Neuweltkameliden: Überträger von Rinderkrankheiten?

Neuweltkameliden in Tierseuchenmonitoring aufnehmen? 68 Prozent tragen Antikörper gegen das Schmallenberg-Virus, zwölf Prozent gegen Blauzungenviren.(Foto: © WiSiTiA/aw)

Neuweltkameliden sind auch außerhalb Südamerikas zunehmend beliebt. Doch mangelt es in einigen Bereichen noch an belastbarem Wissen. Auf dem World Buiatrics Congress 2016 in Dublin gab es einige interessante Daten zu Viruslast, Blutreferenzwerten und Entwurmung.

Logo_WBC_Kongress(aw) – Neuweltkameliden sind potentielle Träger und Überträger von Rinderseuchen. Das hat eine großangelegte Untersuchung von 186 Lamas und 261 Alpakas unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Wittek von der Tiermedizinischen Universität Wien ergeben. Bei jeweils einem untersuchten Tier konnten die Kollegen aus Österreich BHV-1 Antikörper beziehungsweise BVDV-Antikörper nachweisen. Beide Tierseuchen spielen in Österreich fast keine Rolle, daher scheinen sie auch bei Neuweltkameliden kaum verbreitet zu sein.
Anders sieht es für das Schmallenberg-Virus aus: Bei 67,7 Prozent aller beprobten Tiere konnten Antikörper nachgewiesen werden und bei 11,8 Prozent der Probanden Antikörper gegen Blauzungenviren.
Professor Wittek hält es daher für sinnvoll, auch bei Neuweltkameliden ein Monitoring im Bezug auf Tierseuchen vorzunehmen, da die Anzahl der gehaltenen Tiere kontinuierlich steigt.

Alpakas: Referenzwerte für Blutuntersuchungen

Um Referenzwerte für Steroide, Schilddrüsenhormone und die Insulinkonzentration zu ermitteln, haben Kellie Fecteau und ihre Kollegen von der University of Tennessee Blutuntersuchungen an gesunden männlichen und weiblichen Alpakas durchgeführt. Insgesamt untersuchten die Kollegen Blut von 59 weiblichen und 37 männlichen (zwei Kastraten) Huacaya- und Suri-Alpakas und kamen zu folgenden Ergebnissen:

 Blutreferenzwerte Alpakas männlich weiblich
Kortisol < 1,0 – 2,9 µg/dl < 1,0 – 1,5 µg/dl
Progesteron < 0,2 – 0,36 ng/ml < 0,2 – 5,36 ng/ml
17-Hydroxyprogesteron 0,06 – 1,04 ng/ml 0,02 0,24 ng/m
Östradiol < 10,0 – 36,8 pg/ml < 10,0 – 44,7 pg/ml
Androstendion 19,4 – 403,0 ng/ml 0,04 – 0,93 ng/ml
Testosteron 19,4 – 403,0 ng/dl < 15,0 ng/dl
T4 4,2 – 11,8 µg/dl 3,9 – 10,3 µg/dl
T3 48,7 – 403,0 ng/dl 72,4 – 380,0 ng/dl
Insulinkonzentration < 2,0 µIU/ml < 2,0 µIU/ml

Bei einigen Parametern liegen die Konzentrationen unter der jeweiligen Nachweisgrenze. Diese Ergebnisse sind mit einem < ” gekennzeichnet.
80 Prozent der weiblichen Tiere hatten Progesteronkonzentrationen von < 0,2 ng/ml, bei den höheren Werten ist nicht ganz klar, ob die Tiere zum Zeitpunkt der Blutabnahme eventuell trächtig waren oder sich in einer bestimmten Phase des Zyklusgeschehens befunden haben.

Bei Entwurmung auf ausreichende Dosierung achten

einige Empfehlungen zur Entwurmung haben Agnes Dadack und Sonja Franz von der Tiermedizinischen Universität Wien zusammengetragen. Die größte Gefahr für Neuweltkameliden stellen in Europa die Dicrocoeliose und Nematodenbefall da. Es ist allerdings unbedingt zu beachten, dass Albendazol, das in der Regel gegen Dicrocoeliose angewendet wird, für Neuweltkameliden toxisch ist und nicht verabreicht werden darf.
Als gut wirksam gegen Dicrocoelium dentriticum hat sich in Österreich Praziquantel erwiesen. Die Dosierung sollte 50 mg/kg Körpergewicht betragen.
Gegen gastrointestinale Nematoden setzen die Tierärztinnen Monepantel ein. Die Dosierung für eine effektive Behandlung liegt mit 7,5 mg/kg Körpergewicht deutlich über den Empfehlungen für Schafe und ist aber für eine ausreichende Wirkung unbedingt erforderlich.

Quellen:
Poster-Session WBC 2016/Dublin

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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