Ferkel: Endotoxine nicht unterschätzen

Absetzferkel brauchen hochverdauliches Futter, um den Wachstumseinbruch schnell auszugleichen. (Foto: Henrik Hofmann/tierundleben.de)

Futterverweigerung, Überfressen, Durchfall – Absetzferkel sind gestresst und die geschwächte Darmbarriere ist ein Einfallstor für Endo- und Mykotoxine.

(aw) – Für Ferkel ist das Absetzen von der Mutter eine schwierige Situation. Viele verweigern zunächst die Futteraufnahme, in Extremfällen sogar bis zu zwei Tagen. Das führt primär zu einer Gewichtsabnahme, aber die mangelhafte Aufnahme von Nährstoffen hat weitreichende Folgen: Eine Atrophie der Darmzotten um bis zu 30 Prozent ihrer Höhe und eine schlechtere Barrierefunktion der Darmschleimhaut.

Der Futterverweigerung folgt dann häufig das „Überfressen“, mit dem die Ferkel den Gewichtsverlust wieder ausgleichen wollen. Doch die zu hohe Futteraufnahme in Zusammenhang mit der schlechten Darmkonstitution sorgt für Probleme: Das im Futter enthaltene Eiweiß kann nicht adäquat verdaut werden und bietet eine gute Grundlage für E. Coli -Infektionen. Zudem können sich an der veränderten Darmschleimhaut pathogene Keime leichter anheften und vermehren.

Futterqualität mitentscheidend

Endotoxine sind Bestandteile der Zellwand von Gram-negativen Bakterien und sie werden entweder beim Tod oder der Vermehrung dieser Bakterien freigesetzt. Sie können eine geschädigte Darmwand gut passieren und zu lokalen oder systemischen Entzündungsprozessen führen. Außerdem sind Endotoxine in der Lage die engen Verbindungen zwischen den Epithelzellen im Darm aufzuweichen und somit die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut noch weiter zu erhöhen. Die Folge ist ein vermehrter Eintrag von endogenen und exogenen Toxinen sowie Bakterien in die Blutbahn. Die systemische Verbreitung von Endotoxinen im Organismus führt zu Entzündungsprozessen und senkt wiederum den Appetit und die Futteraufnahme.
Gängige Empfehlungen lauten daher, dass die Ferkel nach dem Absetzen ein hochverdauliches Futter benötigen, um den Wachstumseinbruch schnell auszugleichen. Was oft vergessen wird: Auch die Futterqualität muss passen, denn wenn Futter mit dem Mykotoxin DON (Deoxynivalenol) kontaminiert ist, wirkt dieses zusätzlich negativ auf die Darmschleimhaut.

Symptome: Durchfall, Ödeme und Nekrosen

Klinisch äußern sich die erwähnten Phänomene vor allem in Durchfall und Ödembildung, aber im Falle der Mykotoxine speziell auch in Ohrrandnekrosen. Durchfälle bei Absatzferkeln haben also komplexe Ursachen, die sich nicht immer sofort erkennen lassen. Durchfälle und andere Erkrankungen in dieser Altersgruppe zu vermeiden, kann auch den Einsatz von Antibiotika oder Zink deutlich reduzieren. Daher ist die Qualität des angebotenen Futters ein wesentlicher Faktor während dieser kritischen Lebensphase eines Ferkels.

Generell gilt: Futter- und Haltungsumstellungen sollte man den Schweinen so einfach wie möglich machen. Nicht immer erkennen die Ferkel auf Anhieb, wie sie nach dem Absetzen an Nahrung kommen können – sowohl an Wasser (Nippeltränken) als auch Festfutter. Der Landwirt muss sich davon überzeugen muss, dass die Tiere wissen, wie sie an Futter und vor allem auch Wasser gelangen.

Quelle: the pigsite.com 

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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