Infrarot-Fieberthermometer für Katzen ungeeignet

Unangenehm, aber deutlich zuverlässiger als Infrarotthermometer: rektale Fiebermessung. (Foto: © WiSiTiA/hh)

Katzen hassen Fiebermessen. Darum würden sich gerade bei ihnen Infrarot-Fieberthermometer anbieten. Doch wie verlässlich sind die Geräte bei Tieren? Ein US-Test kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

(aw) – Ohne rektalen Kontakt bei Katzen Fieber messen, das würde viele Handlingprobleme vermeiden. Mit NIRT – non-contact infrared thermometry – wäre es möglich, wenn die per Infrarot arbeitenden Geräte zuverlässig wären. Ob sie es sind, haben PhD Julie Levy und ihre Kolleginnen von der University of Florida untersucht.

Sechs Thermometer im Test

In ersten Vorversuchen testeten sie sechs verschiedene Geräte an 15 verschiedenen Stellen am Tier. Für ihre Studie wählten die Tierärztinnen dann drei Geräte mit der höchsten Korrelation zur Rektaltemperatur aus und beschränkten sich auf drei Messstellen: Ohrmuschel, Zahnfleisch, Perineum. Insgesamt verglichen die Kolleginnen die Messergebnisse von 188 erwachsenen Indoor-Katzen (keine Freigänger) und werteten diese mittels Band-Altman-Diagramm aus.

Unzuverlässige Messwerte: Abweichung bis 1,3°C

Doch selbst die Messergebnisse der drei zunächst als verlässlich eingestuften Geräte zeigten wenig Übereinstimmungen mit den rektal gemessenen Körpertemperaturen. In der Regel lagen die Infrarot-Ergebnisse 0,7 bis 1,3°C unter den rektalen Messwerten. Doch diese Abweichung war leider nicht regelmäßig zu beobachten, so dass eine entsprechende Korrektur ebenfalls keine verlässlichen Werte liefern würde.
Bei Katzen mit Hypothermie lagen die gemessenen Temperaturen der Infrarot-Geräte regelmäßig höher, als die rektal ermittelten und bei Katzen mit normaler oder erhöhter Körpertemperatur, zeigten die Infrarot-Geräte niedrigere Werte, als die rektal gemessenen.

Rektale Fiebermessung ist am zuverlässigsten. (Foto: WiSiTiA/hh)

Rektale Fiebermessung ist am zuverlässigsten. (Foto: WiSiTiA/hh)

Infrarot-Fieberthermometer für Katzen ungeeignet

Die Autorinnen kommen daher zu dem Ergebnis: Infrarot-Thermometer sind für die genaue Messung der Körpertemperatur von Katzen nicht geeignet und sollten daher bei der klinischen Untersuchung nicht verwendet werden.
Zu einem vergleichbaren Ergebnis kam bereits 2012 auch Marla Brunell vom Walter Reed Army Institute (Maryland/USA). Sie hat die Genauigkeit von Infrarot-Thermometern an 50 Rhesus-Affen getestet.
Auch in der Humanmedizin ist die Messmethode umstritten. Weder bei Neugeborenen  noch bei Kindern in Kindergärten – wo sich das Verfahren aus hygienischen Gründen ebenfalls anbieten würde – stimmten die Messwerte ausreichend gut mit den rektalen Ergebnissen überein.

Wenn man verlässliche Ergebnisse erhalten möchte, bleibt also weiterhin nur das – für Katze und Untersucher unangenehme(re) – Messen der Rektaltemperatur.

Quellen im Text verlinkt

Teilen
Über den Autor

Redaktion wir-sind-tierarzt.de

Unter dem Autorennamen "Redaktion wir-sind-tierarzt.de" veröffentlichen wir überwiegend kurze/aktuelle Nachrichten, die im Redaktionsalltag entstehen. Ein Namenskürzel am Textanfang weist ggf. näher auf den zuständigen Redakteur hin: jh – Jörg Held / hh - Henrik Hofmann / aw – Annegret Wagner Kontakt zur Redaktion: zentrale(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)