Kältewelle: Kälber schützen – eine Checkliste

Kalb mit DeckeDecken helfen neugeborenen Kälbern gegen Auskühlung (Foto:©WiSiTiA/aw)

Die aktuelle Kältewelle macht es nötig: Fütterung und Haltung für Kälber muss angepasst werden, damit sie nicht an Gewicht verlieren und erkranken. Schon ab Temperaturen unter 15°C sind Jungtiere bis zum Alter von 21 Tagen im Kältestress. Eine Checkliste.

(aw) – Genau wie alle anderen Lebewesen verbrauchen Kälber bei niedrigen Temperaturen mehr Energie, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu halten. Außerdem benötigen sie Energie für das Wachstum. Werden Kälber in kalten Wintertagen nicht ausreichend versorgt, stagniert die tägliche Zunahme. Bei Kälbern unter 21 Tagen beginnt der Kälterstress bereits ab Temperaturen unter 15 °C, bei älteren Kälbern sinkt diese kritische Temperatur auf etwa 4,5°C.
Aktuell ist es noch kälter.

Weitere Tips zur Kälberhaltung im Winter gibt es auch hier

Kalb mit Decke

Decken und trockene Stroheinstreu helfen neugeborenen Kälbern gegen Auskühlung (Foto:©WiSiTiA/aw)

Checkliste für Winter-Kälber

Um die Kälber gesund durch die kalte Jahreszeit zu bringen, sollten diese Punkte unbedingt beachtet werden:

  1. Ausreichende Kolostrumgabe: Kälber werden mit nur vier Prozent Körperfett geboren, der erhöhte Fettgehalt im Kolostrum ist für die Kälber eine wichtige Energiequelle.
  2. Einstreu: Um den Körperwärmeverlust möglichst gering zu halten, muss genug saubere, trockene Einstreu bereitgestellt werden, damit sich die Kälber ein „Nest“ bauen können.
  3. Kälberdecken: Sie sind ein effektives Hilfsmittel, um Kälber warm zu halten. Es sollte daran gedacht werden, dass die Decken dem Wachstum entsprechend auf ihren Sitz kontrolliert werden müssen.
  4. Warmes frisches Wasser zur freien Aufnahme: Diese Maßnahme führt zu einer besseren Futteraufnahme. Dadurch wird der Beginn der Pansenaktivität beschleunigt und das erzeugt wiederum Wärme. Außerdem verliert das Kalb bei der Aufnahme von warmem Wasser weniger Energie.
  5. Ausgewogene Fütterungszeiten: Wenn die Kälber nachts rund 14 Stunden nicht gefüttert werden, müssen sie ausgerechnet die kälteste Zeit des Tages mit einem leeren Magen verbringen.
  6.  Stress vermeiden

Milchaustauschermenge: Bis 20 Prozent vom Körpergewicht

Um dem zusätzlichen Energiebedarf zu decken, muss entweder deutlich mehr Milch / Milchaustauscher vertränkt werden – idealer Weise verteilt auf mindestens drei Mahlzeiten – oder der verwendete Milchaustauscher sollte energiereicher sein als in der warmen Jahreszeit. Galt lange Zeit die Faustregel, dass ein Kalb zehn Prozent seines Körpergewichts an Milch bekommen sollte, liegen neuere Empfehlungen deutlich höher: 15 bis 20 Prozent vom Körpergewicht dürfen es schon sein. Die allerdings sollten auf mehr als zwei Mahlzeiten verteilt und mit einem Nuckeleimer gegeben werden, damit sich die Kälber beim Trinken „anstrengen“ müssen und es nicht zum Pansentrinken kommt.

(Der Artikel wurde in leicht veränderter Form bereits im Dezember 2015 veröffentlicht, er ist aber unverändert aktuell)

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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