Australien: Laserfallen gegen den „Schädling“ Katze

Die "Grooming-Trap" markiert eine Katze per Laser und besprüht sie mit Gift. (Foto: © ecologicalhorizons)

In Australien sind etliche Tierarten vom Aussterben bedroht. Ihr schlimmster Feind: verwilderte Hauskatzen. Die scheuen wie schlauen Jäger sind jedoch schwer zu bekämpfen. Deshalb will die Regierung mit Laserfallen, die Gift versprühen, zwei Millionen Katzen töten. Zum Entsetzen internationaler Tierschützer.

von Henrik Hofmann

Nicht nur in Wirtschaft, Wissenschaft und Medien ist die Globalisierung ein Thema – sondern auch im Naturschutz. Denn mit dem verstärkten globalen Austausch werden auch Pflanzen und Tiere über weite Strecken in Gebiete gebracht, in denen sie ursprünglich nicht zu Hause waren. Verbreiten sie sich dort sehr schnell und sind in ökologischer, ökonomischer oder gesundheitlicher Hinsicht bedenklich, spricht man von „invasiven Arten“. Gegen sie sind einheimische Tier- und Pflanzenarten nicht gewappnet. Um einheimische Arten zu schützen, gehen Nationen mitunter rigoros gegen sie vor. Das steht nun verwilderten Katzen in Australien bevor.

Wegen Katzen schon 27 Arten ausgestorben

Laut australischer Regierung sind wildlebende Katzen für das Aussterben vieler Tierarten verantwortlich. (Foto: © ecologicalhirizons)

Laut australischer Regierung sind wildlebende Katzen für das Aussterben vieler Tierarten verantwortlich. (Foto: © ecologicalhorizons.com)

Nach Angaben der australischen Regierung sind Katzen schon jetzt für das Aussterben von 27 Beuteltier-, Vogel- und Reptilienarten im Busch verantwortlich – und bedrohen 100 weitere Arten. Deshalb möchte die Regierung in den nächsten Jahren mindestens zwei Millionen verwilderte Katzen eliminieren – mit Hightech-Fallen.

Die giftige „Pflege-Falle“

Die „Grooming Trap“ genannte Falle ist mit vier lasergestützten Entfernungsmessern ausgestattet, die sich bewegende Tiere erkennt und ihre Größe vermisst. Über sieben Jahre hat der Ökologe John Read von der University of Adelaide diese Hightech-Falle entwickelt. Sie erkennt Katzen automatisch und trifft sie „an ihrer Achilles-Ferse“: ihrem Instinkt, sich zu pflegen („to groom“, daher der Name der Falle).
Die Katzenerkennung funktioniert durch die Anordnung der Laser: Misst der obere Laser ein Tier, das größer als eine Katze ist – wie beispielsweise ein Dingo oder Känguru – deaktiviert er die Falle. Der untere Laser hingegen versucht zwischen den vier Beinen hindurchzuleuchten. Trifft er auf einen Körper mit kürzeren Beinen, als es für eine Katze typisch ist – etwa ein Wombat –, so löst die Falle ebenfalls nicht aus.
Nur wenn gleichzeitig zwei weitere Laser einen Kontakt signalisieren, der auf die Länge eines Katzenkörpers hindeutet, besprüht die „Grooming Trap“ die Katzen mit einem in Australien natürlich vorkommenden Gift. Weil Katzen sich bei Flüssigkeitskontakt putzen, nehmen sie das Gift auf und sterben daran. Die eingesetzte Dosis reicht aus, um drei Katzen zu vergiften, schadet aber den meisten Beuteltieren nicht, zumal diese weniger intensiv als Katzen ihr Fell lecken.

Die Laserfalle: Vier Sensoren identifizieren , ob das Tier eine Katze ist – dann wird automatisch Gift versprüht. (Foto: © ecologicalhirizons)

Die Laserfalle: Vier Sensoren identifizieren , ob das Tier eine Katze ist – dann wird automatisch Gift versprüht. (Foto: © ecologicalhorizons.com)

Zusätzlich spielt die Maschine die Rufe potenzieller Beutetiere wie Ratten und die anderer Katzen ab. Das Gerät ist solarbetrieben und kann ohne Wartung über Monate im Busch seine Arbeit verrichten.

Tierschützer entsetzt

Aktuell wird die „Grooming Trap“ im Pullen-Naturschutzgebiet getestet. Dieses wurde zum Schutz des erst vor wenigen Jahren wiederentdeckten Nachtsittichs eingerichtet.
Der Plan, zwei Millionen Katzen zum Schutz der Natur zu töten, hatte international einen Aufschrei von Tierschützern ausgelöst. In Australien wird er hingegen mehrheitlich unterstützt, um die einzigartige Fauna des Landes zu erhalten.

Quellen:
Robots, laser, poison – hight-tech tu cull cats – The Guardian
Feral cat grooming trap – Australische Regierung (PDF-Download)
Globalisierung der Natur – BUND

Bilder: Australisches Umweltministerium

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Über den Autor

Dr. Henrik Hofmann

Dr. Henrik Hofmann (hh) betreibt seit 1995 eine eigene Tierarztpraxis in Butzbach. Er ist Fachtierarzt für Allgemeine Veterinärmedizin und hat die Zusatzbezeichnung Akupunktur. (www.tierundleben.de) Als Autor und Redakteur hat Hofmann in etlichen Zeitschriften und Zeitungen rund ums Tier geschrieben. Bei wir-sind-tierarzt.de betreut er schwerpunktmäßig Medizinthemen, den Bereich Praxismanagement und die Rubrik Mensch-Tierarzt. Außerdem steuert er die SocialMedia-Aktivitäten und leitet die Bildredaktion. Zuletzt ist sein Buch „Tieren beim Sterben helfen – Euthanasie in der Tierarztpraxis“ erschienen. Kontakt: henrik.hofmann(at)wir-sind-tierarzt.de
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