Kolostrum richtig lagern – ein Vergleich

Wenn Kolostrum für das Kalb gelagert wird, dann nicht über 4°C (=Kühlschranktemeperatur). (Foto: © WiSiTIA/aw)

Kolostrum ist essentiell für den Infektionsschutz junger Kälber. Damit Qualität und Verfügbarkeit der Immunglobuline erhalten bleiben, sollte Biestmilch nicht über 4°C gelagert werden.

(aw) – Biestmilch ist für neugeborene Tiere die wichtigste Quelle für die Nährstoffe, die sie brauchen, um zu überleben. Speziell der Gehalt an Immunglobulinen, allen voran IgG, schützt den Säugling vor Infektionen. Damit die Immunglobuline in der Milch erhalten bleiben, muss sie – bis das Kolostrum verabreicht wird – richtige gelagert sein. Dies gilt in erster Linie für Kälber von Milchkühen, denn diese trinken in der Regel nicht selbst an ihrer Mutter. Dr. Emer Kennedy und ihre Kollegen vom Teagasc in Irland haben verschiedene Lagerungen für Biestmilch verglichen und bewertet, wie diese die Konzentration der Immunglobuline und deren Aufnahme durch das Kalb verändern.

Fünf Methoden im Vergleich

Zur Auswahl standen fünf verschiedene Methoden:

  • Die Fütterung von frischem Kolostrum unmittelbar nach dem Abmelken,
  • die Fütterung von frischen Kolostrum direkt im Anschluss an die Pasteurisierug
  • und die Lagerung von nicht-pasteurisiertem Kolostrum über 48 Stunden bei jeweils 4°C, 13°C und 22°C.

Die Milch hatte immer eine IgG-Konzentration von > 50g/l und wurde den Kälbern direkt nach der Geburt gegeben.

Gleichwertig: frisch, pasteurisiert und bei 4°C gekühlt

Qualitativ etwa gleichwertig waren drei Kolostrumvarianten: das frische, das pasteurisierte und das bei 4°C gelagerte Kolostrum.
Am schlechtesten schnitt die Aufbewahrung bei 22°C ab. Diese Biestmilch enthielt 42 mal mehr Bakterien, als die drei obigen Tränkemöglichkeiten. Der pH-Wert lag 0,85 Einheiten unter dem der anderen Proben. Auch die IgG-Konzentration im Blutserum der Kälber war fast zweimal niedriger als bei den ersten drei Varianten.
Auch die 13°C Variante lag in fast allen Werten schlechter als die ersten drei Methoden.

Nicht über Kühlschranktemperatur lagern

Wer also Kolostrum für Kälber aufbewahren will – wie etwa Biestmilch einer älteren Kuh zur Fütterung von Färsen-Kälbern – der sollte sie bei Kühlschrank-Temperaturen (4°C) lagern. Dann bleiben, das ergaben die Untersuchungen von Dr. Kennedys Team, Qualität und Verfügbarkeit der Immunglobuline (IgG-Serum-Konzentrationen) in etwa auf dem Niveau von frischer und pasteurisierter Biestmilch erhalten.

Quelle:
Journal of dairy science, Ausgabe Januar 2017 – PDF-Download

Teilen
Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)