Initiative Tierwohl: Supermarktkette real,- steigt aus

Getrennt: die Supermarktkette real;- steigt zum Jahresende aus der Initiative Tierwohl aus. (© Logos: ITW/real,- – Montage: WiSiTiA/jh)

Die Finanzierung sei bis 2020 gesichert, teilt die wirtschaftsgetragenen Initiative Tierwohl groß mit. Und dann ganz klein: Die Metro-Supermarktkette real,- steigt zum Jahresende 2017 aus.Offensichtlich zeigen Protest und Austritt der Tierschutzverbände im letzten Jahr Wirkung. (ergänzt: 12.1.2017)

von Jörg Held

Die Metro-Supermarktkette real,- steigt aus – das Jahr 2017 beginnt mit einer denkbar schlechten Nachricht für die wirtschaftsgetragene Initiative Tierwohl (ITW). real.- wolle stattdessen das neue staatliche Tierschutzlabel unterstützen. Ein weiterer Grund soll der Ausstieg des Deutschen Tierschutzbundes und der Tierschutzorganisation ProVieh sein. Die Tierschützer waren Mitglied im Beraterausschuss und hatten der ITW vorgeworfen, zu lasche Anforderungen an die Tierhalter zu stellen und ihre Forderungen nicht ausreichend zu berücksichtigen (wir-sind-tierarzt berichtet hier und hier). Durch den Ausstieg der Verbände hat das Projekt der Wirtschaft erheblich an Legitimation eingebüßt.
Gefährdet sei die Initiative aber durch den real,- Ausstig zum Jahresende nicht. Es stünden ab 2018 deutlich mehr Fördergelder zur Verfügung als in den Vorjahren, heißt es in einer ITW-Pressemeldung.

Mehr Geld – höhere Anforderungen

Gesichert ist die Finanzierung, weil gerade der Programmentwurf für die Jahre 2018 bis 2020 von den teilnehmenden Handelskonzernen unterzeichnet wurde. „Damit steht die Initiative Tierwohl bis 2020 auf einer sicheren vertraglichen Grundlage.“ Auch ohne real,-. Da die beteiligten Handelsunternehmen ab 2018 statt bisher 4 Cent dann 6,25 Cent pro Kilo verkauftem Fleisch an die ITW zahlen, sei die Finanzausstattung deutlich besser (ca. 100 Mio €/Jahr). Durch den Real-Ausstieg gehen etwa 6 Mio € verloren.
Gleichzeitig werden die Mindestanforderungen an die teilnehmenden Tierhalter erhöht. Auch würden die Betrieb statt einmal künftig zweimal jährlich überprüft. Damit reagiert die ITW auf Skandalberichte aus Tierwohlbetrieben.
Details zum neuen Programm sollen auf der Internationalen Grünen Woche Ende Januar in Berlin vorgestellt werden. Dort wird auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt das staatliche Tierwohllabel vorstellen (erste Details lesen sie hier).

Wettbewerbsverzerrung: Zu wenig Teilnehmer

real,- begründete seinen Ausstieg aus der ITW auch damit, dass nicht alle Einzelhändler mitmachen. Weil deshalb die Finanzausstattung nicht ausreichend ist, können sich auch nicht alle interessierten Landwirte beteiligen. Statt einer Ausweitung auf möglichst viele Händler sollen die bereits teilnehmenden mehr einzahlen. real,- sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung. Größere Hoffnungen setzt das Unternehmen daher in das angekündigte staatliche Tierwohllabel.

real;- geriet wegen „Ramschpreisen“ immer wieder in die Kritik von Tierhalterverbänden(© ISN)

Initiative Tierwohl: Wer macht mit?

Getragen wird die Initiative Tierwohl ab 2018 nach derzeitigem Stand von den Supermarktketten ALDI Nord, ALDI Süd, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto, Penny, REWE und Wasgau. real,- ist noch bis  31. Dezember 2017 ITW-Partner. Die Filialen des Handelsunternehmens Kaiser’s Tengelmann werden weiter teilnehmen – unter dem Namen der übernehmenden Handelsunternehmen.

Wie die Initiative Tierwohl funktioniert, ist hier erklärt.

Quellen:
Pressemeldung der Initiative Tierwohl (PDF-Download – 5.1.2017)
Medienberichte u.a. hier

Alle Berichte auf wir-sind-tierarzt.de über die Initiative Tierwohl finden Sie hier

Teilen
Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)