Pressemeldung von EFSA und ECDC (PDF-Download – enthält weiterführende Links)
ECDC-Pressemeldung zum europäischen Antibiotikatag 2016 (PDF-Download – 11/2016)

 weitere Quellen im Artikel und unter den Grafiken verlinkt

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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